Verantwortung

In der Verantwortung

Unweigerlich denken wir beim Namen Babi Jar an Auschwitz, an Treblinka, an Sobibor und an Dachau. An all diesen Orten wurden unter den Menschen die einen zu Opfern, die anderen zu bestialischen Mördern. Die Täter offenbarten die Abgründe der menschlichen Natur und stellten die Grausamkeiten, zu denen sie fähig waren, in den Dienst einer bis heute einzigartigen Maschinerie des Mordens.
In der Nachkriegszeit kostete die empörende Milde gegenüber diesen Mördern von Seiten der Ermittler wertvolle Zeit, die den Tätern zugute kam. Weite Teile der Bevölkerung redeten sich viel zu lange ein, mit spektakulären Verfahren wie den Nürnberger Prozessen – bei denen auch Paul Blobel, der das Massaker von Babi Jar zu verantworten hatte, verurteilt wurde – den Auschwitz-Prozessen und der Verurteilung einiger Nazi-Größen sei der Gerechtigkeit Genüge getan. Doch Verbrechen gegen die Menschlichkeit verjähren nicht. Wir dürfen es deshalb nicht zulassen, dass Massenmörder, die durch ihre bestialischen Taten jüdischen Menschen das Leben gestohlen haben, ungeschoren davonkommen und sorglos in Freiheit ihren Lebensabend genießen können. Es ist unerträglich, mit ansehen zu müssen, wie ein in den Niederlanden rechtskräftig verurteilter NS-Kriegsver- brecher wie Klaas Carel Faber seinen Lebensabend friedlich und glücklich in Ingolstadt verbringt – unbehelligt von der Justiz eines Staates, der für sich in Anspruch nimmt, eine wehrhaft Demokratie zu sein. Und es ist ungeheuerlich, dass ein mutmaßlicher NS-Kriegsverbrecher wie John Demjanjuk, dem die Staatsanwaltschaft München Beihilfe zum Mord an mindestens 29.000 Juden im Vernichtungslager Sobibor zur Last gelegt hat, medienwirksam Mitleid für sich beanspruchen will.
Es geht nicht um Rache, sondern um eine gerechte Strafe für mutmaßliche und rechtskräftig verurteilte NS-Verbrecher, die kein Mitleid kannten für ihre Opfer. Für die noch lebenden NS-Kriegsverbrecher kann es keine Gnade geben. Sie müssen egal in welchem Alter zur Verantwortung gezogen werden. Gerade in Zeiten, in denen Rechtsextremisten, Islamisten und andere fanatische Eiferer den Holocaust leugnen und die kaltblütige Todesmaschinerie der Nationalsozialisten relativieren, gilt es, möglichst viele Fakten der Vergangenheit offenzulegen und für die Nachwelt zu dokumentieren, ob durch strafrechtliche Verfahren oder Zeitzeugenberichte. Es ist unsere moralische Pflicht, die Erinnerung an die Gräueltaten der Nationalsozialisten, wie die von Babi Jar wachzuhalten, auch als Mahnung für die nächsten Generationen. Denn das Geschehene darf sich nie mehr wiederholen. Dafür tragen wir alle Verantwortung.

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025