KINO

Halbtotale in die Vergangenheit

Max Mannheimer, geboren 1920 im damaligen Sudetenland, ist ein faszinierender Mensch. Er hat die Lager Auschwitz, Da-chau und Mühldorf überlebt. Er besitzt einen bissigen Humor, künstlerisches Talent und hat eine spannende Lebensgeschichte zu erzählen, die er als Zeitzeuge vor jungen Menschen eindrucksvoll zu vermitteln weiß. Doch von alldem kommt in Carolin Ottos Dokumentarfilm Der weiße Rabe, der diese Woche in den Kinos anläuft, leider wenig rüber.
Gleich zu Beginn des Films verrät Carolin Otto den Zuschauern, dass sie mit Mannheimer eng befreundet ist. Diese Freundschaft war auch ihre Motivation für diese Produktion. Doch vor lauter Nähe zu dem Porträtierten scheint der Filmemacherin die Professionalität abhandengekommen zu sein.
Da sieht man beispielsweise Mannheimer in der Gedenkstätte Auschwitz stehen. Er erzählt von den Schrecken des Vernichtungslagers. Aber man kann seine Gefühle kaum lesen. Nicht, weil er keine hätte, sondern weil die Kamera ihn aus der Halbtotalen filmt, eine Einstellung, die ausgerechnet in einem der bewegendsten Momente Distanz zwischen dem Erzähler und den Zuschauern schafft. In einer anderen Szene stehen Mannheimer und Otto unter dem Fenster der Werkstatt, in der Mannheimers Bruder in einem KZ arbeitete und von wo er den anderen heimlich Brot zuwarf. Während Mannheimer das berichtet, fährt die Kamera an das Fenster ran und von dort ungelenk wieder zurück zu dem Erzählenden – der immer noch am Sprechen ist. Ein Fehler, der Filmstudenten im ersten Semester unterlaufen kann, nicht aber einer erfahrenen Regisseurin, die ein bisschen was von Schnitttechnik verstehen sollte.
Schlechte Kameraarbeit ist aber nicht das einzige Problem des Films. Offenbar hat Carolin Otto nicht begriffen (oder vergessen), dass ein Dokumentarfilm sich zwar an die Fakten halten muss, er aber in der Wahl der Mittel, diese Fakten zu zeigen, künstlerisch frei sein darf und soll. Lange, eingefrorene Einstellungen auf Menschen, die in die Kamera reden, überfordern die Aufmerksamkeitsspanne des Zuschauers. So interessant das, was dort erzählt wird, sein mag: Der Mangel an visueller Unterbrechung der langen Monologe ist fast unerträglich. Und der einzige Moment, in dem sanfte Musik ertönt, unterstreicht nur, dass es ansonsten den ganzen Film über an akustischer Untermalung fehlt.
Das eigentliche Dilemma dieses Films ist, dass er sich zu viel vorgenommen hat. Carolin Otto wollte Max Mannheimers Leben im Lager zeigen, seine Aufklärungsarbeit als Zeitzeuge in Schulen, sein Privatleben, seine künstlerische Tätigkeit. In ihrem Ehrgeiz, nichts auszulassen, hat sie ihr eigentliches Thema übersehen – Max Mannheimer. Alexandra Belopolsky

Nach Absage in Belgien

Dirigent Shani in Berlin gefeiert

Nach der Ausladung von einem Festival werden die Münchner Philharmoniker und ihr künftiger Chefdirigent Lahav Shani in Berlin gefeiert. Bundespräsident Steinmeier hat für den Fall klare Worte

von Julia Kilian  15.09.2025

New York City

UN-Sicherheitsrat verurteilt Israels Angriff auf Katar einhellig

Sogar die USA schlossen sich der Erklärung an

 12.09.2025

Eurovision Song Contest

Gegen Israel: Irland erpresst Eurovision Song Contest-Veranstalter

Nach Slowenien hat auch Irland verkündet, dem Eurovision Song Contest fernzubleiben, sollte Israel teilnehmen. Damit verstoßen sie gegen Grundregeln des international beliebten TV-Wettbewerbs

 11.09.2025

Krieg

Zwei Raketen aus Gaza auf Israel abgeschossen

Am Sonntagmorgen wurde Israel aus dem Gazastreifen mit Raketen beschossen. Eine Bekenner-Erklärung gibt es auch

 07.09.2025

Berlin

Uni-Präsidentin rechnet mit neuen »propalästinensischen« Aktionen

Die Präsidentin der Humboldt-Universität, Julia von Blumenthal, rechnet zum Wintersemester erneut mit »propalästinensischen« Aktionen. Dabei seien unter den Beteiligten kaum Studierende

 07.09.2025

Diplomatie

Netanjahu geht auf Belgiens Premier los

Für seine Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, wird Bart De Wever vom israelischen Ministerpräsident persönlich attackiert

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025