Golem

Es war einmal in Prag

von Miryam Gümbel

Jüdische Geschichte und Geschichten nicht nur Jugendlichen näherzubringen, dazu hat die Autorin Mirjam Pressler einen Weg gewählt, in dem sich Spannung und Abenteuer, Fantasie und Wissensvermittlung miteinander vermischen, auch in ihrem jüngsten Buch »Golem stiller Bruder«.
Der 15-jährige Jankel, der als Waise nach Prag kommt, wird zur Identifikationsfigur und erschließt dem Leser eine Welt, die vordergründig im 16. Jahrhundert spielt. Das Sich-Zurechtfinden eines Heranwachsenden zwischen Freunden und Feinden und die Hilfe und das Eingreifen des mystischen Helfers Golem regen über die Legende hinaus zum Nachdenken an. Dass der Golem bis heute aktuell ist, unterstrich Ellen Presser vom Kulturzentrum der IKG, das zur Buchpremiere in den Hubert-Burda-Saal im Gemeindezentrum am Jakobsplatz eingeladen hatte, mit verschiedenen Abbildungen. Mirjam Pressler hat diese legendäre Figur seit langem fasziniert. Im Gespräch mit der Gastgeberin erzählte sie, dass sie viele Bücher über den Golem gesammelt habe. Auch nach Prag war sie gereist, um hier das Kolorit für ihren Roman mit historischem Hintergrund einzufangen. Hier soll der berühmte Rabbi Löw um 1600 den Golem erschaffen haben, einen Menschen aus Lehm.
Wie alle künstlichen Menschen musste auch der Golem zum Leben gebracht werden. Die Form, für die sich Mirjam Pressler entschieden hat, ist diejenige, die ihn mit dem Wort Gottes zum Leben erweckt: ein Zettel unter der Zunge, der immer wieder erneuert wird, sorgt dafür.
Der Autorin war für ihre literarische Umsetzung der religiöse Bezug wichtig. Ihr Wissen um jüdische Mystik und speziell die Kabbala fließen in den historischen Roman mit ein. »Es gibt eine tiefe Sehnsucht, dass man Hilfe von außen bekommt«, sagte Mirjam Pressler. Und sie fügte hinzu, dass diese nicht immer von Menschen kommen müsse. Das Thema regt nicht nur die jugendlichen Leser zum Nachdenken an. Und so diskutierten die Besucher noch lange in individuellen Gesprächen im Foyer des Jüdischen Zentrums. Und damit ein Stück Prager Flair auch fühlbar wurde, hatten die Mitglieder des Koscheren Kochkurses des Jugend- und Kulturzentrums noch verschiedene Kostproben nach Prager Rezepten zubereitet. Mirjam Pressler selbst war allerdings noch lange Zeit am Büchertisch festgehalten, um für die begeisterten Zuhörer ihr Werk zu signieren.

Mirjam Pressler: »Golem stiller Bruder«. Beltz & Gelberg, 2007. 373 Seiten. 16.90 Euro

Israel

Ministerpräsident Voigt besucht Yad Vashem

Thüringens Regierungschef Mario Voigt (CDU) bereist noch bis Donnerstag Israel. Der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hinterließ bei ihm am Mittwoch tiefe Eindrücke

 12.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025