Nazometer

Schmidt und Pocher geben Gas

von Wiglaf Droste

Was ist Dummheit? Eine Mischung aus Ignoranz, Denkfaulheit und Empathiearmut, stolz vorgetragen bei chronisch erhöhter Lautstärke. Zum Wesen der Dummheit gehört unabdingbar auch, dass sie sich selbst nicht bemerken kann.
Harald Schmidt steht zumindest bei den Feuilletonisten des Landes im Ruf, intelligent zu sein. Der Sparschlitzhumorist aus Nürtingen erfreut sich seit Jahren einer maßlosen Überschätzung, die er fraglos clever und geschäftstüchtig anfacht und ausbeutet. Das smarte Präsentieren von Sekundärtugenden findet in Deutschland immer Anhänger; es gibt hierzulande so viele Möchtegerns und arme Würstchen, die auch gern einmal ohne substanziellen Aufwand große Welt simulieren würden. Als Identifikationsfiguren für diese Leute wurden beispielsweise Franz Beckenbauer, Johannes B. Kerner und Papst Benedikt erfunden – Gestalten, die dem Wort Penetranz jeweils eine ganz neue Dimension verleihen. Die Bewunderung der Deutschen für Schmidt, Beckenbauer et al. findet ihren ureigenen Ausdruck stets in dem Satz »Der Erfolg gibt ihm recht.« Dieser Satz ist noch dümmer, als die Zwillinge Eva Herman und Oliver Pocher es je sein könnten, und er ist so feige und haltungsfern wie das Land, in dessen Sprache er formuliert ist: Man konstatiert den Erfolg und schließt sich an – die schöne Mühe einer eigenen Anschauung und Beurteilung spart man sich.
Schmidt, von dem seine Werbeauftritte für Schnellessen und Pulverkaffee bleiben werden, hat sich einen Hilfsarbeiter ins Studio geholt, der ihm niemals gefährlich werden könnte. Schmidt lässt seinen Pocher Wörter wie »Gasherd« und »duschen« sagen und behauptet, das sei komisch und provokativ; vordergründig handelt es sich ja auch um einen Hieb gegen notorische und blöde Empörungsreflexe, wie sie nach Eva Hermans Auftritt bei Kerner zu hören waren. Diese von keiner Intelligenz erhellten Gratisreaktionen sind das Futter, von dem sich Existenzen wie Herman, Schmidt, Pocher und ihre Halbkameraden, die ihnen assoziierten Medienpartner, ohne weiteres eigenes Zutun nähren. Verweigerte die Öffentlichkeit souverän jede Reaktion auf fade, durchschaubare und nichts anregende Provokationssimulanten, liefen diese ins Leere und könnten sich ihre langweiligen angeblichen Herausforderungen gegenseitig vorspielen.
Weil aber nicht vorhandener Verstand bevorzugt durch Moral von der Stange ersetzt wird, rief selbstverständlich auch die fadenscheinige »Nazometer«-Nummer ein paar Trottel auf den Plan, die sich mit Empörung aufbliesen: Empör, empör, empör, Brüder zum Lichte empör, echauffierten sie sich und spielen Schmidts billigem Komödiantenstadel in die Hände. Reklame mit solcher Reichweite kostet sonst sehr viel Geld; die Dummköpfe in der ARD verschenken sie.
Bedient hat Schmidt also am Ende wie immer sich selbst – und das Bedürfnis eines Publikums, das ganz feige den Mutigen spielen möchte, in dem es »Gasherd« sagt und »Dusche«, und dann ein »Hohohoho« herausdruckst, dabei genau weiß, auf was es damit anspielt und, darauf angesprochen, ganz unschuldig flötet: »Aber wieso, ich habe doch gar nichts gesagt …!« Wer das für eine Provokation hält, ist genauso dumm wie jene, die sich wie auf Knopfdruck über mangelndes »Niveau« beschweren oder die sich selbst beim Sprechen fabrizierende Vokabel »Entgleisung« bemühen. Das genau ist Schmidts Kalkül: Pocher macht ihm den dreckigen Gasmann, und bei der ARD und im Feuilleton wird sich schon genügend Hohlraum zwischen den Ohren finden, um die Aufregung auf höhere Ebenen zu hieven.
Harald Schmidt ist ein deutscher Feigling par excellence. Herr Schmidt dreht den Gashahn nicht auf. Herr Schmidt lässt ihn aufdrehen. Was haben wir gelacht.

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