Jugendaktion

Mit Kaftan und Burka

von Marina Maisel

Die Sonne brennt von einem strahlend blauen Himmel. Das Thermometer zeigt 30 Grad. Die weißen Kleider schützen Stas, Xenia und Vladimir kaum vor der Hitze. »Aber solche Kleider tragen die Jemeniten«, erklären die Jugendlichen der Theatergruppe »Lo-Minor« des IKG-Jugendzentrums und schwitzen tapfer weiter. Sie sind stolz, dass sie zusammen mit mehr als 500 Münchnern an der bayernweiten Aktion »3 Tage Zeit für Helden« teilnehmen können.
Ins Leben gerufen hatte das Projekt der Bayerische Jugendring. Innerhalb von drei Tagen mussten Jugendliche eine gemeinnützige Aufgabe mit einem sozialen, kulturellen, gesellschaftlichen, politischen, integrativen oder ökologischen Schwerpunkt lösen. Über 40.000 junge Heldinnen und Helden haben sich dieser Herausforderung gestellt, unter ihnen Jugendliche der IKG.
Aufgabe war, alles Wissenswerte über ein Land zusammenzutragen und es zu präsentieren. »Wir waren mehr als überrascht«, erzählt Stanislav Skibinski, der Leiter des IKG-Jugendzentrums, »als uns gesagt wurde, dass wir den Jemen präsentieren müssten«. Die jüdischen Jugendlichen sollten so viel wie möglich über das islamische Land in Erfahrung bringen und einen Infostand vorbereiten. Dort sollten vor allem zwei Marksteine der jemenitischen Geschichte näher beleuchtet werden: Sana’a, die Hauptstadt des Landes, und die Operation »On Wings of Eagles«, die für die jüdische Geschichte von ganz besonderer Bedeutung war.
Die IKG-Jugendlichen meisterten diese Aufgabe überzeugend. Mit Interesse schauten sich auf der Schlussveranstaltung am Sonntag die Besucher des Jemen-Stands alte Schwarzweißfotos an und informierten sich so über die zunächst geheim gehaltenen Transporte britischer und amerikanischen Flugzeuge, die zwischen Juni 1949 und September 1950 rund 49.000 Juden aus dem Jemen nach Israel brachten.
»Uns hat stark beeindruckt und auch berührt«, erzählt Anastasija Komerloh, die Leiterin der Theatergruppe »Lo-Minor«, »dass so viele arabische Menschen unseren Stand besuchten und sich bei uns bedankten, wie gut wir den Jemen präsentiert haben.« Ein Besucher bringt es auf den Punkt: »Klasse, dass jüdische Jugendliche über ein arabisches Land so unvoreingenommen erzählen.«
Doch nicht nur Land und Geschichte konnte man erkunden. Es gab auch ein mehrgängiges jemenitisches Menü und ein ansprechendes Kulturprogramm. Und das alles unter Zeitdruck. »Die Vorbereitung musste bei uns besonders schnell gehen«, erzählt Stanislav Skibinski, »da ja am Samstag Schabbat war.« Die Jugendlichen mussten alles in kürzester Zeit schaffen. Das Menü bereiteten sie in der Nacht von Samstag auf Sonntag zu – natürlich koscher. Anastasija Komerloh war für die Küchenaktion verantwortlich. »Wir haben mehrere arabische Lokale besucht, nach traditionellen Gerichten und Rezepten gefragt und das Beste für unser Menü ausgewählt«, sagt sie.
An großen, weiß gedeckten Tischen saßen die Gäste und kosteten als Vorspeise jemenitischen Kebab mit Tabula, einem Salat aus Petersilie, und Auberginenragout. Stas, Xenia und Vladimir bedienten zusammen mit anderen Jugendlichen die Gäste und boten als Hauptgang Bamija an, ein Gericht aus Lammfleisch mit Okra-Gemüse und Basmati-Reis. Mühelos beantworteten sie dabei die Fragen rund um den Jemen, die ihnen die Gäste stellten. Sie wirkten wie richtige Jemen-Experten. Die größte Auszeichnung aber erhielten die Jugendlichen der IKG, als auch eine jemenitische Familie an den Tisch kam. Als ihnen das Essen serviert wurde, war der Familienvater so begeistert davon, mitten in der Kaufinger Straße »richtige Bamija« zu essen, dass er spontan 100 Euro spendete.
Die Kaufinger Straße zwischen Marienplatz und Stachus wurde an diesem sonnigen Tag zur Weltstraße. Auch Israel war vertreten – vorgestellt von den Jugendlichen des Deutschen Alpenvereins.
Der Radiosender Bayern 3, Medienpartner der Aktion, berichtete rund um die Uhr über die jungen Helden und Heldinnen. Schön, dass das Jugendzentrum der IKG mit dabei war und einmal mehr zeigen konnte, welches Potenzial in ihm steckt.

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025