Frankfurt/Main

Drei Rabbiner ins Amt eingeführt

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat gemeinsam mit dem Rabbinerseminar zu Berlin am Montag in Frankfurt am Main die Ordination von drei Rabbinern gefeiert. »Die Ordination neuer Rabbiner zeigt für mich wie kaum ein anderes Ereignis die Stärke unserer Gemeinschaft«, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster in der Westend-Synagoge.

Schuster warnte, durch den Erfolg der Partei AfD und anderer Rechtspopulisten sowie der steigenden Zahl von Islamisten wehe »ein kalter, heftiger Wind durch Deutschland«. Ihm setzten die jüdischen Gemeinden ihre Werte und Gebote entgegen. »Wir zeigen, dass das geht. Wir lassen unsere Werte nicht einfach wegpusten. Das haben wir schon über Jahrtausende bewiesen«, sagte Schuster.

Ministerpräsident
Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) bezeichnete die Ordination der Rabbiner als »ein herausragendes Ereignis und Anlass großer Freude für unser Land«. Es sei »die Fortsetzung eines Stücks bedeutender deutsch-jüdischer Geschichte«, sagte Bouffier. Das jüdische Leben habe wieder einen festen Platz in der deutschen Gesellschaft. »Mit der Rückkehr der jüdischen Kultur ist auch unser Land wieder zu unserer Kultur zurückgekehrt.« Die Perspektive des jüdischen Glaubens sei für die gesamte Gesellschaft eine Bereicherung. Israel- und Judenfeindlichkeit »dulden wir nicht«, sagte der Ministerpräsident.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Salomon Korn, sprach vom Ausdruck wachsender Hoffnung und vorsichtigem Vertrauen in die Weiterentwicklung jüdischen Lebens in Deutschland: »Das damit verbundene Bekenntnis zu Deutschland als jüdische Lebenswelt mit Aussicht auf Dauerhaftigkeit ist eine der Botschaften der heutigen Feierstunde. Eine Botschaft, die Ihnen allen, verehrte Absolventen, Kraft und Selbstbewusstsein geben möge für ihre künftige Aufgaben.«

Rektor Der Rektor des Rabbinerseminars Berlin, Dayan Chanoch Ehrentreu, überreichte die Ordinationsurkunden. Er könne sich noch an das Brennen der Heiligen Schrift in der Pogromnacht 1938 erinnern, sagte der 1932 in Frankfurt Geborene. »Wer hätte sich vor 70 Jahren vorstellen können, dass es wieder ein blühendes jüdisches Leben gibt?« Aber der Geist Gottes sei ewig und könne nicht verbrannt werden.

An der Ordinationsfeier nahmen auch hochrangige Vertreter der Beth Medrash Govoha aus Lakewood/USA sowie führende Rabbiner Europas und eine Vielzahl hochrangiger Repräsentanten der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland teil.

Gemeinden
Die drei heute ordinierten Rabbiner – Nosson Kaplan, Jochanan Guggenheim und Benjamin Kochan – haben ihre Ausbildung am Rabbinerseminar zu Berlin abgeschlossen. Rabbiner Kaplan ist Assistenzrabbiner der Jüdischen Gemeinde Osnabrück. Rabbiner Guggenheim wird ab Oktober in Leipzig als Assistenzrabbiner arbeiten, und Rabbiner Kochan ist als Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde Erfurt sowie als Landesrabbiner von Thüringen tätig.

»Für eine jüdische Gemeinde ist es ein großer Gewinn, einen eigenen Rabbiner zu haben. Das stärkt den Zusammenhalt und die Identifikation«, sagte Zentralratspräsident Schuster. »Nach der Schoa brauchte es Jahrzehnte, bis unsere jüdische Gemeinschaft so gewachsen war, dass wir wieder eigene Rabbiner ausbilden konnten und können. Daher werde ich – auch noch wenn wir die zehnte Ordination feiern – tiefe Freude und Dankbarkeit darüber empfinden.«

2009 wurde das Rabbinerseminar in Berlin als Nachfolgeinstitution für das 1938 durch die Nationalsozialisten geschlossene Hildesheimer’sche Rabbinerseminar in Berlin gegründet. Bisher wurden in München, Leipzig, Köln und zuletzt 2014 in Würzburg insgesamt acht junge Männer nach einem Studium zu Rabbinern erklärt. ja/epd

Frankfurt/Main

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