Iran

Trotz in Teheran

von Tobias Kaufmann

Obwohl auch Israels Regierung nach wie vor auf eine diplomatische Lösung hofft, ahnt man in Jerusalem, daß wohl nur militärische Gewalt Irans Griff nach der Atombombe verhindern kann. Seit Monaten wird außerhalb Israels über einen israelischen Eingreifen spekuliert. Insgeheim hoffen offenbar nicht wenige Beobachter vor allem in Europa darauf, daß israelische Kampfflugzeuge in einer Kommandoaktion die Atomanlagen bombardieren, wie es 1981 im Irak geschah. Israel hat solche Spekulationen stets zurückgewiesen. Wohlwissend, daß man selbst potentiell das erste Angriffsziel wäre, wird hinter den Kulissen dennoch an einer möglichen Lösung gearbeitet – offenbar steht am Ende die Erkenntnis, daß nur die Amerikaner helfen können. Der israelische Minister Jacob Edri jedenfalls sagte der in Erfurt erscheinenden Thüringer Allgemeinen am Dienstag, die USA müßten »dieses Problem mit ihrer gesamten Macht lösen«. Edri erwartet eine begrenzte militärische Aktion, bei der Teile des iranischen Atomprogramms zerstört würden. Je früher George W. Bush ein derartiges Kommando-Unternehmen beginne, desto besser.
Der Hilferuf des Politikers verdeutlicht die Ratlosigkeit, mit der die internationale Politik den Atomplänen des iranischen Regimes gegenübersteht. Auch die Mission von UN-Generalsekretär Kofi Annan in Teheran brachte vergangene Woche keinen Durchbruch. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad habe deutlich gemacht, daß er eine Aussetzung der Uran-Anreicherung als Vorbedingung für Verhandlungen ablehne, sagte Annan nach einem Treffen. Der UN-Sicherheitsrat hatte dies in einer Resolution gefordert und dem Iran eine Frist gesetzt, die am vergangenen Donnerstag verstrich. Die USA drängen deshalb auf schnelle Sanktionen. »Wir sind noch nicht so weit, daß wir über Sanktionen reden«, sagte dagegen der finnische EU-Ratspräsident Erkki Tuomioja. »Aber wir werden einen Schritt nach dem anderen machen.«
Während der richtige Umgang mit dem Atomprogramm umstritten ist, fand Annan zu der im Dezember geplanten »Holocaust-Konferenz« klare Worte. Der Holocaust sei eine historische, unwiderrufliche Tatsache, »die wir akzeptieren und unseren Kindern beibringen müssen«. Daß der Massenmord an Europas Juden eine Tatsache ist, wird von der iranischen Führung jedoch bestritten. »Ich habe selber Konzentrationslager in der ehemaligen DDR und Polen gesehen und glaube, daß da vieles übertrieben wurde und die Propaganda von der Realität weit entfernt ist«, sagte Irans Außenamtssprecher Hamid-Resa Assefi. Zur Ankündigung israelischer Schoa-Überlebender, die Konferenz in Teheran besuchen zu wollen, sagte Assefi: »Es handelt sich hier um eine wissenschaftliche Konferenz, und wir haben kein Problem damit, daß auch Andersdenkende ihren Standpunkt zu dem Thema äußern.« Beobachter erwarten, daß zu der Tagung, mit der der »Mythos Holocaust« entlarvt werden soll, neben Islamgelehrten auch deutsche Neonazis eingeladen werden. (mit dpa)

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025