Abschied

Ein besonderer Mensch

Geza Baumöhl sel. A. Foto: Miryam Gümbel

Einmal mehr heißt es Abschied nehmen von einem hoch geschätzten Menschen. Mit Geza Baumöhl sel. A. ist ein Vorbild für unsere Gemeinde von uns gegangen. Geboren am 21. Februar 1924 im ungarischen Silindru wuchs er in einer religiösen Familie mit festen und unerschütterlichen Wertvorstellungen auf, die sein Leben prägten und von denen er sich zeitlebens leiten ließ.

einzigartig Die Schoa überlebte er in einem Arbeitslager; sein Vater wurde in Auschwitz ermordet. 1945 kam er über Frankreich nach München. Die amerikanische Besatzungszone sollte nur eine Zwischenstation auf dem Weg in die Vereinigten Staaten sein. Um seinen Wunsch, auswandern zu können, zu realisieren, lernte er an der Münchner ORT-Schule einen handwerklichen Beruf. So lernten wir uns kennen. Er war ein gut aussehender Mann – und weit mehr als das, er war zeitlebens ein einzigartiger, großartiger Mensch. Meine Bewunderung, meine Hochachtung und meine Dankbarkeit für Geza Baumöhl sel. A. sind grenzenlos. Er wird mir für immer als wahrer Gentleman in Erinnerung bleiben.

Geza Baumöhl sel. A. wurde für viele Menschen zum Vorbild und zum Fels in der Brandung. All jene, die ihn um Hilfe oder Rat baten, enttäuschte er niemals. Obwohl er so viel Schreckliches und Grausames erlebt und gesehen hatte, bewahrte sich seine Menschlichkeit, seine Wärme und sein Vertrauen in G’tt und dessen Geschöpfe.

München, zunächst nur Durchreisestation, wurde zum Daueraufenthalt. Dank seines immensen kaufmännischen Geschicks und seines Gespürs wurde er zu einem erfolgreichen Geschäftsmann. Er begegnete seiner über alles geliebten Frau und gründete mit ihr eine Familie. Seine beiden Kinder und seine Enkel waren die Krönung seines privaten Glücks. Seine Familie hat diesem besonderen Menschen zeitlebens den wichtigen Rückhalt und Geborgenheit gegeben

Israel Eine innige Liebe hegte Geza Baumöhl sel. A. auch zu Israel. Seine Begeisterung für das Land, sein leidenschaftlicher und großherziger Einsatz für die Menschen dort und die Idee eines jüdischen Staates unterstrich er immer wieder – insbesondere als Münchner Vorsitzender von Keren Kayemeth LeIsrael. Sein Interesse an der Lage im Heiligen Land blieb bis zuletzt ungebrochen. Jedes Detail wollte er erfahren, und stets war er erfolgreich auf der Suche nach Möglichkeiten, sich selbst für Frieden und die gute Zukunft Israels einzusetzen. Unermüdlich leistete er Hilfe für verschiedene Organisationen, die sich der Unterstützung Israels verschrieben haben.

Sein soziales Engagement richtete sich immer auch an die Menschen hier vor Ort, an diejenigen in seiner nächsten Umgebung, aber auch weit darüber hinaus. Geza Baumöhl sel. A. hatte immer und für jeden ein offenes Ohr und ein offenes Herz. Seine Großzügigkeit, seine Liebenswürdigkeit und seine Nächstenliebe waren unermesslich.

Sein Lebensziel fand er in der Familie und in der Ausgeglichenheit des tiefen Bewusstseins, vor G’tt, Frieden und Glück gefunden zu haben. So fand er Balance und Harmonie auch inmitten der Natur. Seine Liebe zur Natur spiegelte sich in seinem Garten wider, den er hegte und pflegte – und in dem er sich ausruhen konnte. Hege und Pflege ließ er auch seinen zahlreichen guten Freunden widerfahren.

Ehrenmann Geza Baumöhl sel. A war ein überaus zuverlässiger und verantwortungsvoller Freund und Partner. Privat wie geschäftlich. Er war ein Ehrenmann, ein Grandseigneur, hochintelligent, gebildet und von bemerkenswerter menschlicher Haltung. Er gehörte zu jenen Menschen, die wir nicht gehen lassen wollen. Und doch ist es so, wie es heißt im Heiligen Buch Kohelet: »Alles hat seine bestimmte Zeit, und seine Stunde hat Jegliches unter dem Himmel.«

Am 11. November mussten wir Geza Baumöhl sel. A. dennoch ziehen lassen. Er kehrt heim und hat seinen letzten Weg dorthin genommen, wohin sein Herz ihn schon so viele Male getrieben hatte: nach Israel. Wir verneigen uns vor diesem großartigen Menschen und seiner Lebensleistung. Mit seinem Denken und seinem Handeln hat sich Geza Baumöhl sel. A. ein Denkmal errichtet. Stets werden wir sein Andenken in würdiger und ehrenhafter Erinnerung behalten. Möge seine Seele eingebunden sein in das Bündel des ewigen Lebens!

Zentralrat der Juden

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