Theatergruppe Lo-Minor

Toi, toi, toi!

von Marina Maisel

»Rat mal, wer zum Essen kommt« – der Filmklassiker von Stanley Kramer gibt der Geburtstagsvorstellung von Lo-Minor den Titel. Doch im Theaterstück der jungen, engagierten Truppe der IKG geht es um etwas ganz anderes: um ein Restaurant, das geschlossen werden soll, weil es unrentabel ist und immer leerer wird. Mit diesem Stück feiert die Theatergruppe ihren vierten Geburtstag im Hubert-Burda-Saal der IKG. Und dieser ist keineswegs leer. Doch zurück zum Stück: Die Mitarbeiter tun alles, um die Schließung zu vermeiden. Der Maître de la cuisine, von Fedor Rusin meisterhaft dargestellt, kreiert ein Gericht, wofür er ganz bestimmte Nüsse braucht. Darum schickt er einen Mitarbeiter zum Markt. Lo-Minor macht daraus ein Vokalstück: Fünfstimmig erzeugen die Darsteller die lebendige Marktatmosphäre. »Das ist eine der schwierigsten Nummern«, erläutert Theaterleiterin Anastsija Komerloh. »Für uns war es wichtig zu zeigen, was wir alles gelernt haben.«
Eine weitere Szene: Mutter und Tochter kommen ins Restaurant. Die Wunschvorstellung der Mutter ist es, die Tochter mit dem Sohn des Chefkochs zu verheiraten. Daraus ergibt sich eine lustige Geschichte, denn der Bräutigam in spe liegt noch in den Windeln. Diese Szene ist nur eines von vielen Beispielen, in denen die Truppe mit den verschiedenen Darstellern ganz unterschiedliche Charaktere auf die Bühne bringt. So entsteht ein buntes Mosaik der Welt und ihrer Menschen.
Das Theaterstück hat viele Autoren. Neben Klassikern entwickelten sie gemeinsam die Sketche. Die Nummer »Schulaufgabe« ist nach einer Idee von Tatjana Cherezova entstanden. Die rhythmische Show ist eine Synthese von »Stomp«, einer Mischung aus Tanz, Performance, Musik und Worten, und Videoprojektion, nach einer Idee von Stanislav Kuharkov und Sergej Gussatschenko.
Die Theatergruppe Lo-Minor (was »nicht traurig« bedeutet) wurde vor vier Jahren vom Kultur- und Jugendzentrum der IKG unter der Leitung der ausgebildeten Schauspielerin Anastasija Komerloh gegründet. Nach dem Studium in Almaty war Komerloh in St. Petersburg am deutschen Theaterstudio des Puschkin Theaters tätig. In München arbeitet sie mit den jungen Schauspielern, nach dem System von Konstantin Stanislavski. Ausgehend von Theorie und Theatergeschichte wird als Erstes versucht, Komplexe und Verspannungen abzubauen, damit die jungen Akteure in kleinen clownesken Szenen die Spiellust in sich entdecken. »Das Wichtigste ist es, die eigene Kreativität des Kindes zu fördern, die Fantasie und die schauspielerische Persönlichkeit zu entwickeln«, lautet das Credo von Anastasija Komerloh.
Der neunjährige Daniyil Vilenkin spielt seit drei Jahren bei Lo-Minor und gehört zu den Kindern, die mit dem Theater groß werden. »Meine ersten Rollen? Ein Kind, ein Clown … – Theater ist für mich Leben«, sagt er und zählt dann auf, was er alles bei Lo-Minor gelernt hat: Wie man jongliert, wie man Luft anhält, wie man oft blinzelt und wie man weint. »Ich habe diesen Trick mit dem Weinen schon mit den Freunden in der Schule ausprobiert«, erzählt Daniyil.
Neben den regelmäßigen Bühnenproben vertiefen sich die jungen Schauspieler unter Leitung von Choreograf Stanislav Kuharkov in die Geheimnisse der Bewegung. Mit Gena Todorov lassen sie sich in die Welt der Pantomime und Körpersprache einführen, und mit der Musikpädagogin Luisa Pertsovska in die Kunst des Gesangs. Heute besteht die Theatergruppe aus über 30 Mitgliedern zwischen sieben und 30 Jahren.
Ein Grundstein von Lo-Minor sind die elf älteren Schauspieler, die vor vier Jahren das damalige Integrationsprojekt des Kultur- und Jugendzentrums mit begonnen haben. Für manche, so erzählt die Theatergruppeleiterin stolz, ist die Schauspielerei zum Beruf geworden.
Bei dem Geburtstagsstück spielen auf der Bühne zum ersten Mal zwei neue Gruppen: die sogenannte Unterstufe. Das sind die, die erst nach ein paar Jahren zur Hauptgruppe kommen. Und Lo-Minor-Junior. Das sind die ganz Jungen. Für Irina Kurbanova, Ramona Bendig und Eugen Burgarch aus der Unterstufe, die ein Kochteam spielen, ist das Geburtstagstück eine Premiere. Auch die Juniorgruppe, die Ende September 2008 entstanden ist, hat ihren ersten öffentlichen Auftritt. Die neun frisch gebackenen Darsteller spielen »Die Fliege« von Sepp Österreicher und begeistern mit ihrem unverkennbaren Talent. Nathalie Schörken spielt die Hauptrolle, die Fliege.
Um alle zu dem anschließend zum gemeinsamen koscheren Essen an die Tische zu bringen, brauchte es keiner Tricks. Gäste wie Schauspieler genossen die Jubiläumsköstlichkeiten mit Begeisterung.

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Meinung

BBC: Diese Plattform für anti-israelische Vorurteile und Extremismus ist nicht mehr zu retten

Der öffentlich-rechtliche Sender Großbritanniens hat sich anti-israelischen Vorurteilen und Extremismus geöffnet. Er braucht dringend Erneuerung

von Ben Elcan  13.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025