Lod

Steinreich

Für Miriam Avissar, eine von Hamburg 1965 nach Israel ausgewanderte Archäologin, ist es das schönste Mosaik Israels. In jedem Fall ist es mit 180 Quadratmetern das größte, das jemals im Heiligen Land gefunden worden ist, und noch dazu 1.700 Jahre alt. Durch Zufall wurde es entdeckt, als man in der vernachlässigten Kleinstadt Lod nahe dem internationalen Ben-Gurion-Flughafen eine Straße erweitern wollte. Wie es das Gesetz vorschreibt, wurden erst einmal die Archäologen gerufen, um zu prüfen, ob der Untergrund frei von historischem Bal-
last sei. Denn wo immer in Israel die Bagger ihre Schaufeln ansetzen, könnte kulturelles Welterbe verborgen liegen. Sogar in Lod, wo in den 50er-Jahren zwischen verfallenden Ruinen alter Häuser und Karawansereien billige Plattenbauten für jüdische Flüchtlinge aus arabischen Ländern errichtet worden sind. 1921 wurden während des arabischen Aufstands alle Juden aus Lod vertrieben. 1948, während des Unabhängigkeitskrieges Israels, flohen die meisten der 17.000 arabischen Einwohner. Heute leben etwa 50.000 Menschen in Lod. 20 Prozent sind muslimische und christliche Araber.

Entdeckung Das »Mosaik von Lod« machte 1996 nach seiner Entdeckung weltweit Schlagzeilen. 30.000 Israelis strömten an einem einzigen Wochenende nach Lod, um es zu bewundern. Doch mangels Geld wurde es wieder zugeschüttet, in der Hoffnung, es eines Tages vom Sand zu befreien und zugänglich zu machen. Dank der Spende einer jüdisch-amerikanischen Stiftung tat sich jetzt diese Möglichkeit auf. Die Presse wurde gerufen, es ein letztes Mal in seinem Originalzustand zu dokumentieren. Es soll aufgerollt in Labors der Antikenbehörde gebracht werden. Dann wird es nach New York geflogen, zu einer Sonderausstellung im Metropolitan Museum of Art. Und schließlich soll es nach Lod zurückgebracht werden, nach der Errichtung eines »Besucherzentrums«.

Geschichte Die Archäologin Avissar datiert das riesige Mosaik ins dritte Jahrhundert, weil die jüngste bei dem Mosaik gefundene Münze dem römischen Kaiser Diokletian gewidmet war. Der herrschte von 284 bis 305. Spätestens dann muss ein steinreicher Jude oder Christ das Mosaik bei einem Künstler aus Sizilien bestellt haben. »Das können wir anhand des Stils feststellen«, sagt Avissar. Auf dem Mosaik von Lod sind zwei prächtige Handelsschiffe abgebildet und zahlreiche Tiere. Der Villenbesitzer scheint Reeder oder Händler mit internationalen Kontakten gewesen zu sein.
»Am wichtigsten ist das, was da nicht vorkommt«, erklärt Avissar im leichten Hamburger Platt. So gibt es keine Inschrift, die typisch für Mosaiken in öffentlichen Gebäuden ist, wo der Stifter erwähnt werden müsse. Und im zentralen Medaillon sind Tiere abgebildet, nicht aber der typische Ophelius oder Bacchus, wie auf heidnischen Mosaiken. »Der Besitzer muss Jude oder Christ gewesen sein, der sich über die Heiden lustig machte«, meint Avissar.

Tourismus »Das Mosaik soll den Tourismus in Lod fördern«, sagt Yoram Ben Arusch, Stadtsprecher, und verteilt einen hebräischen Hochglanz-Stadtplan von Lod an die ausländischen Journalisten. Ganz begeistert erzählt er vom »Friedenspark« mitten in Lod. In trauter Nachbarschaft gebe es dort eine Synagoge, eine Moschee und die griechisch-orthodoxe St.-Georgs- Kirche, dem in Lod geborenen Drachenbe-zwinger und Schutzpatron Englands ge-
widmet. Allerdings macht die Umgebung noch nicht so viel her: Plastiktüten fliegen durch die Luft, unbeschreiblich viel Dreck säumt die schlaglöchrigen Straßen. Bürgersteige und Straßenschilder gibt es nur sporadisch. Die Moschee mit der grünen Kuppel ist verschlossen. Vom kunstvoll mit jü-
dischen Symbolen gestalteten Gitter um die Synagoge haben Vandalen einige Za-cken abgebrochen. Ein aufgespritztes Graffiti an der Mauer des »Friedensparks« verkündet: »Nur Sex bringt Frieden«.
Immerhin wird Lod schon in der Bibel und auf einer Liste von Städten Kanaans des Pharao Thutmoses III. aus dem Jahr 1465 v.d.Z. erwähnt. Laut Apostelgeschichte hat Petrus dort einen Kranken geheilt. Vielleicht verirren sich künftig doch mal Touristen nach Lod, das bislang als Hochburg von Drogenhändlern und sozialer Probleme galt.

Krieg

Jerusalem warnt Menschen im Iran vor möglichen neuen Angriffen

In bestimmten Gebieten des Irans stehen offensichtlich neue Angriffe bevor. Israels Militär ruft die iranische Bevölkerung zur Evakuierung auf

 15.06.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Juni bis zum 18. Juni

 11.06.2025

Tel Aviv/Gaza

Israel will Ankunft von Thunbergs Schiff in Gaza verhindern

Das Schiff des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition ist unterwegs nach Gaza. Nach Angaben der Aktivisten nähern sie sich immer mehr dem Gebiet - Israel droht ihnen nun

 08.06.2025

Petition

Deutsche Prominente werfen Israel Völkermord vor

Die Unterzeichner verlangen eine Aussetzung von Rüstungsexporten

 05.06.2025

Bundestag

Wegen »Palestine«-Shirt: Linken-Abgeordnete des Plenarsaals verwiesen

Mit der politischen Botschaft auf ihrer Kleidung hatte Cansin Köktürk offenbar gegen die Regeln des Hauses verstoßen. Die Bundestagspräsidentin zog die Konsequenz

 04.06.2025

Medien

Presseschau zur Debatte um Deborah Feldmans »Weltbühne«-Artikel

In dem Blatt des umstrittenen Verlegers Holger Friedrich zieht die Autorin die Jüdischkeit des Chefredakteurs der Jüdischen Allgemeinen in Zweifel. In Zeitungskommentaren wird nun vernichtende Kritik an ihrem Text geübt

 26.05.2025

Israel

Geisel-Angehörige fordern Ende des »Albtraums«

Seit bald 600 Tagen hält die Hamas noch 58 lebende und tote israelische Geiseln im Gazastreifen fest. Israelis demonstrieren vehement für ihre Freilassung und fordern ein Ende des Krieges

 24.05.2025

Nachrichten

Strände, Soldat, Flüge

Kurzmeldungen aus Israel

von Sabine Brandes  21.05.2025

Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt: Verfassungsschutz sieht Demokratie bedroht

Im Osten ist die AfD besonders stark. Allerdings etablieren sich auch andere rechtsextremistische Bestrebungen

von Christopher Kissmann  19.05.2025