Diskussion

Iran im Glück

Wird der Konflikt mit dem Iran eskalieren, oder kann er durch diplomatische Schritte entschärft werden? Das war die Hauptfrage, mit der sich am Montag eine vom »MidEast Freedom Forum« organisierte Podiumsdiskussion im Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße beschäftigte.
Henryk M. Broder kritisierte die Appeasementhaltung der Europäer und stellte eine gewisse Bewunderung für die antisemitische und anti-amerikanische Politik der Mullahs fest. »Eben weil so etwas bei uns eher verschämt geäußert wird, wirkt das auf manche geradezu sexy.« Richard Herzinger von der Welt am Sonntag forderte, dass die EU-Haltung nicht ganz so negativ gesehen werden sollte. »Kein europäischer Staat will, dass der Iran die Atombombe bekommt.« Es gäbe mehrere Faktoren, die dem Iran momentan in die Hände spielen. Etwa die Kriegseinsätze in Afghanistan und dem Irak, wo mit den Taliban und Saddam Hussein zwei Gegner der Mullahs gestürzt wurden. Aber auch das Fehlen einer gemeinsamen Strategie des Westens. Thomas von der Osten-Sacken, der im Irak ein Hilfsprojekt leitet, machte noch auf einen weiteren Punkt aufmerksam. Das Verwechseln der iranischen Rhetorik mit der tatsächlichen Stärke des Regimes. »Wir sehen es an der permanent beschworenen Freundschaft mit Venezuela. Die sieht in der Realität so aus, dass da jetzt einmal in der Woche ein Passagierflugzeug von Teheran nach Caracas fliegt. Ein Flugzeug aus den 70er-Jahren. Alle Nostalgiefans sind begeistert.« Ähnliches gelte für die Armee. Ein Großteil der Luftwaffe sei aufgrund fehlender Ersatzteile fluguntauglich. Die Gefahr gehe darum auch weniger vom Iran und iranischen Truppen direkt aus, sondern von den Terrororganisationen, die von Teheran finanziert und gelenkt werden. Darüber, ob wirtschaftliche Sanktionen ein geeignetes Mittel darstellen, um die Mullahs zu stoppen, gingen die Meinungen auseinander. Herzinger und Broder verwiesen darauf, dass sich der Handel mit den Mullahs in bescheidenen Grenzen hält, und ein Boykott schon aufgrund der fehlenden Kooperation der Chinesen und Russen unmöglich sei. Von der Osten-Sacken erklärte demgegenüber, dass aber ausgerechnet das Know-how zum Atombombenbau aus der EU stammt. Ähnlich äußerte sich die Exil-Iranerin Nasrin Amirsedghi. Am Ende wollte niemand eine Prognose abgeben, wie dieser Konflikt weitergeht. Herzinger stellte fest: »Da müssen wir uns leider überraschen lassen.« Gideon Böss

Sydney

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