Lesung

Der Terror der anderen

»Verfehlte Integration der Zuwanderer«: Gila Lustiger Foto: Marina Maisel

Die in Frankfurt am Main geborene und seit Langem in Paris lebende Autorin Gila Lustiger hat im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ihr aktuelles Buch Erschütterung. Über den Terror (Berlin Verlag) vorgestellt. Die Schriftstellerin, die im vergangenen Jahr mit ihrem viel gelobten Roman Die Schuld der anderen wochenlang auf der »Spiegel«-Bestsellerliste stand, besuchte nicht zum ersten Mal die IKG. Ihre letzte Lesung in der jüdischen Gemeinde in München liegt allerdings schon 21 Jahre zurück, wie sich die Leiterin der IKG-Kulturabteilung, Ellen Presser, erinnert.

Das Jahr 2015 war in Europa und speziell in Frankreich von einer Vielzahl islamistischer Terrorakte, antisemitischer Attentate und einem erschreckenden Aufschwung der extremen Rechten geprägt. Der brutale Anschlag auf die Redaktion des Satiremagazins »Charlie Hebdo« im Januar gehört dazu, aber auch die Attacken auf den koscheren Supermarkt »Hyper Cacher«, die Konzerthalle »Bataclan« und das »Stade de France«.

verteidigung Gila Lustiger hat den blutigen Terror und den Umgang ihrer Stadt damit aus nächster Nähe miterlebt. Aus dieser Erfahrung heraus ist ihr Essay Erschütterung entstanden. Die Pariserin, Mutter zweier Kinder, Jüdin und Europäerin, unternimmt mit ihrem Werk den Versuch, einer tief empfundenen Erschütterung mit Vernunft zu begegnen und vehement die freiheitlichen Werte zu verteidigen. Geradezu beispielhaft beschreibt sie auch die Verfehlungen der durch Einwanderung geprägten europäischen Gesellschaften. Sie analysiert die immer wieder aufflammende Gewalt in den Pariser Vororten und benennt deren Ursachen, Hintergründe und Folgen.

Bei der Veranstaltung im Gemeindezentrum, die von Ellen Presser moderiert wurde, las die Autorin selbst entscheidende Passagen aus ihrem neuen Werk vor und stand für Fragen der Zuhörer bereitwillig zur Verfügung. Das Schlüsselwort, mit dem Gila Lustiger die überschwappende Gewalt zu erklären versuchte, fiel immer wieder und lässt sich auf den Begriff »verfehlte Integration« reduzieren. Erstaunlicherweise, erklärte sie in diesem Zusammenhang, seien es nicht die neu in Frankreich eingetroffenen Zuwanderer, die Terror zu ihrem Lebenszweck gemacht hätten, sondern oft junge Menschen, die bereits in Frankreich geboren wurden und auch die französische Staatsbürgerschaft besitzen.

Ihr Aufbegehren hat nach Gila Lustigers Überzeugung entscheidend mit dem angeblich fehlenden Respekt vonseiten des Staates zu tun, sodass es viele junge Menschen gebe, die meinen, im Islam Wertschätzung und Bestätigung zu finden. Terror, so der Tenor von Gila Lustigers Analyse, sei nichts anderes als die radikalste Form von Integrationsverweigerung. Sie machte aber auch deutlich, dass es nur ein kleiner Teil von Immigranten und deren Nachkommen sei, die zu Terror und Gewalt neigen würden.

Sachsen

Zahlreiche Spenden für Rettung von Synagogen-Relikt

Baumaßnahmen für die Sicherung des Mauerrests sollen im kommenden Frühjahr beginnen

 09.07.2024

Potsdam

Neues Synagogenzentrum vor Einweihung

Zu dem Festakt wird auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet

 04.06.2024

Berlin

Mehrere Hundert Menschen bei bunter Lag-BaOmer-Parade

Rabbiner Yehuda Teichtal: Starkes Zeichen für fried- und respektvolles Miteinander

 27.05.2024

Boris Schulman

Dieses Jahr ist Jom Haschoa anders

Zum Tag des Gedenkens an die Schoah reflektiert unser Autor die Bedeutung des Heimatbegriffs in Bezug auf Deutschland und Israel

von Boris Schulman  07.05.2024

Oldenburg

Brandanschlag auf Synagoge: Erste Hinweise auf Tatverdächtigen

Für Hinweise, die zur Tataufklärung führen, ist eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgesetzt

 06.05.2024

Berlin

Zeichen der Solidarität

Jüdische Gemeinde zu Berlin ist Gastgeber für eine Gruppe israelischer Kinder

 15.04.2024

Berlin

Koscher Foodfestival bei Chabad

»Gerade jetzt ist es wichtig, das kulturelle Miteinander zu stärken«, betont Rabbiner Yehuda Teichtal

 07.04.2024

Hannover

Tränen des Glücks

Auf der Damentoilette gibt es eine Schminkorgie, während Backstage auch mal die Gefühle durchgehen. Aber »je näher der Abend, desto geringer die Aufregung«

von Sophie Albers Ben Chamo  31.03.2024

Hannover

»Alle sollen uns hören und sehen!«

Tag zwei der Jewrovision beweist, dass immer noch mehr Energie möglich ist. Nach Workshops und Super-Hawdala geht es zur Kirmes und auf die Zielgerade zur Generalprobe am Sonntagvormittag

von Sophie Albers Ben Chamo  30.03.2024