Dresden

Von Abeles bis Zymt

von daniela Breitbart

Der Untertitel des Buches drückt es schnörkellos aus. »Deportiert, ermordet, verschollen« – die Lebensgeschichten der Dresdner Juden im Nationalsozialismus endeten wie überall meist tragisch. Nur wenige konnten der Vernichtungspolitik durch Versteck oder Emigration entkommen. 1995 entstand in Dresden bei der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit der »Arbeitskreis Gedenkbuch«. Er setzte sich das Ziel, die Geschichte der Juden Dresdens und umliegender Orte in der Zeit von 1933 bis 1945 zu erforschen.
Eine mühsame Suche begann, doch sie hat sich gelohnt. Mehr als 7.100 durch die Rassengesetze verfolgte Juden in Dresden und Umgebung fanden die Projektmitarbeiter in ihrer zehnjährigen Forschungsarbeit bisher. Die Lebens- und Leidensgeschichten von etwa 2.200 Juden dokumentiert das Buch der Erinnerung, ein gut 400 Seiten starker Band mit Fotos, Briefen, Urkunden und persönlichen Lebenszeugnissen – kein Lexikon des Grauens, sondern eine Sammlung schlichter, einfühlsamer Porträts. Die sorgfältig aufgearbeiteten Einzelschicksale bringen auch dem mit dem Thema nicht vertrauten Leser die Geschichte nahe und ermöglichen einen umfassenden Einblick in das Leben der Juden in Dresden und ihren Weg in Lager, Zwangsarbeit und Vernichtung.

Die allesamt ehren amtlichen Mitarbeiter werteten über 170 Quellen aus, sichteten Forschungsarbeiten, forschten in Archiven von Konzentrationslagern, arbei- teten Deportationslisten durch und befragten eine Vielzahl von Dresdnern. Dabei waren sie auf die Hilfe von Überlebenden angewiesen – ein Wettlauf mit der Zeit. Doch viele schickten Briefe, letzte Lebenszeichen von Angehörigen oder Fotos, die ursprünglich für das Familienalbum bestimmt waren.
So bekommt der Betrachter auch einen seltenen Einblick in den Alltag der Menschen. »Unser Ziel war es, festzuhalten, welch große wirtschaftliche und kulturelle Bereicherung das Leben der Juden in Dresden bedeutete«, beschreibt Projektleiterin Lilli Ulbrich ihre Motivation. »Denn wir reden immerzu und wissen nichts.« Gerade für die junge Generation sei es wichtig, sich nicht von der Geschichte abzuwenden, sagt Ulbrich. Deshalb freut sie sich besonders über die Zusammenarbeit mit Studierenden und Jugendlichen. Aber auch von Überlebenden und ihren Familien erhält sie »bewegende, rührende Briefe«. Für sie selbst wurde das Projekt so »lebensfüllend«, dass sie ihren Posten als Geschäftsführerin der Dresdner Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit aufgab, um sich ganz der Forschungsarbeit zu widmen. Noch seien viele Fragen offen, sagt sie. »Die Suche geht weiter.«

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025