Chabad-Zentrum

Licht aus im Dschungelcamp

von Hans-Ulrich Dillmann

»Polizeirazzia gegen jüdisches Zentrum« meldeten New Yorker Nachrichtenagenturen und israelische Zeitungen vergangene Woche. Manch einer vermutete hinter der Hausdurchsuchung im Chabad-Zentrum in der Stadt Rurrenabaque im bolivianischen Dschungel sogar eine politische Aktion des linken Staatspräsidenten Evo Morales gegen die Juden des Landes. Unter Berufung auf den Leiter des Zentrums, Aaron Fraiman, berichtete die israelische Tageszeitung Yediot Aharonoth von der Schließung des Zentrums und der Abschiebung eines Mitarbeiters durch die Ausländerbehörde. Fraiman beschuldigte die Regierung Boliviens des Antisemitismus.
Der Präsident der jüdischen Dachorganisation des Landes, Richardo Udler, ist nicht erfreut über die Schlagzeilen, die in der vergangenen Woche auch in einigen bolivianischen Zeitungen erschienen. In einem Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen sagte der 55-jährige Arzt: »Das stimmt nicht.« Die Angelegenheit sei aufgebauscht, findet Udler, dessen Vorfahren aus Deutschland stammen, er selbst war jahrelang Beter in der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen. Es handele sich nicht um eine politische Aktion gegen Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft, ist Udler überzeugt. Ein Sprecher des Lateinamerikanischen jüdischen Kongresses in Buenos Aires wollte die »sehr konfuse Situation« nicht kommentieren.
Nach Berichten in der bolivianischen Presse und den Schilderungen Udlers handelt es sich um die Auseinandersetzung eines Mitgliedes der Bewegung Chabad Lubawitsch mit den regionalen Behörden in Rurrenabaque, die offenbar aus dem Ruder gelaufen ist.
Der Chabad-Rabbiner betrieb privat in der von vielen Touristen besuchten und auch bei israelischen Rucksacktouristen beliebten Urwaldstadt am Rio Beni ein jüdisches Zentrum mit koscherem Restaurant, Übernachtungsplätzen und touristischem Service. Vermutlich ärgerten sich darüber die örtlichen Restaurantbesitzer, Hoteliers und Reisebüros. Da wurde dem Rabbiner zum Verhängnis, dass er für seine Herberge offenbar keinen Gewerbeschein hatte und ein Mitarbeiter des Zentrums nicht über die notwendigen Aufenthaltspapiere verfügte.
Am vergangenen Mittwoch, berichtet Udler, seien in dem »privaten Restaurations- und Übernachtungszentrum« Beamte der Gewerbeaufsicht angerückt. Ziel sei es gewesen, das illegale Restaurant bis zur Erteilung der entsprechenden behördlichen Genehmigungen zu schließen. Dabei sei der Disput mit den Beamten eskaliert, möglicherweise hätten auch sprachliche Missverständnisse dazu beigetragen. Aufgrund des »schlechten Benehmens«, so Udler, sei der Rabbiner, dessen Zentrum nicht einmal die offizielle Anerkennung der Chabad-Bewegung habe, festgenommen worden. Da es bei einem Mitarbeiter auch Probleme mit der Aufenthaltsgenehmigung gab, sei dieser zur Einwanderungsbehörde nach La Paz gebracht und später des Landes verwiesen worden.
Udler ist überzeugt, dass sich die Aktion nicht gegen die Juden Boliviens gerichtet habe. In dem Andenland leben derzeit 340 Juden. 180 davon gehören zur Gemeinde in der Hauptstadt La Paz, wo es drei Synagogen gibt. »Wir haben sowohl konservative als auch orthodoxe Mitglieder«, sagt Udler. Die Gemeinden in den Städten Cochabamba und Santa Cruz verstehen sich als Reformgemeinden.

Geiseln

Edan Alexander ist frei

Die palästinensische Terrororganisation Hamas hat die Geisel an das Rote Kreuz übergeben

 12.05.2025 Aktualisiert

Margot Friedländer

»Ihrem Vermächtnis gerecht werden«

Am Freitag starb die Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin im Alter von 103 Jahren in Berlin. Ein persönlicher Nachruf

von André Schmitz  10.05.2025

Berlin

Margot Friedländer erhält Bundesverdienstkreuz

Erst vor einem Monat erhielt die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer den Preis des Westfälischen Friedens. Nun verleiht ihr der Bundespräsident die höchstmögliche Auszeichnung der Bundesrepublik

 09.05.2025

USA

Israelfeindliche Proteste an der Columbia University

Die Aktivisten demonstrieren gegen die Abschiebung des Studenten Machmud Chalil, dem die Regierung eine Unterstützung der Hamas vorwirft

 08.05.2025

Eurovision Song Contest

Israelische Sängerin Yuval Raphael wird von der Schweiz nicht extra geschützt

Die Basler Sicherheitsbehörden wissen um die angespannte Lage, das Sicherheitsrisiko in der Schweiz ist hoch

von Nicole Dreyfus  06.05.2025

Berlin

Auswärtiges Amt gegen dauerhafte Besatzung des Gazastreifens

Das Auswärtige Amt in Berlin reagiert besorgt und kritisiert abermals Israel. Gaza gehöre den Palästinensern. Die weiterhin von der Hamas gehaltenen Geiseln kommen in der Erklärung offenbar nicht vor

 06.05.2025 Aktualisiert

Berlin

Sarah Wedl-Wilson neue Berliner Kultursenatorin

Die parteilose 56-Jährige übernimmt das Amt von Joe Chialo (CDU), der am Freitag wegen der Sparpolitik des Berliner Senats zurückgetreten war

 05.05.2025

Berlin

AfD klagt gegen Einstufung des BfV

Die rechtsextremistische Partei will nicht als solche eingestuft sein. Die Klage ist keine Überraschung

 05.05.2025

Kulturkolumne

Als Phil mich fütterte

Her mit den 90 Prozent!

von Sophie Albers Ben Chamo  04.05.2025