Haftbefehle

Interpol fahndet

Interpol
fahndet

Haftbefehle wegen des Anschlags auf das AMIA-Hilfswerk

von Jürgen Vogt

Mit Zufriedenheit hat die jüdische Gemeinde in Argentinien die Bestätigung der Haftbefehle gegen fünf Iraner und einen Libanesen wegen des Anschlags auf das jüdi- sche Hilfswerk AMIA aufgenommen. Das Votum der Interpol-Vollversammlung von vergangener Woche »ist ein Schritt zur Wahrheit und bestätigt, dass die Forderung der argentinischen Justiz international unterstützt wird«, kommentierte Aldo Donzis, Präsident des jüdischen Dachverbandes DAIA (Delegación de Asociaciones Israelitas Argentinas). Auch AMIA-Präsident Luis Grynwald gab sich zuversichtlich: »Diese Personen werden verhaftet werden.«
Die Vollversammlung der Interpol hatte vergangene Woche mit großer Mehrheit die sechs Haftbefehle bestätigt. Bei der Abstimmung in Marokko votierten 78 Mitgliedsländer dafür und nur 14 dagegen. 24 Staaten hatten sich enthalten. Die Haftbefehle gegen fünf iranische Politiker und einen Libanesen waren im November vergangenen Jahres von der argentinischen Justiz erlassen worden. Die sechs Gesuchten werden für den Anschlag auf das jüdische Hilfswerk Asociación Mutual Israelita Argentina (AMIA) in Buenos Aires mitverantwortlich gemacht. Bei dem Bombenanschlag im Juli 1994 wurden 85 Menschen getötet und etwa 300 verletzt. Das siebenstöckige Gebäude wurde vollständig zerstört. Jüdische Organisationen in Argentinien vermuten seit Langem, dass iranische Hintermänner die Tat in Auftrag gaben. (Vgl. Jüdische Allgemeine vom 29. März.)
Ebenfalls positiv bewertete der israelische Botschafter in Buenos Aires, Rafael Eldad, die Entscheidung: »Das verweist eindeutig auf den Staat Iran als Verantwortli- chen für die Organisation des Anschlags und nicht auf eine kleine isolierte Gruppe.« Die israelische Botschaft in der argentinischen Hauptstadt war ebenfalls Ziel eines Bombenanschlags. Am 17. März 1992, zwei Jahre vor dem Attentat auf die AMIA, waren dabei 29 Menschen getötet worden.
Bereits im März hatte der zwölfköpfige Exekutivausschuss von Interpol die Annahme der Haftbefehle bestätigt. Die iranische Regierung legte jedoch Widerspruch ein, sodass die Vollversammlung der Mitgliedsstaaten darüber erneut entscheiden musste. Die sechs Haftbefehle betreffen den ehemaligen iranischen Sicherheitsminister Ali Fallahijan, zwei frühere Kommandanten der Revolutionswächter, Mohsen Rezai und Ahmad Vahidi, die damals in der Botschaft in Buenos Aires tätigen Iraner Mohsen Rabbani und Ahmad Reza Ashgari sowie den ehemaligen Sicherheitschef der Hisbollah, den Libanesen Imad Mughniyah.
Mit der jetzt gefassten Entscheidung hat Interpol zwar nicht die unmittelbare Verhaftung angeordnet, aber die Namen der Gesuchten werden als »Red Notice« in Umlauf gebracht, womit Interpol hilft, den Aufenthaltsort der Gesuchten zu ermitteln. Die iranische Regierung hatte die Anschuldigungen stets zurückgewiesen und machte bereits deutlich, dass sie die Gesuchten weder gefangennehmen noch ausliefern werde. Für den Anschlag selbst ist bis heute niemand verurteilt worden.

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025