54. Kurzfilmtage in Oberhausen

Schwarze, Juden und Quoten

von Erika Rubinstein

Ein kleines Mädchen steht vor der Kamera und liest vom englischsprachigen Teleprompter ab. Gleich zu Beginn sagt sie, dass sie kein Englisch versteht und hier vom Regisseur missbraucht wird. Confessions Coming Soon ist einer der beiden israelischen Beiträge im internationalen Wettbewerb der 54. Kurzfilmtage Oberhausen, die vom 1. bis 6. Mai laufen. Zum zweiten Mal wird der Skandalregisseur und Provokateur Roee Rosen eingeladen. Sein Film kritisiert eine Mediengesellschaft, die für gute Quoten bereit ist, Kinder zu missbrauchen.
Auch der zweite israelische Beitrag stammt von einer umstrittenen Filmemacherin, vor allem wegen ihrer politischen Einstellung zu Israel. Yael Bartanas Mary Koszmary (»Albträume«), eine Koproduktion mit Polen und den Niederlanden, spielt in einem leeren heruntergekommen Stadion, in dem ein polnischer Linksradikaler drei Millionen Juden zur Rückkehr nach Polen auffordert. Nur ein Häufchen junger Pioniere hört ihm zu.
Die Entscheidung, gerade Filme solch umstrittener Regisseure im internationalen Wettbewerb zu zeigen, liegt voll im Trend des Oberhausener Programms, das immer schon provozieren wollte und dabei gerne politisch linke Positionen vertrat.
So auch im Nebenprogramm »Grenzgänger und Unruhestifter«. Now wurde von Santiago Alvarez 1964 gedreht und ist eine Produktion aus Kuba. Eine Montage schneller Bilder schildert den schwarzen Widerstand in den 60ern. Doch der Begleitsong dazu ist die jüdische Hava Nagila, vorgetragen von Lena Horne, die singt: »Now is the moment, now is the time.« Einmal blitzt kurz das Bild eines Nazifunktionärs auf, den Arm ausgestreckt zum Hitlergruß. So sollen vermutlich Parallelen zwischen der Schwarzendiskriminierung und der Judenverfolgung aufgezeigt werden.
Im gleichen Programm läuft Schwarz auf Weiß – die Rückseite der Bilder aus Österreich von Klub Zwei (Simone Bader und Jo Schmeiser). Der Experimentalfilm über Bilder kommt ohne solche aus. Es gibt nur Text und eine Off-Stimme. Der Film möchte hinter die Fotos des Holocaust blicken, weil die Rückseiten viele zusätzliche Informationen zum Bild selbst geben.
Auch der Stummfilm Die letzte Wahl der Avantgarde-Künstlerin Ella Bergmann-Michel von 1932 beschäftigt sich mit dem Nationalsozialismus. Sie drehte während der letzten freien Wahlkampagne und musste die Dreharbeiten abbrechen, da sie verhaftet wurde. Ihre Kunst galt in der Nazizeit als entartet. Doch konnte ihre Kamera die Faszination für Wahlplakate einfangen.
Im Programm »Wessen Geschichte« läuft der elfminütige Film Brutalität in Stein von Alexander Kluge und Peter Schamoni. Er lief zum ersten Mal 1961 in Oberhausen und war einer der ersten, der sich mit der Nazivergangenheit der Deutschen im Kino beschäftigte. Das ehemalige Gelände des Nürnberger Parteitags ist mit Gras zuge- wachsen. Dies ist der Ausgangspunkt, von dem die Regisseure einen Blick auf den Größenwahn des architektonischen Nazi-vorhabens werfen.

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025

Abkommen

»Trump meinte, die Israelis geraten etwas außer Kontrolle«

Die Vermittler Steve Witkoff und Jared Kushner geben im Interview mit »60 Minutes« spannende Einblicke hinter die Kulissen der Diplomatie

von Sabine Brandes  20.10.2025

Washington

Trump droht Hamas mit dem Tod

Die palästinensische Terrororganisation will ihre Herrschaft über Gaza fortsetzen. Nun redet der US-Präsident Klartext

von Anna Ringle  16.10.2025