München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Paul Lendvai Foto: picture alliance / ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com

Paul Lendvai (96), Publizist und Holocaust-Überlebender, betrachtet die jüngeren Generationen als »verdorben durch die Selbstverständlichkeit der Freiheit«. Freiheit sei ein Luxusgut, sagte Lendvai im Interview der »Süddeutschen Zeitung«.

Jungen Menschen sei »nicht gut zu vermitteln, wie schwer es frühere Generationen hatten, die in Unfreiheit oder in autoritären Regimen erwachsen wurden. Viele Menschen wissen nicht, wie wenige Länder tatsächlich frei sind und wie relativ die Freiheit ist.«

In seinem Buch »Wer bin ich?«, das zu Jahresbeginn erschienen ist, schreibt Lendvai über sein knappes Überleben des Holocaust, über sein Leben in Ungarn, wo er 1953 von den Kommunisten eingesperrt wurde und ein Berufsverbot erhielt, und - bis heute - in Österreich.

Lesen Sie auch

Über die jüngste Welle des Antisemitismus zeigte er sich erschüttert. »Ich gehöre zwar zu den schärfsten Kritikern der israelischen Regierung, aber der 7. Oktober und die Reaktionen der Intellektuellen darauf, dieser Hass gegen Israel, haben mich entsetzt.« Insofern bleibe es sein Antrieb, »gegen das Böse und Dumme zu kämpfen«.

In seinem Alter kämen zudem Erinnerungen wieder hoch. Schon als Kind habe man »unter der Bedrohung gelebt, sich gefragt, wann kommt die Invasion, der Krieg«, so der 1929 geborene Lendvai. »Manchmal, wenn ich in der Nacht aufwache, frage ich mich, wie ich als junger Bursche stehend auf einem Todesmarsch einschlafen konnte.« Vieles habe er »verdrängt und vergessen«, über vieles habe er auch lange nicht sprechen wollen.

»Wenn man jung ist, denkt man daran, dass da ein junges Mädchen war und ich vor ihrem Vater Angst hatte, weil ich sie im Treppenhaus küssen wollte. Oder dass ich einmal in der schlimmsten Zeit ohne gelben Stern ins Kino gegangen bin. Das ist die Jugend.« kna

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025