amerikanische Sportarten

Kalter Krieg auf dem Football-Feld

von Sylke Tempel

Amerika, du bist anders. Religiös, während der Rest der Westler den Glauben verliert. Jung, während Europa altert. Und verrückt nach Sportarten, die man fast nirgendwo in der Welt versteht. Baseball, Football und Basketball (gut, das wenigstens wird weltweit gespielt) sind die populärsten amerikanischen Sportarten. Aber warum? Und was sehen Millionen von Amerikanern, wenn sie gebannt den Superbowl verfolgen? Nicht nur Athleten bei der Verrichtung ihrer Arbeit. Sondern Spiele, die eine bestimmte Epoche und damit Lebensart der USA im 20. Jahrhundert repräsentieren, erklärt der Politologe Michael Mandelbaum. Die Ausrüstung beim Baseball besteht aus natürlichem Material wie Holzschlägern und Lederhandschuhen. Es wird auf freiem, nicht präzise vermessenen Feld gespielt und ist erst vorbei, wenn es dunkel wird. Unter den Zuschauern wird man eher gemütlich ihre Hotdogs mampfende Familien sehen als tobende Fans. Baseball ist ein Spiel der »landwirtschaftlichen Epoche«, das in den dreißiger Jahren am populärsten war, als die meisten Amerikaner sich noch als Farmer ihren Lebensunterhalt verdienten. American Football, »das Spektakel der Gewalt«, entspricht dem Maschinenzeitalter mit seiner Arbeitsteilung. Jeder Spieler hat eine genau definierte Aufgabe, die Mannschaft spielt in einer Hightech-Rüstung, der Trainer sorgt nicht nur für die Fitness seiner Spieler, sondern, einem General ähnlich, für die Strategie des Spiels. Kein Wunder, dass Football, bei dem zwei etwa gleich starke Mannschaften buchstäblich aufeinander krachen und Strategie plus Qualität der Ausrüstung den Ausgang entscheiden, in Zeiten des Kalten Krieges am populärsten war. Jetzt wird die Männerdomäne Football vom Basketball verdrängt, dem Spiel der Globalisierung. Denn hier kommt es auf Schnelligkeit und Flexibilität an, auf Teamwork und eine Mannschaft, in der jeder (oder jede, denn in dieser Liga spielen auch Frauen) alles kann. Man spielt »fern von der Natur« in der Halle. Entscheidend sind nicht Kraft und teure Ausrüstung, sondern Intelligenz und Fähigkeiten der Spieler.
Amerika, bleibst du anders? Vielleicht nicht. Baseball und Football verlieren an Attraktivität. Fußball ist im Kommen.

michael mandelbaum: The Meaning of Sports. Public Affairs, 352 Seiten, 22.50 €

Bulletin

Terrorangriff in Sydney: 20 Verletzte weiter im Krankenhaus

Fünf Patienten befinden sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden in kritischem Zustand

 17.12.2025

Terror

Polizei: 9 Tote bei Angriff in Sydney

Was bislang bekannt ist - und was nicht

 14.12.2025

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025