Er war »der Kennedy des deutschen Bankwesens«: Alfred Herrhausen (1930-1989). Ein Manager, der jünger, smarter, schneller und besser aussah als die meisten aus der alten Garde seines Business. Dazu selbstbewusst (manche meinen: arrogant), ein bisschen eitel und stets ungeduldig - intellektuell wie lebenspraktisch.
Mitte der 1980er-Jahre bewegte sich Alfred Herrhausen, der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, mit großem Selbstbewusstsein auf dem politischen Parkett. Seine Idee eines Schuldenerlasses für die Länder der Dritten Welt sorgte für Aufregung; ebenso seine eigenständigen Versuche, den Ost-West-Konflikt zu entschärfen.
Darüber aber geriet der aus der Energiewirtschaft in die Bankenwelt gewechselte Quereinsteiger mehr und mehr auch ins Visier der RAF, die ihn 1989 in Bad Homburg ermordete.
Die vierteilige Miniserie, die der HR an zwei Sonntagen zeigt, zeichnet das komplexe Porträt eines konservativen Revolutionärs, der seiner Zeit in vielem voraus war und tragisch die Anzahl seiner Feinde verkannte. Mit hoher formaler und darstellerischer Qualität - unter anderem mit Oliver Masucci in der Hauptrolle - integriert die Serie gekonnt die mannigfaltigen Ebenen und Facetten der geschichtlichen Materie. Nur in einer leichten Dialoglastigkeit besitzt sie eine kleine Schwäche.
»Herrhausen - Der Herr des Geldes«, Samstag, 22. November, 20.15 - 22.30 Uhr, HR Fernsehen. Die Folgen drei und vier laufen am Sonntag, 29. November, ab 20.15 Uhr.