Leipziger Buchmesse 2009

Mendelssohn, Roth und eine Hommage

von Harald Loch

Fünf Tage im März heißt es: Leipzig liest! Im Rahmen dieses Lesemarathons anlässlich der Buchmesse nimmt die von Bertelsmann ausgerichtete Reihe »Jüdische Lebenswelten« einen besonderen Platz ein. In zahlreichen Autorenveranstaltungen – Lese- und Signierstunden, Interviews und Diskussionsrunden – kommt es hier alljährlich zu Begegnungen zwischen Publikum und jüdischen Autoren.
Im Mittelpunkt des Interesses stand wieder der Preis der Leipziger Buchmesse. In der Kategorie Übersetzung wurde Eike Schönfeld für seine kongeniale Übertragung des Romans Humboldts Vermächtnis von Saul Bellow ausgezeichnet, dessen überwältigendes Sprach- und Erzählspiel damit ebenfalls geehrt wurde. Auch zwei historische Persönlichkeiten jüdischer Kultur im deutschsprachigen Raum würdigt man besonders: Dan Diner und Shmuel Feiner sprachen auf dem Blauen Sofa in der großen Glashalle miteinander über den Aufklärer Moses Mendelssohn, und in der Alten Nikolaischule stellte Wilhelm von Sternburg seine wichtige Biografie über Joseph Roth vor.
Die meisten Veranstaltungen wurden zu verschiedenen Zeiten an unterschiedlichen Leseorten wiederholt. Die Planung erfordert dennoch von jedem Besucher, der wegen der Lesungen nach Leipzig fährt, einen gewissen Aufwand, den er am besten vor der Anreise am heimischen Computer erledigt. Sonst entgeht ihm vielleicht Johanna Adorján, die mehrfach aus ihrem erfolgreichen Tatsachenroman Eine exklusive Liebe über ihre jüdischen Großeltern las. Eindrucksvoll auch Stefan Georg Trollers Selbstbeschreibung und seine Pariser Geschichten. Und furchterregend im-mer noch die von Julius Schoeps und Doris Wendt vorgestellte, äußerst verdienstvolle Edition »Bibliothek der verbrannten Bücher«.
Leipzig hat sich immer als Tor zur ost- und südosteuropäischen Literatur verstanden. In diesem Zusammenhang stand die von Nenand Popovic moderierte Veranstaltung zum Holocaust in der kroatischen Literatur, die unter dem Titel »Zorn, Tränen, Abscheu, Gelächter« zwei kroatische Autoren zusammenführte. Wie in jedem Jahr diskutierten Studierende des Deutschen Literaturinstituts Leipzig mit israelischen Autoren. Mit dabei waren: Lizzie Doron (Es war einmal eine Familie), Assaf Gavron (Hydromania) und Sara Shilo (Zwerge kommen hier keine). Aufregend war der Bericht von Najem Wali, einem Iraker in Israel, über seine Reise in das Herz des Feindes. Eine schöne Hommage an die 2008 verstorbene Lenka Reinerová fand im Prager Literaturhaus statt, und der langjährige Jerusalem-Korrespondent Matt Beynon Rees las aus seinem zweiten Kriminalroman Ein Grab in Gaza. In einem Doku- mentarfilm, verbunden mit einer Lesung, konnte das Publikum Salomea Genin auf ihrem heiklen Weg begleiten: »Ich folgte den falschen Göttern« bekannte sie als australische Jüdin in der DDR.
Keiner, der auch noch die Bücherstände der Verlage besuchen will, schafft das alles. Zu viel? Aber nein! Alle Veranstaltungen waren gut besucht und manche überfüllt – wie die Bahnen in und aus der Messestadt.

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025