Rabbinatsstudenten

Unverdrossen

Sie lernen in der Chabad-Jeschiwa Tora und Talmud, studieren Halacha und chassidische Tradition. Von sonntags bis montags. Daher bot sich den acht Rabbinats-studenten der Samstagabend – gleich nach Ende des Schabbats – für eine kleine Tour zu den wichtigen jüdischen Orten in Berlin an. Die wollten sie endlich einmal kennenlernen, nachdem sie nun schon seit zwei Monaten in der Stadt sind. Was dann ge-
schah, wurde später im Polizeibericht so vermeldet: »Unbekannte beleidigten Rab-
biner.« Wie berichtet (vgl. Jüd. Allg. 6. No-
vember), hatten zwei junge Männer die Gruppe antisemitisch beschimpft und sie in ihrem Fahrzeug verfolgt und bedrängt.
Das ist mittlerweile anderthalb Wochen her. Die Täter sind gefasst und geständig. Die Aufregung hat sich gelegt. Die angehenden Rabbiner – sie sind 21 Jahre alt und kommen aus Großbritannien und den USA – setzten schon am nächsten Tag ihre Studien fort. Doch gibt es noch immer viele besorgte Nachfragen von Verwandten und Bekannten. Die Meldung ging über Nachrichtenagenturen in alle Welt. »Wir bekamen einige besorgte Anrufe und Mails von unseren Familien«, sagt Akiva Steinmetz aus Detroit. Avner Anton aus Boston zog es vor, seinen Eltern erst einmal nichts von dem Vorfall zu erzählen. »Wer weiß, wie sie reagiert hätten?« Und Shaya Green aus Liverpool, erzählt: »Dies war nicht mein erstes Erlebnis mit Ju-
denhass, aber sicherlich das, was mir am meisten Angst eingejagt hat.« Seine Freunde im Ausland seien geschockt ge-
wesen, sagt Green. »Antisemitismus gibt es leider überall, doch hier in Berlin hat so ein Vorfall eine besondere Qualität.«
Rabbiner Yehuda Teichtal, der Direktor des Jüdischen Bildungszentrums, der in der betreffenden Nacht mit den Studenten unterwegs war, erhielt verschiedene An-
rufe, Mails und Briefe. Unter anderem meldeten sich bei ihm Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau, Innensenator Ehrhart Körting und der Charlottenburg-Wilmersdorfer Stadtrat Klaus-Dieter Gröhler. Auch einige Berliner Bürger drückten ihr Be-
dauern aus. Von der Gemeindevorsitzen-
den Lala Süsskind kam ein Brief und ein Anruf von Sicherheitsdezernent Ilan Ben-Schalom. »Doch ich finde es schade, dass man den Bachurim und ihren Familien nicht etwas mehr Solidarität gezeigt hat«, meint Teichtal. »Sie haben sich bewusst für ein Studienjahr in Berlin entschieden, obwohl sie auch in New York bleiben konnten. Ein freundliches Wort hätte ihnen jetzt bestimmt gut getan.« Dennoch blicke er positiv in die Zukunft.
Avner Anton gibt sich unverdrossen und schon rabbinisch weise: »Wenn so etwas geschieht, lernen wir daraus, dass wir noch härter daran arbeiten müssen, Licht in die Dunkelheit zu bringen. Damit diese Stadt ein Ort ist, in der Menschen aller Religionen und Rassen friedlich le-
ben können.« Detlef David Kauschke

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025