80 Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, der am 1. September 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen begann und der zerstörerischste Krieg der Menschheitsgeschichte wurde, kommt Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, um eine Feststellung nicht herum. »Die Narben«, sagt sie, »bleiben bis heute spürbar.«
Der Zweite Weltkrieg forderte 50 bis 60 Millionen Menschenleben, zerstörte ganze Länder, zerriss Familien, vernichtete die historischen und kulturellen Zeugnisse von Jahrhunderten und bildete insbesondere in Osteuropa den Rahmen für das singuläre Menschheitsverbrechen des Holocaust. Die Ermordung von sechs Millionen jüdischen Männern, Frauen und Kindern bedeutete nichts weniger als die fast vollständige Vernichtung des europäischen Judentums.
europa »Auch wenn heute nicht mehr viele derjenigen unter uns sind, die den Krieg miterlebt haben«, stellte Knobloch fest, »begegnen wir seinen Folgen gerade in Europa doch noch auf Schritt und Tritt. Das gilt insbesondere für uns als jüdische Gemeinschaft in Deutschland. Bei allem Wachstum und allen erfreulichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, blieben spürbare Narben zurück.«
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde wies zwar auf die lange Zeit hin, die seitdem vergangen ist, zog daraus aber auch die Verpflichtung, die Schrecken der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Das sei gerade in der heutigen Zeit von besonderer Bedeutung, da extreme politische Kräfte erneut Hass, Gewalt und Agitation in die Mitte der Gesellschaft tragen und so die Demokratie bedrohen würden.
Wörtlich sagte Charlotte Knobloch: »Ich habe die Verheerungen dieses Krieges erlebt und kann nur sagen: Als jüdische Gemeinschaft und als Bürger demokratischer Staaten müssen wir in diesen Tagen zusammenstehen, um sicherzustellen, dass der Frieden und die Freiheit, die bis 1945 blutig erkämpft und nach 1945 mühsam gesichert wurden, auch für die kommenden Generationen erhalten bleiben.«