Jonah Sievers

Fünf Minuten mit Rabbiner Jonah Sievers über Laubhütten, schlechtes Wetter und freundliche Vermieter

Herr Rabbiner, zum Laufhüttenfest ist das Wetter hierzulande nicht immer so güns-
tig. Kann bei strömendem Regen Sukkot auch drinnen gefeiert werden?
Man sollte immer Optimist sein, und auf gutes Wetter hoffen. Sollte es die Witterung wirklich mal nicht erlauben, kann bei schlechtem Wetter auch im Haus gegessen werden. Empfehlenswert wäre es aber auf jedem Fall, den Segensspruch »leishev b’sukkah« in der Hütte zu sagen. Das ist zu schaffen, ohne dass man bei Regen besonders nass wird.

Häufig wird die Frage gestellt, ob diese und andere biblische Gebote nicht eher für Israel und das nahöstliche Klima ge-dacht waren. Wie lautet Ihre Antwort?
Aus rabbinischer Sicht glaube ich, dass die Mizwot keiner örtlichen oder zeitlichen Einschränkungen unterliegen, wenn diese nicht durch die Tora vorgegeben sind. Und auch wenn es sich damals um Hütten für eine Wüstenwanderung handelte, ändert sich nichts an der Tatsache, dass die Gebote auch in der Diaspora gelten.

Die wenigsten ziehen eine ganze Woche in die Hütte. Wann sollte man aber auf jeden Fall in der Sukka sein? Reicht ein Kiddusch?
In der Tora steht, dass wir sieben Tage in den Hütten wohnen sollen. Allerdings ist das Minimum am ersten Abend in der Sukka zu sitzen, die Bracha zu sagen und dort Brot von mindestens 60 Gramm zu essen.

Ist es nur Pflicht, in der Hütte zu sitzen, oder muss jeder auch selbst eine Sukka bauen?
Jeder muss eine Sukka bauen oder beim Aufbau helfen. Wenn es nicht anders möglich ist, kann man sich der Pflicht auch durch die Gemeindesukka entledigen. Dieses hat auch schon eine lange Tradition. Wenn nun jemand entdecken sollte, dass die Sukka bereits durch fleißige Gemeindemitarbeiter oder Handwerker aufgestellt worden ist, kann man sich und seine Familie zumindest bei der Dekoration der Laubhütte engagieren.

Nicht jeder hat einen eigenen Garten, wo er eine Sukka aufstellen kann. Geht es auch auf dem Balkon?
Auf dem Balkon kann die Sukka gebaut werden. Allerdings müssen die, die es halachisch richtig machen wollen, auch daran denken, dass man durch das S’chach – das mit Zweigen bedeckte Dach – nachts noch die Sterne hindurchsehen können muss. Also wer noch ein Stockwerk über seinem Balkon hat, sollte sich im Zweifelsfall an seinen Rabbiner wenden.

Was kann der tun, der zur Miete wohnt. Muß der Vermieter einer Sukka auf dem Balkon oder im Hof zustimmen?
Ich bin Rabbiner und kein Mietrechtsexperte. Daher würde ich immer raten, sich vorher zu erkundigen. Darüber hinaus sollte man im Sinne eines guten Miteinanders sich überlegen, Vermieter und Nachbarn auch mal in die Hütte einzuladen.

Im Internet werden moderne Pop-up-
Sukkot angeboten, die wie kleine Zelte aussehen? Sind die in Ordnung?
Das kann man wohl nur im Einzelfall beurteilen, weil das Angebot immer größer und vielfältiger wird.

Erew Sukkot ist in diesem Jahr am Freitagabend. Gibt es besondere Dinge, die dabei wegen des Schabbatbeginns beachtet werden müssen?
Eigentlich nur, dass am 1. Tag von Sukkot kein Lulav geschüttelt wird. Diese mit dem Feststrauß verbundene Pflicht entfällt. Die Schabbatregeln gelten weiterhin. Im Zweifelsfall ist es immer angebracht, den örtlichen Rabbiner zu befragen.

Mit dem Landesrabbiner von Niedersachsen sprach Detlef David Kauschke. Foto: Limberg

Diplomatie

Netanjahu geht auf Belgiens Premier los

Für seine Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, wird Bart De Wever vom israelischen Ministerpräsident persönlich attackiert

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025

Ankara

Türkei bricht Handelsbeziehungen zu Israel ab

Der Handel der Türkei mit Israel belief sich im Jahr 2023 noch auf mehrere Milliarden US-Dollar. Nun bricht die Türkei alle Handelsbeziehungen zu Israel ab. Doch es ist nicht die einzige Maßnahme

 29.08.2025

Geburtstag

Popstar der Klassik: Geiger Itzhak Perlman wird 80

»Sesamstraße«, »Schindlers Liste« und alle großen Konzertsäle der Welt natürlich sowieso: Der Geiger gehört zu den ganz großen Stars der Klassik. Jetzt wird er 80 - und macht weiter

von Christina Horsten  29.08.2025

Bonn

Experte: Opfer mit Bewältigung von Rechtsterror nicht alleinlassen

Der erste NSU-Mord liegt beinahe 25 Jahre zurück. Angehörige der Opfer fordern mehr Aufmerksamkeit - und angemessenes Gedenken, wenn es um rechtsextreme Gewalt geht. Fachleute sehen unterschiedliche Entwicklungen

 29.08.2025

Frankfurt am Main

Michel Friedman will nicht für TikTok tanzen

Es handle sich um eine Plattform, die primär Propaganda und Lügen verbreite, sagt der Publizist

 28.08.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 25.08.2025