Armut

Sparbuch statt Kindergeld

Ist es nicht gut zu wissen, man hat etwas auf der hohen Kante? Ein Finanzpolster sorge für Sicherheit, meint Sozialminister Isaac Herzog von der Arbeitspartei. Deshalb hat er jetzt in Zusammenarbeit mit der Nationalen Versicherungsanstalt (Bituach Leumi) den Vorschlag gemacht, für alle israelischen Mädchen und Jungs ein Sparbuch anzulegen, anstatt das Kindergeld direkt zu erhöhen. Sparen statt Bares. Herzog ist überzeugt, dass sein Plan dazu beitragen könne, den Kreislauf der Armut im Land endlich zu unterbrechen. Derzeit geht das Statistische Büro davon aus, dass fast ein Viertel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt, bei Kindern liegt die Zahl bei erschreckenden 35,2 Prozent, die höchste unter den Industrienationen – und sie steigt stetig. Der Minister ist nicht der Erste, der diese Idee hat. Er orientierte sich an einem britischen Projekt. »Der Vorschlag ist einfach«, sagt er, »Grundkapital für unsere Kinder schaffen, das sie nutzen können, wenn sie erwachsen sind.« Es ginge um eine Revolution der Denkprozesse mit Blick auf die Langzeitwirkung, damit die nächsten Generationen aus der Armutsspirale herauskommen. »Es ist das Gegenteil von der Sucht nach sofortigen Lösungen, die nicht immer Hilfe für die stetige Armut sind«, erläuterte Herzog.
Der Plan sieht zwei Modelle vor: Für Vorschlag 1 zahlt die Regierung monatlich 50 Schekel (etwa 9,50 Euro) monatlich auf ein Sparkonto. Im Alter von 21 hätte das erwachsene Kind 17.600 Schekel zur Verfügung, umgerechnet 3.350 Euro. Bei Methode 2 werden 3.500 Schekel eingezahlt, am Ende der Wartezeit stünden um die 2.100 Euro zur Verfügung. Ein Pilotprojekt soll zunächst Sparbücher für 50.000 Kinder aus ärmlichen Verhältnissen anlegen.
Karnit Tsur ist Mutter von zwei Töchtern. Sie findet die Idee grandios. »Gerade für Menschen, die vielleicht nicht besonders gut mit Geld umgehen können, kann dies eine wirkliche Hilfe für die Zukunft sein.« Dennoch meint sie, dass zusätzlich zu den Sparbüchern das Kindergeld dringend erhöht werden müsse. »Der Betrag ist fast schon lächerlich. Davon können wir gerade einmal ein paar Süßigkeiten bezahlen.« Israelische Eltern erhalten monatlich umgerechnet weniger als 29 Euro. Als Vergleich sind es in Deutschland für das erste Kind 154 Euro, also mehr als fünfmal so viel.
Doch nicht alle halten Herzogs Vorschlag für gut. Eli Yishai von der orthodoxen Schas-Partei unterstellt dem Minister Unwissenheit, wie es armen Familien wirklich geht, weil er nicht aus einer stamme. »Das ist eine Lösung für Leute aus kapitalistischen Verhältnissen«, machte er deutlich, »doch keine für hungrige Kinder«. Sabine Brandes

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

 12.12.2025

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025