Gasastreifen

Kleiner Grenzverkehr

von Ulrich W. Sahm

»Unnötige Todesfälle« beklagte Ambrogio Manenti, Leiter der Weltgesundheitsorgasation (WHO) in Gasa und im Westjordanland, in der vergangenen Woche bei einer Pressekonferenz. Diese Todesfälle seien das Ergebnis der Weigerungen Israels, schwerkranke Palästinenser aus dem Gasastreifen zur medizinischen Behandlung nach Israel oder zur Weiterreise nach Jordanien zu lassen.
Seitdem die Hamas die Kontrolle der »Gasa-Enklave« übernommen habe, seien jeden Monat mehrere Palästinenser gestorben. Israel habe im vergangenen Jahr 18,5 Prozent der Einreiseanträge verweigert, während es im Jahr 2006 nur 10 Prozent gewesen seien. Allein im Dezember 2007 seien 36 Anträge abgelehnt worden. In der Periode zwischen Oktober und An-
fang März seien 32 Palästinenser in Gasa gestorben, während sie auf die Genehmi-
gung gewartet hätten, behaupteten die UNO-Beamten.
Prompt folgte darauf die Gegendarstellung der israelischen Militärbehörde, in der die Anschuldigungen der Weltgesundheitsbehörde zurückgewiesen und als »völlig falsch« bezeichnet wurden. In zwei von fünf Beispielfällen, in denen Israel nach Angaben der WHO die Einreise verweigert habe, seien die erwähnten Patienten in israelischen Krankenhäusern behandelt worden. In den drei weiteren Fällen habe eine Genehmigung vorgelegen, jedoch aus internen palästinensischen Erwägungen heraus seien die Patienten nicht an den Grenzübergängen erschienen.
Kolonel Nir Press, Leiter des Koordinierungsbüros der Armee mit Gasa, erklärte, dass Israel wegen täglicher Angriffe und wiederholten Versuchen, Selbstmordattentäter einzuschleusen, die Anträge sehr ge-
nau prüfe. Gleichwohl würden 90 Prozent der Anträge positiv beschieden, sogar mit der Erlaubnis, einen Angehörigen des Pa-
tienten als Begleitung mitzubringen. 2007 habe es 7.226 Einreisegenehmigungen ge-
geben, doppelt so viele wie im Vorjahr. Seit Jahresanfang 2008 sei schon 2.317 kranken Palästinensern aus dem Gasastreifen der Besuch in einem israelischen Hos-
pital erlaubt worden. Den rund 10 Prozent aus »Sicherheitsgründen« verweigerten Patienten biete Israel die Möglichkeit, in einem verschlossenen Bus zur Allenby Brücke zu reisen, um von dort nach Jordanien zu gelangen. Weil Israel und die Hamas nicht miteinander im Kontakt stehen, müssten alle Anträge den Umweg über das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah nehmen.
Unterschiedliche Darstellungen wurden bei dem bekannten Fall der 34 Jahre alten Mona Nofal offenbar. Die Frau verstarb im November an Krebs im Schifa-Hospital in Gasa. Die Hamas hatte anhand dieses Falles Israel des inhumanen Umgangs mit kranken Palästinensern bezichtigt. Doch Kolonel Press behauptete, dass Nofals Einreiseanträge jedes Mal genehmigt worden seien. Vor ihrem Tod »an Krebs und nicht wegen der Blockade« sei sie im Juli, August und Oktober in israelischen Hospitälern behandelt worden.
Press fügte hinzu, dass die Hamas und andere extremistische Organisationen re-
gelmäßig den Grenzübergang Erez be-
schießen, über den die Patienten nach Is-
rael gelangen. Im vergangenen Mai wurden zwei Frauen entdeckt, die als Patienten eine Einreiseerlaubnis erhalten hätten, jedoch planten, Selbstmordanschläge in Tel Aviv und Natanja zu verüben. Am Sonntag vergangener Woche wurde zudem an der Ha-
wara-Straßensperre vor Nablus ein Jugendlicher verhaftet, der eine einsatzbereite Sprengjacke bei sich trug, wie sie Selbstmordattentäter verwenden. Die Jacke konnte kontrolliert gesprengt werden, während der Jugendliche verhaftet wurde.

Jerusalem

»Der Papst hat Lust auf Dialog«

Abt Nikodemus Schnabel über die Wahl von Leo XIV., das jüdisch-christliche Gespräch und Hoffnung auf Frieden in Nahost

von Michael Thaidigsmann  14.05.2025

Geiseln

Edan Alexander ist frei

Die palästinensische Terrororganisation Hamas hat die Geisel an das Rote Kreuz übergeben

 12.05.2025 Aktualisiert

Margot Friedländer

»Ihrem Vermächtnis gerecht werden«

Am Freitag starb die Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin im Alter von 103 Jahren in Berlin. Ein persönlicher Nachruf

von André Schmitz  10.05.2025

Berlin

Margot Friedländer erhält Bundesverdienstkreuz

Erst vor einem Monat erhielt die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer den Preis des Westfälischen Friedens. Nun verleiht ihr der Bundespräsident die höchstmögliche Auszeichnung der Bundesrepublik

 09.05.2025

USA

Israelfeindliche Proteste an der Columbia University

Die Aktivisten demonstrieren gegen die Abschiebung des Studenten Machmud Chalil, dem die Regierung eine Unterstützung der Hamas vorwirft

 08.05.2025

Eurovision Song Contest

Israelische Sängerin Yuval Raphael wird von der Schweiz nicht extra geschützt

Die Basler Sicherheitsbehörden wissen um die angespannte Lage, das Sicherheitsrisiko in der Schweiz ist hoch

von Nicole Dreyfus  06.05.2025

Berlin

Auswärtiges Amt gegen dauerhafte Besatzung des Gazastreifens

Das Auswärtige Amt in Berlin reagiert besorgt und kritisiert abermals Israel. Gaza gehöre den Palästinensern. Die weiterhin von der Hamas gehaltenen Geiseln kommen in der Erklärung offenbar nicht vor

 06.05.2025 Aktualisiert

Berlin

Sarah Wedl-Wilson neue Berliner Kultursenatorin

Die parteilose 56-Jährige übernimmt das Amt von Joe Chialo (CDU), der am Freitag wegen der Sparpolitik des Berliner Senats zurückgetreten war

 05.05.2025

Berlin

AfD klagt gegen Einstufung des BfV

Die rechtsextremistische Partei will nicht als solche eingestuft sein. Die Klage ist keine Überraschung

 05.05.2025