Köln

Hilfreich

von Constanze Baumgart

Die Rheinland-Loge Köln hatte sich mit dem Gürzenich eine wahrhaft historische Stätte für ihre Geburtstagsfeier ausgesucht: Hier, in unmittelbarer Nachbarschaft zum mittelalterlichen jüdischen Viertel, hatten jüdische Kölner vor 120 Jahren die Loge gegründet. Das traditionsreiche Festhaus Gürzenich ist seit Jahrhunderten ein Herzstück Kölner Bürger- und Gemeindelebens. Hier zu feiern drückt außerdem aus, was Rheinland-Logen-Präsident Franz Rudolf Golling in seiner Rede hervorhob: »Wir sind wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen.« Wie für viele jüdische Organisationen war dieses »wieder« auch für die Rheinland-Loge nach der Zerschlagung und Vernichtung durch die Nationalsozialisten lange Zeit fraglich.
Die Anfänge von B’nai B’rith, übersetzt Söhne des Bundes, liegen in der New Yorker Lower East Side. Hier hatten 1843 nach Amerika ausgewanderte deutsche Juden die ehrenamtliche, von Laien getragene jüdische Organisation gegründet. Innerjüdische Wohltätigkeit war Ziel und Zweck dieser »Bürger- und Menschenrechtsbewegung von unten«, wie sie der Wissenschaftler und Publizist Micha Brumlik in seinem Festvortrag charakterisierte. Was mit einer jüdischen Beerdigungsversicherung begann, entwickelte sich zu einer Organisation, die sich neben Wohltätigkeit – der Zedaka – die Stärkung jüdischen Bewusstseins ebenso auf die Fahnen geschrieben hatte wie den Kampf gegen Antisemitismus.
Ende des 19. Jahrhunderts gab es B’nai B’rith auch in Deutschland. Die Kölner Gründung gehörte zu den ersten. Ihren Sitz hatte die Rheinland-Loge an der Cäcilienstraße. Der Standort des alten Logenhauses ist den Kölnern heute bestens vertraut, steht dort doch die markante Architektur eines Bekleidungshauses – das »gläserne Ei« von Renzo Piano.
Erst 1991 war in Köln die Zeit gekommen, wieder anzuknüpfen an die gewaltsam zerstörte Traditionslinie. Ziel und Aufgaben haben sich mit der Neugründung nicht verändert. Damals wie heute sehen sich die Mitglieder der Toleranz, Humanität und Wohltätigkeit verpflichtet. Einen Unterschied zu damals gibt es allerdings: War »Zionismus« einst ein verbotenes Wort in den Logen, steht B’nai B’rith heute in unverbrüchlicher Solidarität zu Israel.
Das demonstrieren auch die rund 50 Mitglieder der Rheinland-Loge: Ihr Engagement reicht von finanzieller Hilfe für israelische Krankenhäuser über die Beschaffung von Medikamenten für das Kölner Elternheim und russischsprachige Gebetbücher für neue Zuwanderer bis hin zur Unterstützung wieder neu gegründeter Gemeinden in Osteuropa. Einnahmequellen sind die Mitgliederbeiträge und die Veranstaltungen, zu denen die Rheinland-Loge stets auch Freunde und Bekannte einlädt und so die engen Kontakte außerhalb von Loge und jüdischer Gemeinde pflegt – eben wie beim Festbankett im Gürzenich.

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025