Streit

Nur die Ruhe

Wer gedacht hatte, der Jüdische Weltkongreß (WJC) würde weiter mit den internen Querelen der vergangenen Monate Schlagzeilen machen, wurde nach der Sitzung des Governing Board (Leitungsrates) in Jerusalem eines Besseren belehrt. Ein Jahr nach der Brüsseler Vollversammlung des WJC und eine Woche nach dem Abschlußbericht des New Yorker Generalstaatsanwalts Eliot Spitzer zu schweren Vorwürfen des früheren Vizepräsidenten der Organisation, Isi Leibler, wurde ein Schlußstrich gezogen.
Leibler hatte besonders die Nummer zwei des WJC, Israel Singer, ins Visier genommen und ihm öffentlich den Versuch unterstellt, Spendengeld der Organisation in die eigene Tasche zu wirtschaften. Spitzers Abschlußbericht stellte nun fest, daß beim WJC zwar eine vorsintflutliche Buchführung herrschte, die modernen Managementstandards nicht genügen konnte, aber weder von Singer noch von anderen Geld veruntreut oder der Weltkongreß in seiner politische Handlungsfreiheit eingeschränkt worden sei.
In seiner Rede an die 200 Delegierten und Gäste des Treffens entschuldigte sich Singer dafür, sich in seiner Zeit als Generalsekretär nicht genügend um die internen Belange gekümmert zu haben. Als Vorsitzender des neugeschaffenen »Policy Council« wird er sich künftig ganz auf die politische Mission des WJC konzentrieren kön- nen, während der seit einem Jahr amtierende Generalsekretär der Organisation, Stephen Herbits, die Hoheit über administrative Vorgänge haben wird. In seinem Bericht ging Herbits Leibler scharf an. In seiner Zeit als Mitglied des Lenkungsausschusses habe Leibler es versäumt, auch nur eine jener Reformen anzupacken, die er, Herbits, innerhalb weniger Monate umgesetzt habe. Der WJC sei nunmehr »stärker als je zuvor«. Allerdings kritisierte Herbits, daß dem Weltkongreß durch Leiblers Kampagne ein Schaden von mehreren Millionen Dollar entstanden sei. Dieses Geld wolle man nun in einem Gerichtsverfahren vom ehemaligen Vizepräsidenten zurückverlangen.
Auch die umstrittenen Mohammed-Karikaturen waren Thema der Tagung. WJC-Präsident Edgar Bronfman machte deutlich, daß Respekt für andere Religionen sowie ihre Bräuche und Traditionen Voraussetzung dafür ist, daß man selber respektiert wird. Er nannte die Veröffentlichung der Cartoons in Dänemark und an- deren Ländern einen schweren Fehler: »Wir können uns diese Art von Auseinandersetzung nicht erlauben.« WJC-Vizepräsidentin Charlotte Knobloch betonte, daß »Pressefreiheit immer auch Presseverantwortung impliziert«. Andererseits sei es ebenso Aufgabe der Immigranten, die Gesetze und fundamentalen Werte ihrer neuen Heimat zu respektieren.
An der Sitzung des WJC-Leitungsgremiums nahmen auch 30 »Young Leaders« zwischen 25 und 40 aus der ganzen Welt teil. Sie sollen die Führungsreserve für die kommenden Jahre bilden. Diesen Schritt begrüßte Vizepräsidentin Knobloch: »Damit werden die Nachwuchskräfte frühzeitig mit dem vielfältigen Aufgabenspektrum vertraut gemacht.« Michael Thaidigsmann

Krieg

Jerusalem warnt Menschen im Iran vor möglichen neuen Angriffen

In bestimmten Gebieten des Irans stehen offensichtlich neue Angriffe bevor. Israels Militär ruft die iranische Bevölkerung zur Evakuierung auf

 15.06.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Juni bis zum 18. Juni

 11.06.2025

Tel Aviv/Gaza

Israel will Ankunft von Thunbergs Schiff in Gaza verhindern

Das Schiff des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition ist unterwegs nach Gaza. Nach Angaben der Aktivisten nähern sie sich immer mehr dem Gebiet - Israel droht ihnen nun

 08.06.2025

Petition

Deutsche Prominente werfen Israel Völkermord vor

Die Unterzeichner verlangen eine Aussetzung von Rüstungsexporten

 05.06.2025

Bundestag

Wegen »Palestine«-Shirt: Linken-Abgeordnete des Plenarsaals verwiesen

Mit der politischen Botschaft auf ihrer Kleidung hatte Cansin Köktürk offenbar gegen die Regeln des Hauses verstoßen. Die Bundestagspräsidentin zog die Konsequenz

 04.06.2025

Medien

Presseschau zur Debatte um Deborah Feldmans »Weltbühne«-Artikel

In dem Blatt des umstrittenen Verlegers Holger Friedrich zieht die Autorin die Jüdischkeit des Chefredakteurs der Jüdischen Allgemeinen in Zweifel. In Zeitungskommentaren wird nun vernichtende Kritik an ihrem Text geübt

 26.05.2025

Israel

Geisel-Angehörige fordern Ende des »Albtraums«

Seit bald 600 Tagen hält die Hamas noch 58 lebende und tote israelische Geiseln im Gazastreifen fest. Israelis demonstrieren vehement für ihre Freilassung und fordern ein Ende des Krieges

 24.05.2025

Nachrichten

Strände, Soldat, Flüge

Kurzmeldungen aus Israel

von Sabine Brandes  21.05.2025

Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt: Verfassungsschutz sieht Demokratie bedroht

Im Osten ist die AfD besonders stark. Allerdings etablieren sich auch andere rechtsextremistische Bestrebungen

von Christopher Kissmann  19.05.2025