Synagogenbau

»Es muss kein Neubau sein«

von Tobias Kühn

Üblicherweise bauen Christen keine Synagogen. In Potsdam jedoch hat sich vor zwei Jahren ein knappes Dutzend nichtjüdischer Bürger zu einem Verein zusammengetan, um eine Synagoge zu errichten – für die jüdische Gemeinde der Stadt. Diese besteht zum größten Teil aus Zuwanderern und hat kein Geld, sich aus eigener Kraft ein Bethaus zu bauen.
Seit einigen Monaten wirbt der »Bauverein Synagoge Potsdam« in der Öffentlichkeit um Spenden. Und weil es manchen Sponsoren wichtig ist, dass auch der Zentralrat der Juden das Projekt akzeptiert, schrieb der Vorsitzende des Vereins, Horst-Dieter Weyrauch, im Dezember einen Brief an Stephan J. Kramer, den Generalsekretär des Zentralrats. Darin bat er um ein Gespräch. Wenige Tage nach Erhalt des Briefs rief Kramer Weyrauch an und sagte ihm, er lehne das Unternehmen ab. Seine Begründung konnte man tags darauf auch in den Potsdamer Neuesten Nachrichten lesen: die schlechte finanzielle Ausstattung des Landesverbands der jüdischen Gemeinden in Brandenburg, zu dem auch die Potsdamer jüdische Gemeinde gehört. Das Land unterstütze die Gemeinden nur unzureichend, ihre Arbeit könne zum Teil nur mit Hilfe des Zentralrats und der Zentralwohlfahrtsstelle erfüllt werden. Weyrauchs Plan, in Potsdam eine Synagoge für 3,5 Millionen Euro zu bauen, verhöhne die übrigen sechs Ortsgemeinden in Brandenburg, so Kramer. Weyrauch fühlte sich vor den Kopf gestoßen, der Bauverein stellte sein Fortbestehen in Frage und ließ von den Mitgliedern abstimmen. »Wir machen weiter«, sagte Weyrauch nach der Versammlung am 24. Januar, »und wir erwarten, dass Herr Kramer unseren Brief beantwortet.« Kramer: »Herr Weyrauch kennt meine Antwort.« Natürlich brauche Potsdam eine Synagoge, sagt Kramer. Und wenn Spender sich fänden, sei es umso besser. »Ich habe überhaupt nichts gegen ein so ehrenwertes Projekt. Aber es ist die Aufgabe des Landes Brandenburg und der Stadt Potsdam, für eine jüdische Infrastruktur zu sorgen. Und – es muss kein Neubau sein.«
Der Staatsvertrag, den die brandenburgische Regierung 2005 mit dem jüdischen Landesverband geschlossen hat, sichert den Gemeinden im Land jährlich 200.000 Euro zu – so wenig wie in keinem anderen Bundesland. Die Summe gewährleiste nicht einmal die »Minimalanforderungen« für die Lebens- und Arbeitsfähigkeit der Gemeinden, kritisiert Kramer. »Trotz der finanziell schwierigen Situation, in der sich das Land Brandenburg befindet, halte ich diese Leistungen für zu gering.« Der Zentralrat der Juden hatte in den Verhandlungen zum Staatsvertrag eine jährliche Zuwendung von 900.000 Euro vorgeschlagen.
Schon damals, sagt Kramer, habe er die Landesregierung gebeten, »dass man im konstruktiven Gespräch die Möglichkeiten auslotet, die Leistungen für die jüdischen Gemeinden des Landes zu erhöhen. Und ich würde diese Bitte auch wiederholen.« Verhandlungspartner der brandenburgischen Regierung sei jedoch der Landesverband.

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025