Fernsehen

Fromm, tot oder israelisch

von Michael Wuliger

Als vorigen Freitagabend im ZDF Marcel Reich-Ranicki im Gespräch mit Thomas Gottschalk noch einmal seine Fernsehfundamentalkritik bekräftigte, mit der er den Deutschen Fernsehpreis abgelehnt hatte, (»Mist«, »Blödsinn«), werden unter den Zuschauern nur wenige Juden gewesen sein. Erstens war Schabbat, zweitens lief zeitgleich auf RTL II der Actionfilm »Inferno« mit Jean Claude van Damme. Juden sind im Zweifelsfall nicht kultivierter als andere Leute auch.
So sensationell neu, wie in den Medien aufgepustet, war die Erkenntnis des Großkritikers im Übrigen eh nicht. Dass in der Glotze größtenteils Schrott läuft, weiß jeder. Deshalb schauen wir ja Fernsehen. Es gibt ein menschliches Grundbedürfnis nach dem Seichten. Nicht nur bei sogenannten Unterschichtlern. Der Akademi-keranteil unter den Zuschauern von Soaps und Telenovelas soll angeblich höher sein als in der Gesamtbevölkerung.
Reden wir statt vom niedrigen Niveau des Fernsehens im Allgemeinen deshalb lieber von einem für die Leser dieser Zeitung relevanteren TV-Ärgernis. Schauen Sie mal rechts auf dieser Seite, da, wo »Hören und Sehen« steht. Kommen Ihnen die Einträge dort nicht seltsam bekannt vor? Die Reportage über das koschere Café in Berlin am Freitag zum Beispiel tourt schon seit Monaten durch die Dritten Programme der ARD. Der Truffaut-Film auf 3sat um 22.25 Uhr ist auch nicht gerade taufrisch, genauso wenig wie Schindlers Liste tags drauf um 20.15 Uhr.
Natürlich werden nicht nur Wiederholungen zu jüdischen Themen ausgestrahlt. Vor allem auf arte laufen immer wieder auch neue Produktionen. Die Themen allerdings sind meist die alten – Schoa, Israel und Haredim. In den Redaktionsräumen vieler Sender scheint man sich Juden nur als Opfer, Nahostbewohner oder mit Pejes vorstellen zu können.
Es gibt auch Ausnahmen. arte präsentiert am Dienstag Tel Avivs junge Szene. Allerdings nachts um o.50 Uhr, wenn auch die meisten jungen Zuschauer entweder im Bett oder in den Clubs sind. Bei 3sat kommt sogar in dem Dreiteiler Mutig in die neuen Zeiten jüdischer Alltag vor. Allerdings in Österreich. In Deutschland scheint es den nicht zu geben. Wenn Juden hier einmal in normalen TV-Programmen auftauchen, die im Hier und Heute spielen, Tatort-Krimis etwa, dann oft als jiddelnde Exoten.
Wer Kinder Israels sehen will, die sich wie ganz normale Menschen benehmen, muss US-Serien schauen, wie Law and Order, Sex and the City oder Criminal Intent. Die jüdischen Figuren dort sind selbstbewusst und selbstverständlich Juden ohne viel Tamtam. Das gilt sogar für Zeichentrickserien. Kyle Broflovski aus South Park und Krusty der Clown von den Simpsons sind näher an der Wirklichkeit von heute als die meisten Juden, die das deutsche Fernsehen zeigt. Übrigens laufen diese Serien alle bei den so gern beschimpften privaten Sendern.

Terror

Hamas gibt die Leichen von Tamir Nimrodi, Uriel Baruch und Eitan Levy zurück

Die vierte Leiche ist ein Palästinenser

 15.10.2025 Aktualisiert

München

Friedman fordert Social-Media-Regulierung als Kinderschutz

Hass sei keine Meinung, sondern pure Gewalt, sagt der Publizist. Er plädiert für strengere Regeln

 10.10.2025

Waffenruhe

»Wir werden neu anfangen, egal, wie schwer es ist«

Im Gazastreifen feiern die Menschen die Aussicht auf ein Ende des Krieges

 09.10.2025

Perspektive

Wir lassen uns nicht brechen – Am Israel Chai! 

Ein Zwischenruf zum 7. Oktober

von Daniel Neumann  06.10.2025

Berlin

Preis für Zivilcourage für Brandenburger Bürgermeisterin

Christine Herntier wird für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus vom »Denkmal für die ermordeten Juden Europas« und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin ausgezeichnet

 01.10.2025

Terror

»Das Einfühlungsvermögen für Juden ist aufgebraucht«

Die Berliner Psychologin Marina Chernivsky zieht eine bittere Bilanz nach dem 7. Oktober

von Franziska Hein  30.09.2025

Nahost

Die Knackpunkte in Trumps Friedensplan

Netanjahu stellt sich hinter Trumps Plan für ein Ende des Gaza-Kriegs. Doch darin gibt es noch viele unklare Stellen

von Anna Ringle, Cindy Riechau  30.09.2025

Gaza/Jerusalem

Hamas fordert Feuerpause - Leben zweier Geiseln bedroht

Laut Kassam-Brigaden sei der Kontakt zu den beiden abgebrochen

 28.09.2025

New York/Teheran

Iran-Sanktionen wieder in Kraft

DIG und iranische Oppositionelle im Exil begrüßen die Entscheidung

 28.09.2025