Diskussion

Skulpturenstreit

Es ist noch keine drei Monate her, da zeigte sich Lisa Schäfer euphorisch: Ihre Benefizveranstaltung zugunsten einer Skulptur zur Erinnerung an die Kindertransporte war ein voller Erfolg, die Zustimmung des Berliner Bezirksamts Mitte zur Errichtung der Plastik am Bahnhof Friedrichstraße erschien ihr so gut wie sicher (vgl. Jüd. Allg. vom 28. Februar). Von dieser Zuversicht war in der vergangenen Woche nicht mehr viel übrig: »Mit einer Blockade unseres Projekts hatte ich nicht gerechnet«, so die ehemalige Lehrerin noch immer fassungslos.
Im November vergangenen Jahres reichte sie ihren Antrag für die Skulptur ein, mit der an die Rettung 10.000 überwiegend jüdischer Kinder erinnert werden sollte. Der israelische Künstler Frank Meisler, selbst ein Kind dieser Transporte, entwarf eine Plastik, die eine Kindergruppe mit Koffern an einem Gleis zeigt.
Doch eine Stellungnahme des »Büros für Kunst im öffentlichen Raum«, in Auftrag gegeben von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur, bescheinigt der ge-
planten Skulptur nun didaktische Mängel. Die Kindergruppe vermittele das Bild einer »unbefangenen Klassenfahrt«. Das Gremium empfehle daher die Durchführung eines künstlerischen Wettbewerbs für ein Denkmal.
»Eine Ausschreibung ergibt keinen Sinn, bildet die geplante Skulptur doch eine Linie mit den Plastiken in Wien und London«, ärgert sich Dirk Stegemann, Sprecher der Berliner Initiative »Zug der Erinnerung«. Er kämpft mittlerweile gemeinsam mit Lisa Schäfer für das Projekt und verweist auf die zwei bereits bestehenden Denkmale: 2006 wurde eines an der Londoner Liverpool Street Station enthüllt, Mitte März dieses Jahres kam die Skulptur in Wien dazu – beide von Frank Meisler gestaltet. Stegemann regte an, den Entwurf für die Berliner Skulptur zu ändern: Nun sollen zwei Kinder gen London schauen, fünf dagegen in die andere Richtung – sinnbildlich für die Deportation. Trotz ihres Ärgers kann Lisa Schäfer der Diskussion auch etwas Gutes abgewinnen: »Der neue Entwurf, den Frank Meisler nun präsentiert hat, stellt die Aussage noch besser da.«
Schäfer hat sich inzwischen prominente Befürworter für ihr Projekt gesucht: Sowohl Lala Süskind, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, als auch das Internationale Auschwitz-Komitee hätten Unterstützung zugesagt. Ebenfalls mit Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hatte sie bereits ein Gespräch, der noch für diese Woche eine Lösung ankündigte.
Langsam wird die Zeit allerdings knapp: Am 30. November soll die Skulptur aufgestellt werden, einen Tag vor dem 70. Jubiläum des ersten Kindertransports. Schäfer ist überzeugt: »Wenn wir es bis dahin nicht schaffen, wäre das ein politischer Verlust.« Alice Lanzke

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025

Ankara

Türkei bricht Handelsbeziehungen zu Israel ab

Der Handel der Türkei mit Israel belief sich im Jahr 2023 noch auf mehrere Milliarden US-Dollar. Nun bricht die Türkei alle Handelsbeziehungen zu Israel ab. Doch es ist nicht die einzige Maßnahme

 29.08.2025

Geburtstag

Popstar der Klassik: Geiger Itzhak Perlman wird 80

»Sesamstraße«, »Schindlers Liste« und alle großen Konzertsäle der Welt natürlich sowieso: Der Geiger gehört zu den ganz großen Stars der Klassik. Jetzt wird er 80 - und macht weiter

von Christina Horsten  29.08.2025

Bonn

Experte: Opfer mit Bewältigung von Rechtsterror nicht alleinlassen

Der erste NSU-Mord liegt beinahe 25 Jahre zurück. Angehörige der Opfer fordern mehr Aufmerksamkeit - und angemessenes Gedenken, wenn es um rechtsextreme Gewalt geht. Fachleute sehen unterschiedliche Entwicklungen

 29.08.2025

Frankfurt am Main

Michel Friedman will nicht für TikTok tanzen

Es handle sich um eine Plattform, die primär Propaganda und Lügen verbreite, sagt der Publizist

 28.08.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 25.08.2025

Nahost

Alabali Radovan besucht Palästinensergebiete: Hilfe im Fokus

Die Entwicklungsministerin will in Tel Aviv diese Woche Angehörige von Geiseln treffen und das Westjordanland besuchen

 25.08.2025