extrem

Feindbild Islam

Wenn die rechtsextreme Partei »Pro Köln« zu Protesten gegen den geplanten Bau einer Moschee aufruft, finden sich stets auch Demonstranten mit Israel-Fahnen ein. Es sind meist Aktivisten des Internetportals Politically Incorrect (PI), das neuerdings zu den Bündnispartnern von Pro Köln gehört.
PI ist ein sich proamerikanisch und proisraelisch gebendes Portal, das sich dem Kampf gegen eine »Islamisierung Europas« verschrieben hat. Pro Köln wiederum behauptet, einen »strikt grundgesetztreuen, demokratischen und freiheitlichen Politikansatz« zu vertreten. Für größeres Aufsehen sorgte Pro Köln erstmalig mit zwei von heftigen Protesten begleiteten »Anti-Islamisierungskongressen«, zuletzt im Mai dieses Jahres in Köln.
Gegründet wurde der eingetragene Verein 1996 im Dunstkreis der Deutschen Liga für Volk und Heimat (DLVH). Zwei Jahre zuvor war die Republikaner-Abspaltung aus dem Kölner Rat geflogen, damals entschieden sich die DLVH-Funktionäre Markus Beisicht und Manfred Rouhs für einen Strategiewechsel. Sie aktivierten die bis dahin nicht öffentlich in Erscheinung getretene »Bürgerbewegung pro Köln«.
Um sich vom braunen Image zu befreien, formulierte Rouhs Vorschriften. »Wer Politik machen will, darf sich auf keinen Fall auffallend kleiden«, schrieb er als »Regel Nummer eins« in Richtung der Springerstiefel-Freaks in den eigenen Reihen. Das Konzept ging auf: 2004 zog Pro Köln mit 4,7 Prozent in den Rat ein.
Seitdem versuchen die als Biedermänner getarnten Brandstifter, ihr »neues erfolgreiches rechtspopulistisches Politikmodell« (Beisicht) auszuweiten. Im Januar 2005 gründete sich die »Bürgerbewegung Pro Deutschland« mit Rouhs als Bundesvorsitzendem, im Februar 2007 die von Beisicht angeführte »Bürgerbewegung Pro NRW«. Ihre Vorbilder sind der belgische Vlaams Belang und vor allem die österreichische FPÖ, mit denen sie in enger Verbindung stehen. »Erst brechen wir in den Großstädten durch«, beschreibt das frühere NPD-Mitglied Rouhs seine Strategie. »Dann bauen wir unsere Basis weiter aus.«
Zentraler Baustein in der Strategie der Pro-Gruppen ist, ihre fremdenfeindliche Ausrichtung als vermeintlich harmlose »Islamkritik« zu maskieren. Bemerkenswert offen erläuterte Pro-NRW-Chef Beisicht unlängst der »Jungen Freiheit« die Strategie: »Wir haben nach Inhalten Ausschau gehalten und waren anfangs selbst überrascht, welche außerordentliche Resonanz wir mit dem Thema gefunden haben.« Zum Beispiel bei PI. Das Portal zählt nach eigenen Angaben zu den erfolgreichsten politischen Weblogs in Deutschland. Seit 2004 kämpft es gegen eine »immer mehr um sich greifende Ideologie des Multikulturalismus«. Zu den »Leitlinien« von PI gehört auch ein Bekenntnis zu Israel. So will man sich zum einen gegen den Vorwurf des Rechtsextremismus immunisieren. Zum anderen sehen die PI-Macher den jüdischen Staat als eine Art Außenposten im Kampf gegen die von ihnen halluzinierte muslimische Weltverschwörung.
Dass PI sich auf Pro-Köln-Demos tummelt, sorgt für Reibungsverluste: Für deren Führungsspitze sei »diese geheuchelte Israelfreundlichkeit nur Mittel zum Zweck« und nicht mehr als »eine unliebsame Fassade«, urteilt René Emmerich. Der ehemalige Pro-Jugendbeauftragte für Köln, ein glühender Neonazi, verließ die Gruppierung im Mai und schloss sich den »Freien Kräften« an.
Während die Pro-Gruppen beim neuen Partner PI erfolgreich andockten, scheiterten sie bislang bei demokratischen Islamkritikern. So wehrte sich der Kölner Publizist Ralph Giordano vehement gegen Ver- einnahmungsversuche. Pro Köln ginge es nur darum, »begründete islamkritische Haltungen der Bevölkerung für die rassistischen Motive des Rechtspopulismus auszubeuten«, kritisierte der 86-Jährige. Für ihn ist Pro Köln eine »lokale Variante des zeitgenössischen Nationalsozialismus«.

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025