Karlsruhe

Streit schafft Zukunft

Streiten gehört seit eh und je zum Judentum. Weil David Seldner diese Tradition in seiner Karlsruher Gemeinde beleben und ihr einen Rahmen geben wollte, suchte der 48-jährige Gemeindevorsitzende vor zwei Jahren Sponsoren für einen Diskussionstag. Seldner war erfolgreich: Das American Jewish Joint Distribution Committee und die Stadt Karlsruhe gaben Geld, sodass der kleine Kongress im vergangenen November stattfinden konnte. Die Gemeinde fühlte sich angesprochen, rund 140 Mitglieder kamen und lieferten sich heiße Wortgefechte.
Wegen des großen Zuspruchs hat David Seldner nun einen weiteren Diskussionstag vorbereitet. Der soll am kommenden Sonntag, 8. Juli, ab 15 Uhr stattfinden. Zwar ist die Veranstaltung nicht öffentlich, eingeladen sind aber neben allen Gemeindemitgliedern auch diejenigen, die sich der Gemeinde nahe fühlen – sei es, weil sie im Begriff sind, zum Judentum überzutreten, oder weil sie, obwohl sie keine Juden sind, regelmäßig in die Synagoge kommen. Erwartet werden am Sonntag auch Mitglieder aus den Gemeinden der Umgebung. Der Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden unterstützt das Projekt, indem er Gruppen-Tickets für die Bahnfahrt nach Karlsruhe bezahlt.
»Wir haben versucht, Themen zu finden, die alle ansprechen«, sagt Seldner, »sowohl die Zuwanderer, als auch die Alteingesessenen, die sonst größtenteils weg- bleiben.« Fünf Referenten werden am Sonntag in Karlsruhe erwartet, jeder hält einen 20- bis 25-minütigen Einstiegsvortrag, dann wird diskutiert. Erste Rednerin ist die 26-jährige Schriftstellerin Lena Gorelik. Sie hat ihren Vortrag wie folgt überschrieben: »Aus einer Welt dazwischen – und es funktioniert doch!« Untertitel: »Warum das Zusammenleben zwischen ‚Alteingesessenen‘ und ‚russischen Zuwanderern‘ sehr wohl funktionieren kann, wenn wir heute darüber reden«. Der Name ist Programm.
Weitere Redner am Sonntagnachmittag sind der Frankfurter Psychoanalytiker Karl Grünberg (»Vergiftete Generativität. Überlebende der Schoa und ihre Kinder in Deutschland«), die Heidelberger Judaistin Esther Graf (»Vergangenheit oder Gegenwart? Wovon erzählen jüdische Museen?«), der Freiburger Migrationsforscher und Zeithistoriker Pavel Polian (»Ergebnisse der jüngsten Forschungen zum russischsprachigen Judentum in Deutschland«) sowie der Heidelberger Religions- philosoph Frederek Musall (»Sind Tora und Wissenschaft ‚kompatibel‘?«).
Die Zeit zum Diskutieren wird diesmal etwas länger sein als beim ersten Kongress im November. »Außerdem bleibt ab 19 Uhr bei Grillfest auch noch Gelegenheit, um weiterzudiskutieren«, betont David Seldner. Hinzu kommt, dass es einen dritten und vierten Diskussionstag geben soll. Bei dem Gemeindevorsitzenden hat sich nämlich inzwischen ein weiterer Sponsor gemeldet, der allerdings nicht genannt werden möchte. Tobias Kühn

www.jg-karlsruhe.de/kongress072007

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025