Mordecai Richler

Hauptsachen in Nebensätzen

von Marina Maisel

Mit der »Hommage an Mordecai Richler« startete eine Reihe, die von der Literaturhandlung zusammen mit dem Förderkreis Literatur zum Judentum zum 60. Jubiläum Israels angeboten wird. Schon die 16. Frühjahrsbuchwoche im März stand unter dem Motto »Literatur baut Brücken: Gastland Kanada«. Nun sind im Liebeskind-Verlag zwei Romane des in Kanada sehr populären Autors Mordecai Richler erschienen. Mit »Die Lehrjahre des Duddy Kravitz« (1959) und »Cocksure« (1968) liegen zum ersten Mal die deutschen Übersetzungen vor.
Mordecai Richler wurde 1931 in Montreal als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer geboren. Seine Kindheit verbrachte der Journalist und Drehbuchautor im orthodoxen Umfeld eines Einwandererviertels. Ab 1959 lebte und arbeitete er in Paris und London. Erst 1972 kehrte Mordecai Richler zurück nach Montreal, wo er bis zu seinem Tod 2001 lebte. Auch heute noch gehört Mordecai Richler zu den in Kanada meistgelesenen Autoren. In seinen einleitenden Worten zeigte der Literaturkritiker Denis Scheck die Bedeutung Richlers für Kanada. »Absurderweise« wurde Mordecai Richler in Deutschland zu Lebzeiten nicht bekannt. »Man kann diesen Autor ganz oder gar nicht lieben«, sagte Denis Scheck und unterstrich, dass Mordecai Richler ein Meister darin gewesen sei, »Hauptsachen in Nebensätzen und Nebensachen in Hauptsätzen auszudrücken«. Bei ihm gibt es den Transfer von Erfahrung in Belletristik, von Leben in Literatur, von Lust und Leid in Lied». Einzelnen Passagen aus den Bü-chern von Mordecai Richler lieh der Schauspieler Stefan Merki aus den Kammerspielen seine Stimme und bewies dem Publikum, wie modern und humorvoll Richler klingt. Dies ist allerdings nicht zuletzt auch das Verdienst der Übersetzerin Silvia Morawetz.
Seine Bücher schrieb der jüdisch-kanadische Autor Mordecai Richler aus ironischer Perspektive. Die Hauptfigur des Romans «Die Lehrjahre des Duddy Kravitz» führt das vor. Kravitz ist sehr unternehmungslustig und lässt sich immer wieder in Abenteuer auf der Suche nach Geld verwickeln. Hat sich der erste Roman mit dem Monster Kapitalismus beschäftigt, so befasst sich der zweite mit dem Monster Medien. Der eigenartige Humor und die satirischen Dialoge finden, getragen von der Stimme Stefan Merkis, ihren Weg leicht zum Publikum, das sichtlich amüsiert ist. Die persönliche Bekanntschaft mit der Familie Richler brachte den Verleger Jürgen Christian Kill auf die Idee, zwei Romane von Mordecai Richler dem deutschen Leser zugänglich zu machen. «Als ich die Bücher gelesen habe, war ich sofort begeistert», erzählte Kill. Besonders beeindruckte ihn, dass der Roman «Die Lehrjahre des Duddy Kravitz» zur Schullektüre in Kanada gehört.
Was das deutsche Publikum von Richlers Büchern hat, das bringt Denis Scheck am Schluss der Veranstaltung auf den Punkt: «Mordecai Richler lesen heißt schlauer werden!». Die beiden Romane jedenfalls sind nach der Meinung des Literaturkritikers Denis Scheck in jeder Hinsicht empfehlenswert.

Terror

Polizei: 9 Tote bei Angriff in Sydney

Was bislang bekannt ist - und was nicht

 14.12.2025

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025