Tourismus

Mit Models und Elefanten

von Sabine Brandes

Das Potential ist da, doch die Besucher lassen auf sich warten. Dabei könnten die Touristen schon jetzt in Strömen nach Israel kommen, sämtliche Infrastruktur ist vorhanden. Dennoch bestimmen leere Hotelzimmer, verlassene Sehenswürdigkeiten und Basare ohne Käufer fast in allen Teilen des Landes das aktuelle Bild. Das soll jetzt anders werden.
Vom Tourismus- und
Finanzministerium beauftragt, erstellte die internationale Beratungsfirma Ernst & Young einen Plan für den israelischen Tourismus mit hochgestecktem Ziel: Kontinuierliche Steigerung der Besu-
cherzahlen über fünf Jahre bis zur Verdoppelung in 2011. Dann sollen mindestens fünf Millionen Menschen jährlich an den Stränden liegen, die historischen Stätten besuchen, viel einkaufen und den strahlend blauen Himmel genießen. Von Januar bis August dieses Jahres sahen die Zahlen eigentlich recht rosig aus. 1,3 Millionen Menschen reisten an, eine Steigerung von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch dann brach der Krieg mit dem Libanon aus.
In der vergangenen Woche stellten Ernst & Young ihre ausführliche Studie vor und beleuchteten dabei die Schwachpunkte des hiesigen Managements in Sachen Fremdenverkehr. Vor allem im Bereich Marketing, in Sachen Bürokratie und beim Flugverkehr müsse dringend etwas geschehen, so die Experten. Wichtigstes Werkzeug dabei wird eine »Revolution bei den Investitionen« sein. Hauptsächlich soll eine beträchtliche Summe in die Absatzförderung gesteckt werden.
Die Firma schlägt vor, über fünf Jahre intensiv am angekratzten Urlaubsimage des jüdischen Staates zu arbeiten – und dafür 250 Millionen Dollar auszugeben. Jährlich wäre das eine Summe von umgerechnet 40 Millionen Euro, die in das internationale Marketing fließen soll.
Diese Strategie soll sicher 510.000 Touristen jährlich mehr ins Land bringen, was wiederum mindestens 45.000 neue Jobs schaffen würde. »Jeder Dollar, der ins Marketing gesteckt wird, wird neun Dollar zurückbringen«, versprechen die Macher der Studie. Israels größte Marktpotentiale liegen in den USA, in Deutschland, England, Frankreich, Italien, Rußland und Schweden.
Die Bürokratie sei momentan eins der größten Probleme, so Ernst & Young. »Investoren, die zwei Jahre warten müssen, um eine Erlaubnis zu bekommen, tragen ihr Geld woanders hin«, gab Adam Sachs von der Wirtschaftsabteilung zu bedenken. »Israel muß von sich aus an Firmen herantreten und nicht schlicht darauf warten, daß jemand kommt.« Wirkungsvollste Gegenden seien Jerusalem, Tiberias, Galiläa, Tel Aviv und Akko. Hier lohne es sich, mehr Geld zu investieren. Für Eilat indes sei dies nicht wirtschaftlich.
Neue Angebote seien gefragt. Wie Elefantenreiten etwa. Dieses wird schon bald im Kibbuz Nachal Oz möglich sein. Thailändische Dickhäuter sollen damit Besucher in den südlichen Teil des Landes bringen. Die 30 Elefanten werden in einem Zoo leben, der im Stil ihrer Heimat gebaut ist, Vorbild ist ein Vergnügungspark auf Bali. Der Elefantenpark wird 2008 eröffnet werden und soll jährlich mindestens 400.000 Menschen anziehen.
Schönheit lockt bekanntlich besonders viele Menschen an – also wirbt auch Supermodel Bar Refaeli (Foto: dpa) für ihr Heimatland: »Ich lade alle ein, nach Israel zu kommen. Es ist ein faszinierendes Land mit unendlich vielen Möglichkeiten für einen Urlaub«, so die Freundin von US-Schauspieler Leonardo DiCaprio. Sie sei stolz, für ihren Staat werben zu dürfen.
Und auch die Internet-Suchmaschine Google ist neuerdings mit von der Partie, wenn es um das Vorhaben geht, Touristen ins Heilige Land zu holen: Internetsurfer in den USA, England und Deutschland werden direkt auf gesponserte Sites geschickt, wenn sie Urlaubsoptionen in Israel suchen. 35.000 Suchworte bringen die Surfer zu den entsprechenden Links.
Ein weiterer Punkt der Ernst & Young-Studie zeigte Verbesserungsvorschläge beim Flugverkehr auf. »Die jetzige Politik behindert die Entwicklung des Marktes«, heißt es. Etwas, das Kritiker schon lange bemängeln. Die Analysten schlagen vor, Billigfluglinien nach Israel einzuladen sowie weiteren inländischen Fluggesellschaften Rechte einzuräumen, nach Europa und in die USA zu fliegen.
Tourismusminister Isaac Herzog zeigte sich nach der Vorstellung der Studie enthusiastisch. Er wolle nahezu alle Vorschläge der Unternehmensberatung in die Tat umsetzen will. Auch die israelische Hotelvereinigung stimmte dem Plan zu und gab bekannt, daß sie alles tun wolle, um das Ziel zu erreichen.» Zum ersten Mal in der Geschichte Israels haben wir einen realen, funktionierenden Plan für den Tourismusbereich«, so Herzog, »und ich habe bereits beim Finanzminister um die Erhöhung des Budgets gebeten.«

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