Marcel Reif

»Proteste gehören nicht ins Stadion«

»Proteste gehören nicht ins Stadion«

Marcel Reif über Fußball, Politik und Irans WM-Teilnahme

Herr Reif, jüdische und pro-israelische Gruppen wollen bei der Fußball-WM gegen das iranische Regime demonstrieren. Was halten Sie davon?
reif: Auch wenn ich weiß, daß es ein hehres Ziel ist: Man sollte Sport und Politik nicht vermischen. Proteste dieser Art gehören nach meiner Ansicht nicht ins Stadion, schon allein wegen der Gefahr von Gegenprotesten von Leuten wie der NPD, deren Parolen nun wirklich keiner ertragen will. Eine WM ist nicht der richtige Ort und nicht der richtige Zeitpunkt. Ich wäre auch dagegen, den Iran von der WM auszuschließen, weil man damit die Falschen treffen würde (vgl. S. 11). Initiativen, die die Richtigen treffen, finde ich allerdings gut. Einem geisteskranken Kriminellen wie Irans Präsidenten Ahmadinedschad sollte deshalb sehr deutlich gemacht werden, daß er in Deutschland nicht erwünscht ist.

Im Juni 1998, bei der WM in Frankreich, gab es einen regelrechten »Friedensgipfel« zwischen dem Iran und den USA ...
reif: Es war ein ganz normales Spiel, die Spieler haben sich vorher und nachher die Hand gegeben. Das hat gezeigt, daß die Politik zuweilen ins Leere läuft, wenn’s um Sport geht. Aber das Verhältnis der beiden Staaten ist davon auch nicht besser geworden.

Neben dem Iran ist die Sorge vor rechtsextremistisch motivierten, aber auch unpolitischen gewalttätigen Ausschreitungen ein ständiges Thema ...
reif: Da vertraue ich den Zuständigen. Ich gehe davon aus, daß die Sicherheitsvorkehrungen so sein werden, daß es für Hooligans im wahrsten Sinne keinen Platz gibt. Notfalls muß die Polizei immer mit mindestens einem Mann in der Überzahl sein.
Vor jedem Spiel sollen Erklärungen gegen Rassismus verlesen werden. Nützen solche Appelle etwas?
reif: Zumindest geht es nicht in die falsche Richtung. Die überzeugten Rassisten mit dem Verstand einer Amöbe wird man nicht überzeugen können, aber es ist wichtig, ihnen zu zeigen, daß die Mehrheit nicht auf ihrer Seite ist. Wenn sich Topstars gegen sie positionieren, werden Nazis und Rassisten isoliert. Gut, daß der organisierte Fußball sich dieser Verantwortung endlich bewußt wird.

Die obligatorische Frage kurz vor einer WM: Wer wird Weltmeister?
reif: Argentinien. Die haben einen sehr guten Trainer und eine Top-Mannschaft.

Mit dem Fußball-Moderator des Fernsehsenders Premiere sprach Tobias Kaufmann.

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025

Abkommen

»Trump meinte, die Israelis geraten etwas außer Kontrolle«

Die Vermittler Steve Witkoff und Jared Kushner geben im Interview mit »60 Minutes« spannende Einblicke hinter die Kulissen der Diplomatie

von Sabine Brandes  20.10.2025

Washington

Trump droht Hamas mit dem Tod

Die palästinensische Terrororganisation will ihre Herrschaft über Gaza fortsetzen. Nun redet der US-Präsident Klartext

von Anna Ringle  16.10.2025