Antisemitismus-Tagung

Was tun?

von Ingo Way

Etwa 70 internationale Teilnehmern trafen sich am Montag und Dienstag im Deutschen Bundestag zur OSZE-Konferenz »Best Practices in Combating Anti-Semitism«. Sie sollte vor allem Bilanz der letzten Konferenz zum Thema Antisemitsmus 2004 in Berlin ziehen. Damals wurde der Versuch einiger Teilnehmer kritisiert, Antisemitismus mit »Islamophobie« auf eine Stufe zu stellen. Muslimische Intellektuelle wiederum, berichtete jetzt Esther Webman vom Stephen Roth Institute for the Study of Contemporary Anti-Semitism and Racism in Tel Aviv, hätten die Konferenz als »Ablenkungsmanöver von den Verbrechen Israels« bezeichnet.
Das Thema »Islamophobie« spielte während dieser Konferenz dann keine Rolle mehr. Einige Redner sprachen hingegen in wünschenswerter Klarheit von einem »neuen Antisemitismus«, der unter Globalisierunsgegnern und moslemischen Migranten grassiere, aber auch in breiten Bevölkerungsschichten Rückhalt finde und auf der vollständigen Delegitimierung Israels beruhe. Auch die »gute Gesellschaft« sei dafür anfällig, wenn man die Boykottkampagnen an einigen Universitäten gegen israelische Wissenschaftler oder die Berichterstattung über Israel betrachte.
Bilanz wurde auch zum Schlußdokument der Konferenz von 2004 gezogen: In der »Berliner Erklärung« hatten sich die teilnehmenden Staaten verpflichtetet, ihre Gesetzgebung gegen antisemitische Haßverbrechen zu verbessern, Bildungsprogram- me und die Erinnerung an den Holocaust zu fördern, gegen Internetpropaganda vorzugehen und regierungsunabhängige Organisationen zu unterstützen, die den Antisemitismus bekämpfen. In zahlreichen Workshops wurde penibel über die Umsetzung der Erklärung diskutiert – von »Sensibilitätsschulungen« bis zu Gesetzesverschärfungen gegen Haßpropaganda.
Unter den Teilnehmern fiel es nicht nur
nur Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik auf, daß in diesem Punkt haarscharf am eigentlichen Problem vorbeigeredet wurde. Nicht die extremen Ränder, nicht einmal islamistische Migranten seien das Hauptproblem, sondern die Mitte der Gesellschaft – jene 60 Prozent, die der Ansicht seien, die Israelis täten heute den Palästinensern an, was die Deutschen seinerzeit den Juden antaten. Das Problem sei nicht zuwenig Pädagogik, so Brumlik. Der latente Antisemitismus sei das Gefährliche, die Gleichgültigkeit der Mitte gegenüber offenen antisemitischen Ausbrüchen, der »allmähliche Entzug der Solidari- tät« in der Bevölkerung. Was sollen wir tun, fragte Brumlik, wenn diese Stimmung auf Regierungen übergreife? Vermutlich ist es dann sogar für die nächste OSZE-Konferenz zu spät.

Würzburg

AfD-Mann Halemba wegen Volksverhetzung vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft wirft dem bayerischen AfD-Landtagsabgeordneten Halemba auch Geldwäsche und Nötigung vor

von Angelika Resenhoeft, Michael Donhauser  21.08.2025

Ehrung

Ravensburger-Stiftung ehrt Bildungsstätte Anne Frank mit Preis

Es werde eine herausragende Bildungsinitiative gewürdigt, teilte die Stiftung mit

 20.08.2025

Athen

Israelische Firma übernimmt griechischen Rüstungsbauer

Griechenlands größter Hersteller von Militärfahrzeugen ist nun komplett in israelischer Hand. Die strategische Zusammenarbeit im Verteidigungssektor wird damit weiter vertieft

 20.08.2025

Jerusalem

Planungsausschuss berät über E1-Siedlung

Es geht um den Bau von rund 3400 Wohneinheiten in dem Gebiet zwischen Ost-Jerusalem und der Siedlung Ma’ale Adumim

 20.08.2025

Jerusalem

Israel entzieht Vertretern Australiens in Palästinensergebieten Visa

Australien ist eines der westlichen Länder, die im kommenden Monat einen palästinensischen Staat anerkennen wollen. Darauf und auf Einreiseverbote für israelische Politiker folgt ein Gegenschritt

 18.08.2025

Halle

Datenbank über Opfer medizinischer Forschung in NS-Zeit veröffentlicht

Tausende Menschen wurden im Nationalsozialismus zu medizinischen Untersuchungen gezwungen. Ihre Schicksale sollen nun sichtbar werden

 18.08.2025

Dresden

Tora-Rolle entsteht in aller Öffentlichkeit

Vor dem Dresdner Stadtmuseum kann demnächst jeder durch ein Schaufenster zusehen, wie eine Thora-Rolle entsteht

 14.08.2025

Berlin

Auswärtiges Amt: Israel muss Tötung von Journalisten erklären

Laut Israel der Al-Jazeera-Reporter Anas al-Scharif zugleich ein Hamas-Terrorist

 11.08.2025

Halle

Neue Datenbank zu NS-Opfern medizinischer Zwangsforschung

Privatpersonen können gezielt nach betroffenen Angehörigen suchen

 07.08.2025