Nahost

Machtwechsel in Syrien: Was wir wissen - und was nicht 

Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Eine von der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) angeführte Rebellenallianz hat den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zur Flucht gezwungen. Haiat Tahrir al-Scham bedeutet in etwa Organisation für die Befreiung (Groß-) Syriens. Diese Islamisten haben teilweise Kontakte zum türkischen Militär und zu Türkei-nahen Milizen. 

In der Nacht rückten Rebelleneinheiten unter Führung der HTS in die Hauptstadt Damaskus ein. Seit 2011 dauert der Bürgerkrieg in dem Land. Nun ändern sich die Machtverhältnisse. 

Was wir wissen

  • Assad hat nach Angaben des russischen Außenministeriums das Land verlassen und mit seiner Familie zur Stunde russischen Boden betreten
  • Am 27. November hat die Rebellenallianz ihre Offensive gestartet. Am 7. Dezember erreichen sie die Hauptstadt Damaskus.
  • Kopf der Bewegung ist der HTS-Anführer Abu Mohammed al-Dschulani. Die USA haben vor Jahren ein Kopfgeld von zehn Millionen US-Dollar auf den einstigen Extremisten ausgesetzt. Inzwischen gibt sich der 42-Jährige, der mit bürgerlichen Namen Ahmed Hussein al-Scharaa heißt, moderat.
  • Angesichts des Erfolges der Rebellen hat die israelische Armee Streitkräfte in die Pufferzone auf den Golanhöhen verlegt. Israel hatte 1967 im Sechstagekrieg die Golanhöhen von Syrien erobert.
  • Geht es nach dem designierten US-Präsidenten Donald Trump, werden sich die USA aus dem Konflikt heraushalten.
  • Mit Euphorie und Aufrufen zur Versöhnung haben syrische Exil-Oppositionelle in Deutschland und anderen westlichen Staaten auf das Ende der Herrschaft von Assad reagiert.
Was wir nicht wissen
  • Es bleibt offen, wie Russlands Präsident Wladimir Putin und der Iran reagieren. Russland und der Iran haben Assad militärisch geholfen, in dem seit 2011 dauernden Bürgerkrieg politisch zu überleben.
  • Unklar ist, wie es mit den russischen Militäreinheiten in Syrien weitergeht. Russland hat Kampfbomber und Hubschrauber auf dem Flughafen Hmeimim stationiert sowie ein Truppenkontingent in unbekannter Stärke in der Hafenstadt Tartus, die die russische Flotte als Basis nutzt. Russland sei in Kontakt mit Rebellen-Gruppierungen. Den Stützpunkten drohe derzeit keine Gefahr, hieß es aus dem Außenministerium.
  • Irans Außenminister Abbas Araghtschi hatte noch vor wenigen Tagen erklärt, Truppenentsendungen zu prüfen.
  • Noch nicht absehbar ist, ob und wie HTS-Anführer Dschulani auf andere Gruppierungen in Syrien zugehen wird, um die politische Zukunft des Landes zu gestalten. Kurdenmilizen in Syrien, die etwa 30 Prozent des Landes kontrollieren, sehen durchaus eine Chance für einen politischen Neuanfang.
  • Kehren die Millionen syrischen Flüchtlinge in die Heimat zurück? Insgesamt wurden fast 14 Millionen Menschen in diesem Bürgerkrieg vertrieben, davon sind 7,2 Millionen im eigenen Land auf der Flucht. Vermutlich werden viele abwarten, welche Regierung sich in Damaskus bildet. Die meisten Flüchtlinge leben in Ägypten, dem Irak, Jordanien, im Libanon und der Türkei. Rund 700.000 Syrer leben als Flüchtlinge oder Asylbewerber in Deutschland.

Krieg

Zwei Raketen aus Gaza auf Israel abgeschossen

Am Sonntagmorgen wurde Israel aus dem Gazastreifen mit Raketen beschossen. Eine Bekenner-Erklärung gibt es auch

 07.09.2025

Berlin

Uni-Präsidentin rechnet mit neuen »propalästinensischen« Aktionen

Die Präsidentin der Humboldt-Universität, Julia von Blumenthal, rechnet zum Wintersemester erneut mit »propalästinensischen« Aktionen. Dabei seien unter den Beteiligten kaum Studierende

 07.09.2025

Diplomatie

Netanjahu geht auf Belgiens Premier los

Für seine Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, wird Bart De Wever vom israelischen Ministerpräsident persönlich attackiert

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025

Ankara

Türkei bricht Handelsbeziehungen zu Israel ab

Der Handel der Türkei mit Israel belief sich im Jahr 2023 noch auf mehrere Milliarden US-Dollar. Nun bricht die Türkei alle Handelsbeziehungen zu Israel ab. Doch es ist nicht die einzige Maßnahme

 29.08.2025

Geburtstag

Popstar der Klassik: Geiger Itzhak Perlman wird 80

»Sesamstraße«, »Schindlers Liste« und alle großen Konzertsäle der Welt natürlich sowieso: Der Geiger gehört zu den ganz großen Stars der Klassik. Jetzt wird er 80 - und macht weiter

von Christina Horsten  29.08.2025

Bonn

Experte: Opfer mit Bewältigung von Rechtsterror nicht alleinlassen

Der erste NSU-Mord liegt beinahe 25 Jahre zurück. Angehörige der Opfer fordern mehr Aufmerksamkeit - und angemessenes Gedenken, wenn es um rechtsextreme Gewalt geht. Fachleute sehen unterschiedliche Entwicklungen

 29.08.2025