Urteil

Ohne Sachbezug

Mit einem entschiedenen »Jein« haben die Richter der 28. Zivilkammer am Landgericht Köln die Frage beantwortet, ob Henryk M. Broder seine umstrittene Äußerung über Evelyn Hecht-Galinski in Zukunft zu unterlassen habe oder nicht (3.9.2008, Az. 28 O 366/08). Broder hatte ein Interview mit Hecht-Galinski in der Sendung »Hallo Ü-Wagen« in einer E-Mail an die WDR-Intendantin so kommentiert: »Jeder Kölsche Jeck mit zwei Promille im Blut würde sogar an Weiberfastnacht erkennen, dass Frau EHG eine hysterische, geltungsbedürftige Hausfrau ist, die für niemand spricht außer für sich selbst und dabei auch nur Unsinn von sich gibt. Ihre Spezialität sind antisemitisch-antizionistische Statements, die zur Zeit mal wieder eine kurze Konjunktur haben.«
Broders Äußerung sei unzulässige Schmähkritik, argumentierten die Richter, also ein Werturteil, das Hecht-Galinski herabsetzen wolle. Deshalb sei sie zwar eine Meinungsäußerung, aber nicht mehr von der Meinungsfreiheit gedeckt. Broder sei es, das ist der entscheidende Punkt, nicht um eine Sachkritik oder um eine Auseinandersetzung in der Sache gegangen. Denn er habe in der E-Mail zwar auf das Interview Bezug genommen, nicht aber gesagt, dass Hecht-Galinski darin tatsächlich antisemitische Äußerungen getätigt habe. Auch ein Bezug zu früheren Äußerungen Hecht-Galinskis, die Broder im Rechtsstreit angeführt hatte, lasse sich »für den Durchschnittsleser« nicht ohne Weiteres herstellen. Broder darf die Begriffe »antisemitische Statements« in diesem Zusammenhang also nicht wiederholen, zumal der Antisemitismus-Vorwurf im Lichte der Vergangenheit besonders schwer wiege und besonders geeignet sei, »den mit dieser Geisteshaltung in Verbindung Gebrachten in den Augen der Öffentlichkeit herabzusetzen«.
Dennoch steht die Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts, die Hecht-Galinski das Veto gegenüber der Äußerung Broders bescherte, auf tönernen Füßen. Entscheidend ist, dass die Richter Broder die Äußerung, Hecht-Galinski gebe antisemitische Statements ab, nicht schlechthin verboten haben. Er ist lediglich aufgefordert, jede solche Äußerung mit einer sachlichen Begründung zu versehen. Es müsse, so die Richter, »eine konkrete Auseinandersetzung mit ihren Äußerungen« erkennbar sein. Hinzu kommt, dass die Kammer nach eigenen Angaben berücksichtigt hat, dass zwischen Broder und Hecht-Galinski eine auch in der Öffentlichkeit ausgetragene Auseinandersetzung stattfindet, in welcher »beide Parteien zum Teil auch ehrverletzende Formulierungen« verwenden. Deswegen müsse sich Hecht-Galinski auch in erheblichem Maße Kritik wegen ihrer öffentlichen Äußerungen gefallen lassen, wenn auch keine so schweren Eingriffe in ihr Persönlichkeitsrecht. Daniela Breitbart

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025