Westjordanland

Es wird gebaut

von Wladimir Struminski

»Ja, ich habe es versprochen«, pflegte Israels dritter Ministerpräsident, Levi Eschkol, mit dem ihm eigenen Zynismus zu sagen, »aber ich habe nicht versprochen, Wort zu halten.« Dieser Tage hat die israelische Friedensbewegung »Schalom Achschaw« (Frieden jetzt) auch Ehud Olmert des Wortbruchs beschuldigt: Von dem im Novem- ber 2007 bei der Friedenskonferenz in Annapolis gegebenen Versprechen, den israelischen Siedlungsbau einzustellen, sei »so gut wie nichts übrig geblieben«.
Kurz nach Annapolis hatte Olmert verlangt, alle Bauvorhaben im Westjordanland ihm persönlich zur Entscheidung vorzulegen. Im nördlich von Jerusalem gelegenen Giw’at Se’ew stoppte der Regierungschef den Weiterbau eines Wohnviertels für ultraorthodoxe Familien. Prompt sprach die Siedlerbewegung von einem Ausverkauf israelischer Interessen. Die Wirklichkeit, so ein von Schalom Achschaw jetzt vorgelegter Bericht, sieht jedoch anders aus. Seit Annapolis, stellt die Bewegung aufgrund eigener Ermittlungen fest, wurden in den West-Bank-Siedlungen – ohne Ostjerusalem – 275 neue Gebäude in Angriff genommen, an mehr als 200 Häusern, deren Errichtung bereits früher begann, wird wei- tergebaut. Auch die Baupause in Giw’at Se’ew ist inzwischen vorbei. In der ultraorthodoxen Stadt Beitar Illit sollen mit Olmerts Billigung 800 neue Wohnungen vermarktet werden. Insgesamt fand oder fin- det Bautätigkeit in 101 Siedlungen statt.
In den jüdischen Stadtteilen Ostjerusalems wurden zwischen Dezember 2007 und März 2008 750 Wohnungen ausgeschrieben. Der Bau des Wohnviertels Har Choma geht mit Volldampf weiter. Der Siedlungsausbau, so Jariw Oppenheimer, Generaldirektor von Schalom Achschaw, mindere die Chancen auf eine Zweistaatenlösung, indem er die Schaffung eines territorial zusammenhängenden palästinensischen Staates untergrabe. »Am Ende werden wir in einem binationalen Staat leben müssen«, so Oppenheimer zur Jüdischen Allgemeinen. Auch das von Israel den USA gegebene Versprechen, ohne behördliche Genehmigung gebaute Siedlungen zu räumen, bleibt auf dem Papier. Stattdessen verhandelt das Verteidigungsministerium mit den Siedlern über eine einvernehmliche Räumung von gerade Mal fünf »illegalen Außenposten«. Die Siedler, betonte Verteidigungsminister Ehud Barak, »sind nicht unsere Feinde, sondern unsere Brüder«.
Mit dieser Politik gibt die Regierung dem Druck rechter Kreise nach. Die sefardisch-ultraorthodoxe Schas sitzt als unerlässlicher Regierungspartner am langen Hebel und droht für den Fall eines vollen Baustopps mit einem Bruch des Regierungsbündnisses. Das will Olmert nicht riskieren. Erst recht nicht, weil ein Friede mit den Palästinensern weder mit noch ohne Baustopp in Sicht ist. Von einer Eindämmung des Terrorismus durch die palästinensische Regierung kann keine Rede sein. Zudem würde die anhaltende Kontrolle des Gasastreifens durch die Hamas die Durchsetzung eines Friedensvertrages ohnehin vereiteln. In der vergangenen Woche hat sich Jasser Abed Rabbo, Sekretär der PLO und Mitglied des palästinensischen Verhandlungsteams, sogar für eine Einstellung der Gespräche ausgesprochen. Unter diesen Umständen zieht es Olmert vor, die Schas ruhig zu stellen und seine Restamtszeit so lange wie möglich auszukosten.

Krieg

Jerusalem warnt Menschen im Iran vor möglichen neuen Angriffen

In bestimmten Gebieten des Irans stehen offensichtlich neue Angriffe bevor. Israels Militär ruft die iranische Bevölkerung zur Evakuierung auf

 15.06.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Juni bis zum 18. Juni

 11.06.2025

Tel Aviv/Gaza

Israel will Ankunft von Thunbergs Schiff in Gaza verhindern

Das Schiff des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition ist unterwegs nach Gaza. Nach Angaben der Aktivisten nähern sie sich immer mehr dem Gebiet - Israel droht ihnen nun

 08.06.2025

Petition

Deutsche Prominente werfen Israel Völkermord vor

Die Unterzeichner verlangen eine Aussetzung von Rüstungsexporten

 05.06.2025

Bundestag

Wegen »Palestine«-Shirt: Linken-Abgeordnete des Plenarsaals verwiesen

Mit der politischen Botschaft auf ihrer Kleidung hatte Cansin Köktürk offenbar gegen die Regeln des Hauses verstoßen. Die Bundestagspräsidentin zog die Konsequenz

 04.06.2025

Medien

Presseschau zur Debatte um Deborah Feldmans »Weltbühne«-Artikel

In dem Blatt des umstrittenen Verlegers Holger Friedrich zieht die Autorin die Jüdischkeit des Chefredakteurs der Jüdischen Allgemeinen in Zweifel. In Zeitungskommentaren wird nun vernichtende Kritik an ihrem Text geübt

 26.05.2025

Israel

Geisel-Angehörige fordern Ende des »Albtraums«

Seit bald 600 Tagen hält die Hamas noch 58 lebende und tote israelische Geiseln im Gazastreifen fest. Israelis demonstrieren vehement für ihre Freilassung und fordern ein Ende des Krieges

 24.05.2025

Nachrichten

Strände, Soldat, Flüge

Kurzmeldungen aus Israel

von Sabine Brandes  21.05.2025

Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt: Verfassungsschutz sieht Demokratie bedroht

Im Osten ist die AfD besonders stark. Allerdings etablieren sich auch andere rechtsextremistische Bestrebungen

von Christopher Kissmann  19.05.2025