Noach Flug

»Ich hoffe, das war ein Missverständnis«

Herr Flug, am Sonntag war der 63. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Wie haben Sie den Internationalen Holocaust-Gedenktag be- gangen?
flug: Ich war in Warschau und habe dort an einer Sitzung des Auschwitz-Rates teilgenommen. Es ging um das neue Ausstellungsprogramm des Museums. In Auschwitz selbst fand, wie in jedem Jahr, eine große Ge-
denkfeier mit Überlebenden und offiziellen Vertretern aus vielen Ländern statt.

Etwa zeitgleich zu der Gedenkfeier in Auschwitz zog in München ein Faschingszug durch die Stadt. Was empfinden Sie als Auschwitz-Überlebender dabei?
flug: Ich hoffe, dass das ein Missverständnis war. Hätten die Verantwortlichen dort nachgedacht, hätten sie ihren Faschingszug vielleicht einen Tag später veranstaltet. Aber doch nicht am 27. Januar! Diesen Tag zu einem des Gedenkens und Nachdenkens zu machen, geht schließlich auf die Initiative von Bundespräsident Roman Herzog zurück. Er hatte damals in Auschwitz mit Überlebenden darüber gesprochen. Ich glaube, es war und ist eine gute Idee. Die Vereinten Nationen haben dann 2005 den 27. Januar zum Internationalen Holocaust-Gedenktag er-
klärt. Vor diesem Hintergrund kann man nur sagen: Der Faschingsumzug in München zeugt von Gedankenlosigkeit und Intoleranz.

Hätte angesichts der Kritik nicht wenigstens die Stadt anders reagieren müssen?
flug: Noch einmal: Ich hoffe, dass es ein Missverständnis war. Dieser Tag ist kein Tag für Karnevalsveranstaltungen. Man kann nicht einerseits an das Geschehen in Auschwitz erinnern und gleichzeitig Fasching feiern. Aber das zeigt, dass wir uns beim gemeinsamen Gedenken immer noch auf dün- nem Eis bewegen.

Die Veranstalter betonen, sie hätten zu spät von der Terminkollision erfahren, der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus stünde nicht im Kalender.
flug: Das ist ein Fehler, der Tag sollte natürlich in jedem Kalender vermerkt sein. Es gibt zwei Völker, denen das Gedenken und Nachdenken an diesem Tag besonders wichtig sein muss: Israel, das Volk der Opfer, und Deutschland, das Volk der Täter.

Mit dem Präsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees sprach Detlef David Kauschke.

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025

Abkommen

»Trump meinte, die Israelis geraten etwas außer Kontrolle«

Die Vermittler Steve Witkoff und Jared Kushner geben im Interview mit »60 Minutes« spannende Einblicke hinter die Kulissen der Diplomatie

von Sabine Brandes  20.10.2025

Washington

Trump droht Hamas mit dem Tod

Die palästinensische Terrororganisation will ihre Herrschaft über Gaza fortsetzen. Nun redet der US-Präsident Klartext

von Anna Ringle  16.10.2025

Terror

Hamas gibt die Leichen von Tamir Nimrodi, Uriel Baruch und Eitan Levy zurück

Die vierte Leiche ist ein Palästinenser

 15.10.2025 Aktualisiert

München

Friedman fordert Social-Media-Regulierung als Kinderschutz

Hass sei keine Meinung, sondern pure Gewalt, sagt der Publizist. Er plädiert für strengere Regeln

 10.10.2025

Waffenruhe

»Wir werden neu anfangen, egal, wie schwer es ist«

Im Gazastreifen feiern die Menschen die Aussicht auf ein Ende des Krieges

 09.10.2025

Perspektive

Wir lassen uns nicht brechen – Am Israel Chai! 

Ein Zwischenruf zum 7. Oktober

von Daniel Neumann  06.10.2025

Berlin

Preis für Zivilcourage für Brandenburger Bürgermeisterin

Christine Herntier wird für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus vom »Denkmal für die ermordeten Juden Europas« und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin ausgezeichnet

 01.10.2025