Constantin Karadja

Pässe in die Freiheit

von Michael Berger

Constantin Karadja wurde grundsätzlich. »Das internationale Recht, die Grundsätze der universalen Ethik und die Grundrechte der Menschlichkeit«, schrieb der Diplomat am 24. November 1943 an den rumänischen Außenminister, »wurden von den deutschen Behörden nicht berücksichtigt.« Karadja machte seinen Vorgesetzten auf das Schicksal rumänischer Juden in den von Deutschland besetzten Ländern aufmerksam. Als er den Brief schrieb, hatten sich dank seines Einsatzes bereits Tausende rumänischer Juden vor der drohenden Deportation gerettet.
Constantin Karadja wurde am 24. November 1889 in Den Haag in eine hochadelige Familie byzantinischen Ursprungs geboren. Nach dem Jurastudium in England erhielt er die Zulassung als Anwalt. 1916 wurde er rumänischer Staatsbürger und trat 1920 in den diplomatischen Dienst ein, in den 30er-Jahren war er Generalkonsul in Berlin. In den Jahren 1938 bis 1939 berichtete er detailliert aus Nazideutschland und forderte von der rumänischen Regierung, »dass die Anträge der Juden mit rumänischer Staatsangehörigkeit, die darum bitten, nach Rumänien zurückkehren zu können, ohne Verzögerung und aus humanitären Gründen vorrangig bearbeitet werden«.
Als das rumänische Außenministerium 1941 in Pässe das Wort »Jude« eintragen ließ, protestierte Karadja: »Unter humanitärem Gesichtspunkt werden wir die Situation der Armen noch verschlechtern, indem wir ihnen unnötige Hindernisse auf ihrem Exodus in den Weg legen.« Er schlug vor, in den Pässen nicht »Jude«, sondern den Buchstaben X einzutragen, der nur den rumänischen Behörden bekannt sein sollte. Das rumänische Außenministerium gab der Beschwerde Karadjas statt.
1941 wurde er Leiter der Konsularabteilung und wies die diplomatischen Einrichtungen in Deutschland an: »Alle Rumänen im Ausland müssen geschützt werden, ohne Unterscheidung.« Auf Verlangen wurden Reisegenehmigungen mit den Worten »bon pour se rendre en Roumanie« ausgestellt. Das deutsche Außenministerium protestierte vergebens.
Im April 1943 rang Constantin Karadja dem rumänischen Außenministerium folgendes Zugeständnis ab: »Juden rumänischer Staatsangehörigkeit« den Aufenthalt in Rumänien zu erlauben, »bis es ihnen möglich ist, nach Palästina« auszuwandern. So gelang es ihm, im Jahre 1944 insgesamt 4.000 rumänische Juden aus Vichy-Frankreich und mehr als 51.000 Juden aus Ungarn vor der drohenden Deportation nach Auschwitz zu retten.
Als kurz darauf, im August 1944, die Regierung von Ion Antonescu gestürzt wurde, endete die Zeit des Faschismus in Rumänien. Als Verbündeter des Deutschen Reiches war die rumänische Regierung an der Ermordung von mehr als 300.000 rumänischen Juden und 20.000 Roma aktiv beteiligt. Am 17. Oktober 1944 entließ das rumänische Außenministerium Karadja. Kurz darauf wurde er wieder eingestellt, um am 1. September 1947 erneut entlassen zu werden, diesmal für immer. Die Zahlung einer Pension wurde ihm verweigert. Mit dieser Existenzangst starb Constantin Karadja am 29. Dezember 1950 in Bukarest.

Der Autor ist Hauptmann der Bundeswehr und Historiker am Militärgeschichtlichen Forschungsamt Potsdam.

Nach Absage in Belgien

Dirigent Shani in Berlin gefeiert

Nach der Ausladung von einem Festival werden die Münchner Philharmoniker und ihr künftiger Chefdirigent Lahav Shani in Berlin gefeiert. Bundespräsident Steinmeier hat für den Fall klare Worte

von Julia Kilian  15.09.2025

New York City

UN-Sicherheitsrat verurteilt Israels Angriff auf Katar einhellig

Sogar die USA schlossen sich der Erklärung an

 12.09.2025

Eurovision Song Contest

Gegen Israel: Irland erpresst Eurovision Song Contest-Veranstalter

Nach Slowenien hat auch Irland verkündet, dem Eurovision Song Contest fernzubleiben, sollte Israel teilnehmen. Damit verstoßen sie gegen Grundregeln des international beliebten TV-Wettbewerbs

 11.09.2025

Krieg

Zwei Raketen aus Gaza auf Israel abgeschossen

Am Sonntagmorgen wurde Israel aus dem Gazastreifen mit Raketen beschossen. Eine Bekenner-Erklärung gibt es auch

 07.09.2025

Berlin

Uni-Präsidentin rechnet mit neuen »propalästinensischen« Aktionen

Die Präsidentin der Humboldt-Universität, Julia von Blumenthal, rechnet zum Wintersemester erneut mit »propalästinensischen« Aktionen. Dabei seien unter den Beteiligten kaum Studierende

 07.09.2025

Diplomatie

Netanjahu geht auf Belgiens Premier los

Für seine Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, wird Bart De Wever vom israelischen Ministerpräsident persönlich attackiert

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025