Woche der Brüderlichkeit

Gesprächsbedarf

von Ellen Presser

Es hat schon eine lange Tradition, im Münchner Rathaus die Woche der Brüderlichkeit zu begehen, genau genommen seit 60 Jahren. Wer 1948 vorausgesagt hätte, dass es wieder eine blühende jüdische Gemeinschaft in Deutschland geben würde, dass sich der vitale Staat Israel »zum modernsten Staat im Nahen Osten« entwickeln würde, dem hätte man nicht geglaubt. Ebenso wenig hätten aber auch diejenigen Glauben gefunden, die prophezeit hätten, dass junge Nazis in Landtage einziehen würden und jüdische Gemeinden geschützt werden müssten.
Der jüdische Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Abi Pitum, sprach im großen Auditorium im Alten Rathaussaal sehr Erns- tes an. »Wenn man das Wort David Ben Gurions vom Wunder, an das man glauben muss, um Realist zu sein, auf den Stand der christlich-jüdischen Beziehungen in Deutschland bezieht«, würde eine Reihe von Gefahren deutlich. »Alles«, sagte Pitum, »worum Menschen sich nicht mehr sorgen und für das sie sich nicht mehr einsetzen, ist gefährdet, ja vielleicht schon auf dem Rückzug.« Unter den Gästen war auch der neue Erzbischof von München und Freising Reinhard Marx.
Dass die Staatsministerin Christa Stewens im Namen des bayerischen Ministerpräsidenten und Bürgermeisters Hep Monatzeder und im Namen des Münchner Oberbürgermeisters Grüße überbrachte, unterstreicht die staatspolitische Bedeutung, die man dem Wirken der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit beimisst. Stewens unterstrich, wie wichtig es sei, »engagiert und couragiert für unsere Vision einzutreten« und dankte für das Wunder des binnen der letzten 60 Jahre neu entstandenen Miteinanders. Monatzeder betonte, München habe aus seiner Geschichte gelernt. Das Motto des 850. Stadtgeburtstags »Brücken bauen« bekräftige diesen Eindruck eines gelungenen Lernprozesses. Dafür spreche auch das seit 1960 bestehende Besuchsprogramm für ehemalige Münchner Juden und das 1987 eröffnete »Haus München« in Tel Aviv. Der evangelische Vorsitzende der Gesellschaft, Pfarrer Hans-Jürgen Müller, führte Charlotte Knobloch als »Frau mit Stehvermögen und Beharrlichkeit« ein, die der jüdischen Gemeinschaft in München wieder einen sichtbaren Platz geschaffen habe. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland und Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern war um den Festvortrag gebeten worden. Und so liebenswürdig und dankbar sie für das, was in den vergangenen 60 Jahren für den christlich-jüdischen und deutsch-israelischen Dialog erreicht wurde, war, so unmissverständlich kritisch setzte sie sich mit aktuellen Phänomenen auseinander. Denn »man muss Realist sein, um Wunder bewirken zu können«.
Die Mitglieder der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit hätten dem jüdischen Staat 60 Jahre Sympathie bekundet. Der interreligiöse Dialog sei jedoch nicht immer reibungslos verlaufen. Als aktuelles Beispiel führte Knobloch die katholische Karfreitagsfürbitte und ihre Neuformulierung durch Papst Benedikt XVI. an. Diese stelle eine enorme Belastung für das christlich-jüdische Gespräch dar. Dieses Gebet beinhalte eine subtile Aufforderung zur Judenmission, »die wir als brüskierend, überheblich und als deutlichen Rückschritt im christlich-jüdischen Verhältnis bezeichnen müssen«. Charlotte Knobloch spitzte ihre Kritik auf die Frage zu: »In welcher Zeit leben wir eigentlich, wenn die katholische Kirche heute wieder meint, um das Seelenheil des jüdischen Volkes besorgt sein zu müssen.« Registriere man, wie eine Infratest-Umfrage von 2003 unterstreicht, wie gering die Wertschätzung der jüdischen Religion im Vergleich zur Wahrnehmung des Christentums als einer vermeintlich friedlichen zweitausendjährigen Geschichte sei, dann habe der christlich-jüdische Dialog nichts von seiner Dringlichkeit eingebüßt.

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