FPÖ-Chef

Straches Gruß

von Christian Höller

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Ariel Muzicant, schlägt Alarm: »Man hat geglaubt, dass man Österreich von dem braunen Sumpf befreien kann.« Das sei aber nicht gelungen. Irgendetwas sei in der österreichischen Gesellschaft faul. Er, Muzicant, sei enttäuscht, dass es in Österreich nicht als Schande gelte, eine Partei mit Nähe zum Nationalsozialismus zu wählen oder dass viele Österreicher an einer Wehrsport-Übung nichts Ehrenrühriges fänden.
Der Hintergrund: In Wien wird heftig über Fotos diskutiert, in denen der Chef der rechtsgerichteten Freiheitlichen Partei (FPÖ), Heinz-Christian Strache, mit Neonazis in Kampfmontur zu sehen ist. Zudem veröffentlichte die Zeitung »Österreich« ein Bild Straches mit erhobener rechter Hand und ausgestrecktem Daumen, Zeige- und Mittelfinger. In Deutschland ist eine solche Geste als abgewandelter Hitler-Gruß verboten.
Die Fotos seien in den achtziger Jahren aufgenommen worden, rechtfertigte sich Strache. Er sei damals jung und suchend gewesen. Er habe nie verheimlicht, dass er durch seine Beziehung zur Tochter eines Rechtsextremisten Kontakt »zu diesem Umfeld hatte«, so der Politiker. »Ich war aber nie ein Neonazi.« Und das Foto von ihm mit dem Drei-Finger-Gruß sei eine Bierbestellung gewesen. Eine »Jagdgesellschaft« wolle ihn politisch beseitigen.
Strache hatte der FPÖ nach dem Rückzug des Rechtspopulisten Jörg Haider zu neuen Höhenflügen verholfen und konnte vergangenen Herbst mit einem Fremdenhass-Wahlkampf, wie ihn Österreich noch nie erlebt hat, punkten. Weite Teile der Bevölkerung reagierten verständnisvoll auf Straches Rechtfertigung. Sogar Österreichs sozialdemokratischer Bundeskanzler Alfred Gusenbauer konnte in den Fotos zunächst nichts Schlimmes entdecken: Man solle Strache wegen solcher »Jugendtorheiten keinen Strick drehen«.
Die Israelitische Kultusgemeinde zeigte sich über die Verharmlosung entsetzt. Die Diskussion, ob es sich bei den Fotos um Jugendtorheiten handle, sei eine »Themenverfehlung«, warnte Muzicant. Da es politisch opportun sei, würden FPÖ-Politiker zwar die Nazi-Verbrechen verurteilen und sich vom Nationalsozialismus distanzieren, wie es auch Strache getan hat. Wenn man aber den 8. Mai, also das Ende des Zweiten Weltkriegs, als Trauertag sehe, eine Abschaffung des Gesetzes zum Verbot der Holocaust-Leugnung verlange, wenn man den Holocaust-Leugner David Irving bemitleide oder selber den Holocaust verharmlose, dann sei das eine »Ideologie, die dem Nationalsozialismus sehr nahe ist«, so Muzicant.
Der Holocaust-Überlebende und Leiter des »Jewish Welcome Service« in Wien, Leon Zelman, überlegt nun, wegen der Aussagen von Kanzler Gusenbauer aus der SPÖ auszutreten. »Ich kämpfe mit mir und der Partei«, so Zelman. Für ihn ist die Reaktion Gusenbauers auf die Strache-Fotos unverständlich. Laut Zelman würde man in Österreich denselben Fehler wie nach 1945 begehen, als man sagte, das waren alle nur Jugendliche, die nur spielen wollten.

Nach Absage in Belgien

Dirigent Shani in Berlin gefeiert

Nach der Ausladung von einem Festival werden die Münchner Philharmoniker und ihr künftiger Chefdirigent Lahav Shani in Berlin gefeiert. Bundespräsident Steinmeier hat für den Fall klare Worte

von Julia Kilian  15.09.2025

New York City

UN-Sicherheitsrat verurteilt Israels Angriff auf Katar einhellig

Sogar die USA schlossen sich der Erklärung an

 12.09.2025

Eurovision Song Contest

Gegen Israel: Irland erpresst Eurovision Song Contest-Veranstalter

Nach Slowenien hat auch Irland verkündet, dem Eurovision Song Contest fernzubleiben, sollte Israel teilnehmen. Damit verstoßen sie gegen Grundregeln des international beliebten TV-Wettbewerbs

 11.09.2025

Krieg

Zwei Raketen aus Gaza auf Israel abgeschossen

Am Sonntagmorgen wurde Israel aus dem Gazastreifen mit Raketen beschossen. Eine Bekenner-Erklärung gibt es auch

 07.09.2025

Berlin

Uni-Präsidentin rechnet mit neuen »propalästinensischen« Aktionen

Die Präsidentin der Humboldt-Universität, Julia von Blumenthal, rechnet zum Wintersemester erneut mit »propalästinensischen« Aktionen. Dabei seien unter den Beteiligten kaum Studierende

 07.09.2025

Diplomatie

Netanjahu geht auf Belgiens Premier los

Für seine Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, wird Bart De Wever vom israelischen Ministerpräsident persönlich attackiert

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025