Dokumentarfilm

Freude, Liebe, Leid

Freude, Liebe, Leid

Ein Dokumentarfilm über Juden in Halle

von Steffen Reichert

»Damit kann man noch leben.« Immer wieder haben sich Juden mit diesem Satz selber Mut zugesprochen: als sie sich einen Stern annähen, als sie in Judenhäuser ziehen, als jeder von ihnen den Namen Sarah oder Israel annehmen musste. »Damit kann man noch leben.« Der davon berichtet, ist Josef Kahlberg, der Sohn des letzten Rabbiners von Halle an der Saale. Als einer der wenigen Überlebenden ging er nach Israel, um sich ein neues Leben aufzubauen. Als letzter Jude konnte er in Halle 1935 noch sein Abitur ablegen.
»Juden in Halle« heißt ein 45-minütiger Dokumentarfilm. Der Streifen – mit Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt, Lotto/Toto und der Heinrich-Böll-Stiftung entstanden – folgt einer simplen Idee: »Wir wollten zeigen, dass das jüdische Leben in Halle vielseitiger ist als vermutet«, sagt Marlies Splett. Die Journalistin hat gemeinsam mit ihrem Mann Andreas drei Jahre lang zum Thema Archive durchforstet und Zeitzeugen befragt.
Enstanden ist ein Bild des jüdischen Lebens, das in Halle 1.000 Jahre Tradition und Höhen und Tiefen erlebt hat. Im Mittelalter durften Juden nicht in der Stadt leben, später mussten sie Eintritt zahlen. Andererseits durfte an der Hallenser Universität erstmals ein Jude promovieren. Es entwickelte sich schließlich eine liberale Gemeinde, die im städtischen Leben integriert war. 31 Juden aus Halle fielen im Ersten Weltkrieg. Fast 1.100 Mitglieder zählte die Gemeinde zu Beginn des Nationalsozialismus – keine 50 danach.
»Es war eine emotionale Gratwanderung«, erinnert sich Andreas Splett an die Recherchen. Er präsentiert bedrückende Dokumente: wie das Schreiben, in dem ein Jude den Behörden vorschriftsmäßig seine Konfession mitteilt – und sich entschuldigt, dass dies nicht rechtzeitig geschah.
Gudrun Goeseke, eine zierliche agile Frau, berichtet, wie sie zu DDR-Zeiten das Archiv der Gemeinde vor der Vernichtung rettete und heute die Recherchen für das Projekt »Stolpersteine« unterstützt. Heute hat die Gemeinde wieder mehr als 700 Mitglieder, vorwiegend Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion.
Die Filmemacher wollen den Streifen Schulklassen zur Verfügung stellen und mit Veranstaltungen das thematische Feld umfassend bearbeiten.
www.zeit-geschichten.de

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Meinung

BBC: Diese Plattform für anti-israelische Vorurteile und Extremismus ist nicht mehr zu retten

Der öffentlich-rechtliche Sender Großbritanniens hat sich anti-israelischen Vorurteilen und Extremismus geöffnet. Er braucht dringend Erneuerung

von Ben Elcan  13.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025