Olga

Weichgespülte Revolutionärin

von Christoph Petersen

Nichts gegen Telenovelas. Im Nachmittags- und Abendprogramm der Fernsehsender hat solch einfach gestrickte Unterhaltung, bei der es mehr auf große Gefühle ankommt denn auf Anspruch und Realitätsgehalt, ihren Platz. Aber wenn sich ein brasilianisches Historien-Drama wie Olga, das immerhin das Leben einer berühmten jüdisch-kommunistischen Revolutionärin (inklusive Folter und KZ) zum Thema hat, in keiner Szene über das Niveau einer Telenovela erhebt und sich stattdessen in verklärendem Pathos verliert, ist die Schmerzgrenze überschritten.
Die Geschichte, die der Film erzählt, ist authentisch: Die 17jährige Olga Benario (Camila Morgado), Tochter aus großbürgerlichem jüdischen Haus, verläßt 1925 ihre Münchner Familie, um in Berlin ihre kommunistischen Ideale zu verwirklichen. Nach einer tollkühnen Befreiungsaktion für einen verhafteten Genossen flieht Olga nach Moskau, wo sie für die Kommunistische Internationale als Berufsrevolutionärin ausgebildet wird. Einer ihrer ersten Aufträge führt sie gemeinsam mit dem kommunistischen Offizier Luis Carlos Prestes (Caco Ciocler) nach Brasilien, wo die beiden, als Ehepaar getarnt, den Sturz des Diktators Vargas (Osmar Prado) vorbereiten sollen. Doch schon auf der Überfahrt wird aus der Tarnung Realität, Luis und Olga verlieben sich unsterblich ineinander. Als die kommunistische Revolte im Jahr 1935 scheitert, landet das Liebespaar im Folterkeller. Weil Olga schwanger ist, wird sie nicht hingerichtet, sondern nach Nazideutschland ausgeliefert, wo sie mit ihrem Baby im KZ landet und später ermordet wird.
Eine dramatische Geschichte. Was der brasilianische Regisseur Jayme Monjardim daraus macht, ist allerdings eine eintönige, oft unbeholfene Inszenierung, die meist nicht einmal Nachmittagsfernseh-Niveau erreicht. Der Film hüpft von einem Punkt aus Olgas Biographie zum nächsten und hält immer nur dann inne, wenn es um ihre privaten Gefühle geht. Die politischen Hintergründe, die das Leben der wahren Olga Benario bestimmten, laufen bestenfalls nebenher mit, wenn sie sich nicht sogar komplett dem Blick des Zuschauers entziehen. Solange sie nur für die kommunistische Sache kämpft, wird Olga als verklärte, nahezu frigide Intellektuelle dargestellt. Erst als sich ihr Kampf von der Politik weg zu Liebe und Kind hin verlagert, beginnt sie aufzublühen und erste Sympathien zu sammeln. Wobei selbst die Romanze unglaubwürdig wirkt. Den Hauptdarstellern Camila Morgado und Caco Ciocler mit ihrem starren Spiel, ihren hölzernen Dialogen und ihrer emotionslosen Mimik nimmt man tiefere Gefühle einfach nicht ab. Ist diese in Brasilien spielende Hälfte des Films nur unbeholfen bis dämlich geraten, wird es mehr als nur fragwürdig, wenn der Streifen versucht, die Situation Olga Benarios im KZ darzustellen. Daß der Film dabei ohne jede Differenzierung mit dem emotionalen Vorschlaghammer gegen die Deutschen wettert, ist nicht das Problem. Aber die Bilder, die Wut im Zuschauer wecken sollen, sind so klischeehaft und naiv geraten, daß sie lächerlich wirken. Die KZ-Aufseherinnen könnten aus einem amerikanischen Frauenknastreißer der billigsten Sorte stammen.
Vollends geschmacklos und verkitscht ist die Schlußeinstellung, bei welcher der Zuschauer durch eine kleine Scheibe beobachtet, wie Olga Benario vergast wird. Dazu hört man aus dem Off unangemessen-pathetische letzte Worte, die an Peinlich- keit nicht zu übertreffen sind.
Olga Benario, die jüdische Revolutionärin, hätte besseres verdient als diese unerträgliche Schmonzette.

Iran-Krieg

Steinmeier sieht noch Chancen für Diplomatie

Für Diplomatie ist im nahen Osten derzeit kein Raum. Das muss aus Sicht von Bundespräsident Steinmeier aber nicht so bleiben

 18.06.2025

Berlin

Antimuslimischer Rassismus trifft Frauen besonders stark

Übergriffe auf Menschen, die Muslime sind oder als solche wahrgenommen werden, haben nach Aussage von Mitarbeitern von Beratungsstellen ein alarmierendes Ausmaß erreicht

 17.06.2025

Krieg

Jerusalem warnt Menschen im Iran vor möglichen neuen Angriffen

In bestimmten Gebieten des Irans stehen offensichtlich neue Angriffe bevor. Israels Militär ruft die iranische Bevölkerung zur Evakuierung auf

 15.06.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Juni bis zum 18. Juni

 11.06.2025

Tel Aviv/Gaza

Israel will Ankunft von Thunbergs Schiff in Gaza verhindern

Das Schiff des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition ist unterwegs nach Gaza. Nach Angaben der Aktivisten nähern sie sich immer mehr dem Gebiet - Israel droht ihnen nun

 08.06.2025

Petition

Deutsche Prominente werfen Israel Völkermord vor

Die Unterzeichner verlangen eine Aussetzung von Rüstungsexporten

 05.06.2025

Bundestag

Wegen »Palestine«-Shirt: Linken-Abgeordnete des Plenarsaals verwiesen

Mit der politischen Botschaft auf ihrer Kleidung hatte Cansin Köktürk offenbar gegen die Regeln des Hauses verstoßen. Die Bundestagspräsidentin zog die Konsequenz

 04.06.2025

Medien

Presseschau zur Debatte um Deborah Feldmans »Weltbühne«-Artikel

In dem Blatt des umstrittenen Verlegers Holger Friedrich zieht die Autorin die Jüdischkeit des Chefredakteurs der Jüdischen Allgemeinen in Zweifel. In Zeitungskommentaren wird nun vernichtende Kritik an ihrem Text geübt

 26.05.2025

Israel

Geisel-Angehörige fordern Ende des »Albtraums«

Seit bald 600 Tagen hält die Hamas noch 58 lebende und tote israelische Geiseln im Gazastreifen fest. Israelis demonstrieren vehement für ihre Freilassung und fordern ein Ende des Krieges

 24.05.2025