Studie

Rechtsextreme Einstellungen nehmen deutlich zu

Polizeibeamte gehen in München gegen eine von Rechtsradikalen und Verschwörungstheoretikern organisierte Demonstration vor (Dezember 2021). Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

In Deutschland steigt die Zahl jener, die rechtsextreme Einstellungen befürworten. Zu diesem Ergebnis kommt die am Donnerstag veröffentlichte sogenannte Mitte-Studie, mit der im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung alle zwei Jahre die Einstellungen der Mitte der Gesellschaft abgefragt werden.

Acht Prozent der Menschen in Deutschland teilen demnach ein rechtsextremes Weltbild. In den Vorjahren seien dies zwei bis drei Prozent gewesen. Sechs Prozent der Befragten befürworteten eine Diktatur mit einer starken Partei und einem Führer. Auch hier werde ein Anstieg verzeichnet (Vorjahre zwei bis vier Prozent).

Nationalchauvinismus Bei allen Indikatoren, mit denen die Expertinnen und Experten rechtsextreme Einstellungen messen, verzeichnet die aktuelle Befragung Anstiege. Dazu gehören neben der Befürwortung einer Diktatur nationalchauvinistische Einstellungen, die Verharmlosung der Verbrechen der Nationalsozialisten, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und sozialdarwinistische Haltungen, die zwischen »wertvollem« und »unwertem« Leben unterscheiden.

Auch bei der politischen Selbstverortung würden inzwischen mehr Menschen angeben, »rechts« oder »eher rechts« der Mitte zu stehen, nämlich 15,5 Prozent gegenüber 10 Prozent bei den beiden vorhergehenden Befragungen, heißt es in der Studie.

Der Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung, Martin Schulz, sagte dem Nachrichtenportal »t-online«, ein Teil der gesellschaftlichen Mitte vertraue immer weniger auf die Demokratie und fühle sich sozial wie wirtschaftlich bedroht. Sie reagiere zunehmend nervös und aggressiv. Als Gründe sieht er einen seit Jahren anhaltenden Krisenmodus durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg, eine »zu allem entschlossene« extreme Rechte und die Übernahme linker Thesen durch diese Rechte.

Linke Rhetorik »Die extreme Rechte übernimmt sozialpolitische Thesen, tritt zunehmend antikapitalistisch auf und bemächtigt sich so eines Teils linker Rhetorik«, sagte Schulz. Die »Kümmerer-Attitüde der AfD« sei eine perfide Strategie, »Menschenfeindlichkeit erhält so einen vermeintlich menschlichen Anstrich«.

Es komme jetzt stark darauf an, die schweigende Mehrheit zu mobilisieren, die demokratisch denke, fordert Schulz. Große Teile der Gesellschaft nämlich blieben stumm und machten es sich bequem. »Die Wirtschaft könnte und müsste viel lauter sein«, kritisierte er. »Firmenchefs und Gewerkschaften sollten viel öfter Klartext reden und
vermitteln: Rechtsextreme Einstellungen schaden auch ökonomisch.«

In der Studie, die vom Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick geleitet wird, heißt es: »Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Krisen und Konflikte distanziert sich ein deutlich größerer Anteil der Mitte der Gesellschaft von demokratischen Werten, Normen und Grundprinzipien.« Für komplexe Fragen würden vermehrt einfache und autoritäre Lösungen gefordert. Für die Studie wurden den Angaben zufolge im Januar und Februar 2.027 Volljährige in einer repräsentativen Telefonumfrage vom UADS Institut in Duisburg befragt. epd

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