Dachau

»Dem Terror nicht nachgeben«

Es war eine historisch bedeutsame Szene, als Israels Staatspräsident Reuven Rivlin die Schwelle der KZ-Gedenkstätte Dachau überschritt – jenen Ort, der für Unterdrückung, Entrechtung, Entmenschlichung durch das NS-Unrechtsregime steht. Er war der erste israelische Staatschef, der dies tat.

Die Vergegenwärtigung der grausamen Vergangenheit, die beim Betreten des früheren KZ-Geländes vor den Toren Münchens die zwangsläufige Folge ist, fand für Reuven Rivlin auch noch an einem anderen Ort statt. Gekommen war der Staatspräsident zur Eröffnung des Erinnerungsorts für die Terroropfer des Olympia-Attentats von 1972. Er unterstrich damit, welche Bedeutung Israel, die Angehörigen der Opfer und die ganze jüdische Gemeinschaft dem Erinnerungsort beimessen – und der damit verbundenen, bis in die Gegenwart reichenden Aufarbeitung.

Aufarbeitung IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch hatte die Notwendigkeit der unermüdlichen Aufarbeitung auch in ihrer Rede in Dachau angesprochen. »Der Holocaust ist in weiten Teilen gut erforscht«, erklärte sie, »doch halten sich nach wie vor Irrtümer. Einer davon: Der Holocaust ist vorbei. In Wahrheit ist er nicht vergangene Geschichte – es ist noch nicht einmal lange her, dass er geschah.«

Eine ganz ähnliche Betrachtung zur geschichtlichen Einordnung und dem Umgang damit zog Staatspräsident Rivlin in Bezug auf das Olympia-Attentat. Bis heute gebe es Menschen, die in diesem Massaker einen heroischen Akt sehen. Das dürfe nicht akzeptiert und zugelassen werden. »Wir dürfen dem Terror nicht nachgeben. Terror muss angeprangert werden, an jedem Ort und unter jeder Bedingung«, erklärte Rivlin bei seinem Besuch in München unmissverständlich.

Ministerpräsident Horst Seehofer war beim Festakt zur Eröffnung des Erinnerungsorts einer der Redner, die den ideologischen Hintergrund des Olympia-Attentats nicht aussparten und sich klar gegen jede Form von Antisemitismus positionierten. Charlotte Knobloch griff dies in ihrer Rede in Dachau ebenfalls auf. Es sei heute offensichtlich leichter, den Antisemitismus von einst zu verurteilen, doch es gehe auch darum, den heutigen Antisemitismus in all seinen Formen zu erkennen, zu benennen, zu ächten und zu bekämpfen. Wörtlich sagte sie: »Wir sind es den Opfern schuldig!«

Erschütterung Ankie Spitzer ist ein Opfer, das von dem Hass auf Israel und die Juden massiv betroffen ist. Ihr Mann André Spitzer, Trainer der israelischen Fechtmannschaft, wurde bei dem Anschlag palästinensischer Terroristen getötet. Sie war Gast bei der Eröffnung der Erinnerungsstätte und beim Festakt mit den Staatspräsidenten. Einen Tag zuvor, am vergangenen Dienstag, stand sie wie in jedem Jahr am 5. September in Fürstenfeldbruck an dem Mahnmal, das an die elf ermordeten israelischen Sportler und den ermordeten Polizeibeamten erinnern soll.

Der 5. September 1972 hat ihr persönliches Leben und das ihrer Familie erschüttert, es hat Israel und die jüdische Gemeinschaft erschüttert, es hat München, Deutschland und die ganze Welt erschüttert. Zu der Gedenkveranstaltung, zu der Landrat Thomas Karmasin eingeladen hatte, kamen neben Ankie Spitzer auch Familienangehörige der anderen Opfer.

Für IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch, die am Ende der Gedenkzeremonie gemeinsam mit der neuen israelischen Generalkonsulin Sandra Simovich Steine am Mahnmal ablegte, ist es ein persönliches Anliegen, der Opfer der Schoa zu gedenken. Verbunden sei damit aber auch ein kraftvolles Zeichen – für Erinnern, für Frieden, Freiheit und den Erhalt und die Stärkung gemeinsamer Werte.

Zäsur In ihrer Rede erinnerte sie daran, dass die israelischen Sportler vor dem Hintergrund der dunklen Geschichte ausdrücklich als »Botschafter der Versöhnung« nach München zu Freunden gekommen seien. Was folgte, beschrieb Kultusminister Ludwig Spaenle bei der Gedenkfeier in Fürstenfeldbruck so: »Fürstenfeldbruck wurde 1972 ohne jegliches eigenes Zutun zum Schauplatz eines brutalen Konflikts, einer Epoche machenden Zäsur in der Nachkriegsgeschichte.« Im Tower auf dem Gelände des Fliegerhorsts von Fürstenfeldbruck, wo die Olympia-Tragödie ihr Ende nahm, ist ein Erinnerungs- und Lernort geplant, der durchgehend auf Zustimmung stößt: eine Schule der Demokratie.

Auch Charlotte Knobloch hält das Projekt für wichtig und geeignet, möglichst viele Menschen zu erreichen, um sie gegen ideologische Verblendungen zu immunisieren und für die Ideale der freiheitlichen Demokratie zu werben. »Extremismus jeder Couleur gefährdet unser Gemeinwesen«, erklärte sie auch mit Blick auf die Bundestagswahlen und den starken Zulauf für eine Partei mit nationalistischen, völkischen, rassistischen und antisemitischen Thesen und Personen.

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