Zeruya Shalev

Prosa und Zeitgeschichte

Gegensätzlicher hätten die beiden letzten literarischen Events, zu denen das IKG-Kulturzentrum im Jahr 2006 einlud, gar nicht sein können. Da trat in der völlig überfüllten Black Box des Gasteig im Rahmen der Münchner Bücherschau Zeruya Shalev auf. Sie las auf Hebräisch aus ihrem Roman Späte Familie, Maria Schrader las die Übersetzung. Was die Schauspielerin bot, war ein Kabinettstück an Vorlesekunst. Sie wurde zum Alter ego der Autorin, die dem Klang der deutschen, ihr fremden Sprache aufmerksam folgte. Im anschließenden Gespräch führte Zeruya Shalev sehr glaubhaft aus, dass sie – entgegen landläufigen Meinungen – den Klang der deutschen Sprache als sehr melodiös empfände. Und so ernst das Thema ihres Romans – das Scheitern einer Ehe und die mühsame Annäherung an einen neuen Partner – auch sein mochte, es wurde an diesem Abend viel und herzlich gelacht. Ob Shalev dem Diktum Woody Allens beipflichte, dass Männer und Frauen eigentlich nicht zusammenpassten? Da sei was dran, sagte die Autorin. Doch wenn sie auf Lesereise gehe, rückten Alltagsprobleme in die Ferne und verlören zumindest für diese Zeit ihre Schwere.
Den Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik erwartete bei einer Kooperationsveranstaltung der Petra-Kelly-Stiftung mit dem IKG-Kulturzentrum eine ganz andere, ernste Ausgangsstimmung. Sein Thema verhieß aber auch keine Leichtigkeit. Es ging um die verbissene und geschichtsklitternde Kampagne für ein »Zentrum gegen Vertreibung« in Berlin.
Brumlik hat in seinem Buch Wer Sturm sät die aktuelle Debatte um Flucht und Vertreibung deutscher Bevölkerungsgruppen vorweggenommen. In einer differenzierten Analyse weist er einen Weg der Geschichtskommentierung, der das Leid der Opfer nicht ausklammert und dennoch gleichzeitig die Verantwortung für eigenes politisches Handeln und Fehlverhalten einfordert. Als Ideal formulierte Brumlik die Vision von einem »gemeinsamen kulturellen Gedächtnisraum« und relativierte die Chance dafür angesichts der auseinanderklaffenden Erinnerungen des gegenwärtigen polnischen politischen Establishments und deutscher Vertriebener. Er rückte Behauptungen zurecht, wonach die Vertreibung in der Bundesrepublik ein Tabuthema gewesen sei. Die Vertreibung aus Osteuropa in die Nähe von Genoziden zu rücken, sei jedenfalls unhaltbar: »Viele Genozide beginnen«, so Micha Brumlik, »mit Vertreibung und Aussiedlung. Aber nicht jede Austreibung ist gleich ein Genozid.« gue

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Meinung

BBC: Diese Plattform für anti-israelische Vorurteile und Extremismus ist nicht mehr zu retten

Der öffentlich-rechtliche Sender Großbritanniens hat sich anti-israelischen Vorurteilen und Extremismus geöffnet. Er braucht dringend Erneuerung

von Ben Elcan  13.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025