Sport

Pionier des Fußballs

Der FC Bayern und der TSV Maccabi sind am 28. Juli an einem besonderen Ort zusammengekommen: Vor der Baracke 8 im ehemaligen Konzentrationslager Dachau haben ihre Vertreter an diesem Tag einen Kranz niedergelegt zur Erinnerung an den mehrmaligen Präsidenten des FC Bayern, Kurt Landauer, der an diesem Tag seinen 125. Geburtstag hatte. Maccabi hatte gemeinsam mit Dekan Klaus Schulz von der Evangelischen Versöhnungskirche zu der Gedenkfeier eingeladen, zu der auch die Persönlichkeiten der Führungsetage des deutschen Rekordmeisters gekommen waren: Aus dem Vorstand Karl-Heinz Rummenigge, Kurt Scherer und Karl Hopfner sowie Willy O. Hoffmann.

Anfang Den Grundstein zu diesem Erfolg des FC Bayern hatte einst Kurt Landauer gelegt. Als Präsident führte er 1932 den FCB zur deutschen Meisterschaft. Ein Jahr später trat er dann zurück, um sich und seinem Verein den Rauswurf eines jüdischen Präsidenten zu ersparen. 1938 wurde Landauer für vier Wochen ins KZ Dachau gebracht. Die Schoa überlebte er in der Emigration in der Schweiz. Dass ihn sein FC Bayern nicht vergessen hatte, zeigen die Erinnerungen an ein Spiel in Genf oder Zürich. Wie nahe sich Verein und ehemaliger Präsident damals gekommen sind, darüber gehen die Erinnerungen seiner späteren Frau und anderer Chronisten ausein- ander. Sicher aber ist, dass Landauer seinem Verein verbunden blieb: Er kehrte nach München zurück und trug tatkräftig, entscheidend und wegweisend zum Aufbau des Rekordmeisters bei.

geschichte Für Maccabi-Präsident Robby Rajber war dies auch ein Zeichen dafür, »dass man Menschen aus ihrer Heimat vertreiben kann, nicht aber die Heimat aus dem Bewusstsein der Menschen«. Die Frage, warum man sich gerade in Dachau treffe, beantwortete er mit dem Verweis auf jüdische Solidarität, bevor er El Mole Rachamim und Kaddisch sprach. In der Versöhnungskirche referierte anschließend der Autor Dietrich Schulze-Marmeling, der sich intensiv mit Fußballgeschichte befasst hatte, über die Entwicklung dieses Sports im 20. Jahrhundert mit dem Schwerpunkt FC Bayern und Kurt Landauer. Anschließend tauschten dann, moderiert von Eberhard Schulz, der frühere FC-Bayern-Präsident Willy O. Hoffmann und der Münch- ner Rechtsanwalt und langjähriges Mitglied im Vorstand der IKG, Uri Siegel, Erinnerungen aus. Siegel hatte als Neffe von Landauer das Meisterschaftsspiel von 1932 am Radio verfolgen können. Hoffmann war dem Vereinspräsidenten nach dem Zweiten Weltkrieg begegnet, als er ihm Schriftstücke seines damaligen Vereins FC Wacker überbrachte. Die Mahnung Landauers auf die Frage, ob er bei der Hitlerjugend gewesen sei, bleibt ihm unvergessen: Er solle sich nie wieder auf so etwas einlassen, hatte ihm der während des NS-Regimes Verfemte mit auf den Weg gegeben. Siegel berichtete von seinen Erinnerungen als Neunjähriger, von den Begeg-

nungen, als beide wieder in München wohnten und von Erzählungen seiner Tante. Später, als die Runde dann ins Publikum geöffnet wurde, waren noch viele weitere Erinnerungen an den Nachkriegs- fußball und den FCB zu hören.

Gefühle Selbstverständlich war die Veranstaltung für keinen der Anwesenden. Robby Rajber hatte schon vor der Baracke über seine gemischten Gefühle gesprochen, eines Verstorbenen an dessen Geburtstag und nicht wie in der jüdischen Tradition üblich am Todestag zu gedenken. Und das in Dachau, das Landauer ebenso wie die Hölle der Schoa insgesamt überlebt hatte. Dass die Entscheidung für diese Erinnerungsfeier aber richtig war, bestätigte nicht zuletzt Karl-Heinz Rummenigge, der ums Wort bat. Was aus der Bayernsportanlage an der Säberner Straße geworden ist, das würde Kurt Landauer heute sicher sehr stolz machen, meinte er. Und auch das sei eine besondere Erinnerung für ihn. Auch die Jugend meldete sich mit Roj Rajber zu Wort: »Kulturwissenschaftler sagen, Erinnerung bestimme Identität. Heute sind die höchsten Offiziellen des FC Bayern hier, der TSV Maccabi München und die Versöhnungskirche Dachau. Auch der Deutsche Fußballbund unternimmt viel. Wir alle gedenken und wir erinnern und das heißt: Wir wissen wer wir sind! Und ich finde, dass ist eine super Grundlage für die Zukunft.«

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025