Chemnitz

Mit freundlicher Hilfe

Ohne christliche Unterstützung hätte es die Chemnitzer Gemeinde kaum geschafft. Rund 26.500 Euro hatten diese für die neuen Torarolle gesammelt, die am vergangenen Sonntag feierlich vollendet wurde. Vier Rollen besaß die jüdische Gemeinde noch aus der DDR-Zeit. Doch wegen des jahrzehntelangen Gebrauchs waren einzelne Buchstaben verwischt, die Rollen damit nicht mehr koscher und nicht mehr zu gebrauchen. »Ein Reparatur war nicht möglich«, sagt die Gemeindevorsitzende Ruth Röcher. Deshalb startete sie vor drei Jahren, zum Neujahrsfest 5766, die Aktion für eine neue Torarolle. Davon erfuhr der evangelisch-lutherische Superintendent Andreas Conzendorf und warb in den Kirchgemeinden in und um Chemnitz um Spenden. Das sei nicht etwa als Wiedergutmachung an der jüdischen Gemeinde zu verstehen, sagt Conzendorf. »Was dem Judentum angetan wurde, ist nicht wiedergutzumachen.« Er sei deshalb dankbar, dass die Gemeinde die Spende angenommen habe.
Die praktische Seite des Torakaufs lag in den Händen von Chaim Natan, einem 27-jährigen ehemaligen Mitglied der Chemnitzer Gemeinde und Religionsschüler von Ruth Röcher. Der junge Mann war 1997 mit seiner Familie aus Moldawien eingewandert. Nach seinem Schulabschluss ging er für drei Jahre an eine Toraschule in Berlin. Schließlich machte er Alija und wurde Toraschreiber in Israel.
Doch die Suche nach einer geeigneten Schriftrolle dauerte fast ein Jahr. »Es sollte eine schöne Rolle sein«, sagt Natan. »Und diese jetzt ist sehr schön.« Er hätte zwar auch selbst eine schreiben können. »Das hätte aber zu lange gedauert.« Dafür benötige man etwa zwei Jahre. Die bisherigen vier Rollen der Gemeinde sollen ihren Platz im Toraschrein behalten. »Sie haben für die Gemeinde auch eine geschichtliche Bedeutung«, sagt Ruth Röcher
Die jüdische Gemeinde hat eigenen Angaben zufolge derzeit rund 650 Mitglieder, zu etwa 98 Prozent Migranten aus Osteuropa. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten 3.500 Juden in Chemnitz. Nur etwa 57 waren nach dem Naziterror wieder zurückgekehrt. Im Mai 2002 hatte die Gemeinde fast 65 Jahre nach der Zerstörung ihrer alten Synagoge durch die Nationalsozialisten ein neues Gotteshaus mit Gemeindezentrum eingeweiht. Der langjährige Vorsitzender der Gemeinde, Siegmund Rotstein, ist Ehrenbürger von Chemnitz. Ralf Hübner

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025